RWI: Photovoltaik-Anlagen aus den Jahren 2009 bis 2011 sind für private Haushalte besonders lukrativ; Lasten der EEG-Förderung ungleich verteilt
Sie macht zudem deutlich, dass die Lasten der Förderung der erneuerbaren Energien sehr ungleich verteilt sind. Die Schieflage könnte sich verschärfen, wenn künftig immer mehr Haushalte zu Eigenversorgern mit Solarstrom werden und immer weniger die EEG-Umlage finanzieren müssen, berichtet das RWI in einer Pressemitteilung.
PV-Anlagekosten sanken 2009 und 2010 schneller als die Einspeisevergütung
Die Installation einer eigenen Photovoltaik-Anlage in den Jahren 2009 bis 2011 brachte deutschen Haushalten laut der Studie eine Rendite, die im Mittel rund das Dreifache der Zinssätze für eine Bundesanleihe mit vergleichbarer Laufzeit betrug. Die Installation war deshalb so lukrativ, weil die durchschnittlichen Anlagekosten 2009 und 2010 schneller sanken als die Einspeisevergütung. Entsprechend kam es in diesen Jahren jeweils zu einer Verdopplung des Zubaus gegenüber dem Vorjahr.
Zwar wurden die im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) für Solarstrom gewährten Einspeisevergütungen in den Jahren 2010 und 2011 gesenkt, sie gingen jedoch nicht so stark zurück wie die Kosten der PV-Anlagen. Auch Haushalte, die 2007, 2008 und 2012 eine Solarstrom-Anlage installierten, konnten damit deutlich höhere Renditen erzielen als mit einer vergleichbaren Bundesanleihe mit einer Restlaufzeit von 20 Jahren.
Kreditfinanzierte Photovoltaik-Anlagen waren eine besonders gute Investition
Besonders wenn die Anlagen mit Krediten finanziert wurden, waren sie eine lohnende Investition. So ließen sich 2009 bis 2011 Eigenkapitalrenditen von 30 % erzielen. Bei einer hohen Fremdkapitalquote von 80 % und guter Bonität der Haushalte seien sogar Eigenkapitalrenditen um die 50 % möglich gewesen, ergab die Studie.
PV-Anlagen sind meist eine Investition für Besserverdienende; EEG-Umlage wird von der großen Masse finanziert
Wie die Auswertung auch zeigt, investierten insbesondere wirtschaftlich gut gestellte Haushalte in PV-Anlagen. Mehr als 90 % der Befragten gaben an, in der eigenen Immobilie zu wohnen. PV-Anlagen werden also von eher wohlhabenden Haushalten installiert und genutzt.
Die Kosten der Förderung der erneuerbaren Energien werden jedoch über die EEG-Umlage von der großen Masse der übrigen Stromverbraucher finanziert. Zwischen 2009 und 2015 hat sich diese Umlage von rund 1,3 Cent auf 6,17 Cent je Kilowattstunde erhöht. Angesichts dieser Umverteilung finanzieller Ressourcen stellt sich bei der Förderung des Ausbaus der Erneuerbaren in Deutschland mit Hilfe des EEG die Frage nach einer gerechten Lastenverteilung.
Mehr solare Selbstversorger könnten EEG-Umlage weiter steigen lassen
In Zukunft könnte ein wachsender Eigenverbrauch von Solarstrom zu einer noch ungerechteren Verteilung der Lasten führen, befürchtet das RWI. Denn Betreiber von kleineren Anlagen mit einer Nennleistung bis zu 10 Kilowatt, wie private Haushalte sie meist betreiben, zahlen nach dem aktuell geltenden EEG weder Stromsteuer noch Umlagen noch andere Abgaben auf den selbst verbrauchten Strom. Entsprechend haben die übrigen Stromverbraucher immer höhere Beiträge zur Finanzierung der EEG-Umlage sowie anderer Abgaben zu schultern. Zudem müssen die Haushalte höhere Netzentgelte zahlen. Das RWI geht davon aus, dass dies wiederum die Anreize zum Selbstverbrauch sukzessive erhöht.
Besonders wenn die Preise von Speicher-Technologien künftig stark fallen sollten, könnten immer mehr Haushalte beschließen, weitgehend autark zu werden. Überschüssiger Solarstrom könnte in Batterien gespeichert werden, um sich in sonnenarmen Zeiten weiterhin selbst mit Strom versorgen zu können. Dies sehen die Wirtschaftsforscher nicht allein hinsichtlich der Verteilung der Lasten kritisch. Auch alternative erneuerbare Technologien, die nicht dem Selbstverbrauch dienen, wie etwa die Windstromerzeugung, würden dadurch benachteiligt.
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15.10.2015 | Quelle: RWI; Bild: Ofgem | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH