„Es ist Zeit für eine deutlich beherztere Energiepolitik“

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar: „Bundesregierung muss jetzt die richtigen Weichenstellungen vornehmen.“ Foto: BSW-Solar
CDU, FDP und Grüne befinden sich gerade mitten in Koalitionsverhandlungen für ein Jamaika-Bündnis. Welche Richtung die Energiepolitik einschlagen wird, ist noch völlig offen. Zu den aktuellen Sondierungsgesprächen ein Statement von Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft:

CDU, FDP und Grüne befinden sich gerade mitten in Koalitionsverhandlungen für ein Jamaika-Bündnis. Welche Richtung die Energiepolitik einschlagen wird, ist noch völlig offen. Zu den aktuellen Sondierungsgesprächen ein Statement von Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft: 
„Der positive Trend auf dem deutschen Photovoltaik-Markt hält an. Nachdem der Zubau bereits im vergangenen Jahr leicht über den Vorjahreswerten lag, rechnen wir dieses Jahr endlich wieder mit einem zweistelligen Wachstum. Dabei profitieren alle Marktsegmente von der stärkeren Nachfrage. 
Insgesamt bewegt sich der Solarenergie-Zubau jedoch nach wie vor auf einem derart niedrigen Niveau, dass wir weder die Klimaziele der Bundesregierung noch die Vereinbarungen, die aus dem Pariser Klimaabkommen erwachsen, erfüllen können. Es ist höchste Zeit für eine ernsthafte und deutlich beherztere Energiepolitik! Das Energiesystem ist bereit zur Aufnahme von deutlich mehr Solarenergie. Die Preise für Solarstrom im Kraftwerksmaßstab liegen inzwischen unter denen von Strom aus konventionellen Kraftwerken, wie die Ergebnisse jüngster Auktionen belegen. Und auch die Kosten für Solarstromspeicher haben sich binnen weniger Jahre halbiert.   
Die neue Bundesregierung muss den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv beschleunigen und neben der Energiewende im Stromsektor auch die Wärme- und Verkehrswende anschieben. Abhängig davon, in welchem Maß wir Mobilität und Wärme künftig elektrifizieren wollen und wie energieeffizient wir gleichzeitig sein können, halten Wissenschaftler eine Vervier- bis Versechsfachung des Photovoltaik-Ausbaukorridors und gar bis zu einer Verzehnfachung des Solarthermie-Ausbaus für erforderlich. Das geht aber nicht ohne eine gründliche Anpassung der Rahmenbedingungen. In den letzten Jahren haben wir selbst das wenig ambitionierte jährliche Zubauziel von 2,5 Gigawatt deutlich verfehlt.  
Die Photovoltaik ist preiswert geworden und ihre Nutzung ist nicht mehr nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch äußerst wirtschaftlich. Dennoch wird der Solarenergiezubau weiter gedeckelt und ausgebremst. Es ist höchste Zeit, die Ausschreibungsmengen zu vervielfachen, Standortbeschränkungen zu lockern und Hürden wie die EEG-Umlage auf die Eigen- und Direktversorgung gewerblicher und privater Mieter abzuschaffen.
Um faire Marktbedingungen zu erreichen, sollte der Ausstoß von Treibhausgasen zudem endlich angemessen bepreist werden, wie das in Ländern wie zum Beispiel der Schweiz längst praktiziert wird.
Wenn die Bundesregierung jetzt die richtigen Weichenstellungen vornimmt, rückt die Zukunft einer solaren Energieversorgung, die große Teile des Energiebedarfs günstig und klimafreundlich decken kann und dabei immer weniger auf staatliche Förderung angewiesen ist, in greifbare Nähe.“

26.10.2017 | Quelle: BSW-Solar | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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