Crowdfunding bietet großes Potential für die Solarbranche

Das Crowdfunding-Projekt „Las Lomas“ in Chile. Der Solarpark wurde von der Soventix GmbH vorfinanziert und fertiggestellt. Ende März startet das Crowdfunding der Anlage über https://www.ecoligo.investments/.
Crowdfunding ist eine relativ neue und schnell wachsende Form der Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekten. Zsolt Balogh, Bereichsleiter für Projektfinanzierungen beim Photovoltaik-Projektierer Soventix, meint allerdings, dass Deutschland auf diesem Gebiet anderen Ländern hinterherhinkt und empfiehlt in seinem folgenden Gastbeitrag, dass die Solarbranche über Chancen und Risiken von Crowdfunding besser aufklären solle:

Von Zsolt Balogh
Crowdfunding ist auf dem Vormarsch. Experten sehen aktuell ein Wachstum von rund 170 Prozent bei den erfolgreich finanzierten und abgeschlossenen Crowdfunding-Projekten in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte? Die Wachstumsrate ist nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite sollte uns zu denken geben. Im internationalen Vergleich hinken wir hinterher. Länder wie China, USA, Großbritannien, Japan, Frankreich oder Australien liegen beim Investitionsvolumen teilweise mit weitem Abstand vor uns. Wir müssen dynamischer werden und Crowdfunding in Deutschland konsequenter vorantreiben.

Wichtiger als das Volumen der finanzierten Projekte ist für mich jedoch die Frage, in welche Bereiche die Mittel investiert wurden. Dabei zeigt sich für das Jahr 2017 ein eindeutiges Bild: Das Investitionsvolumen teilt sich überwiegend auf die Bereiche Immobilien (132 Millionen Euro) und Unternehmen (31 Millionen Euro) auf. Mit einem Volumen von lediglich 10 Millionen Euro spielt der Markt für Energieprojekte kaum eine Rolle. Dabei sprechen viele Argumente für ein Investment in erneuerbare Energien mittels Crowdfunding.

Das Prinzip des Crowdfundings ist, die finanzielle Unterstützung eines Projektes durch eine Vielzahl von Menschen. Dabei gibt es verschiedene Arten der Finanzierung über die Crowd, die für die Solarbranche interessant sind. Zum einen das equity-based Crowdfunding, auch Crowdinvesting genannt. Dabei geht es um die Unternehmensfinanzierung. Dazu stellt die Crowd einem Unternehmen Kapital zur Verfügung. Im Gegenzug werden die Investoren langfristig an Unternehmensgewinnen beteiligt. Zum anderen gibt es das lending-based Crowfunding. In diesem Fall geben Investoren dem Projekt ein Darlehen und erhalten eine feste jährliche Verzinsung zusätzlich zu ihrem Kapital, welche über die Laufzeit bzw. am Laufzeitende zurückgezahlt wird.

Crowdfunding bietet Anlegern also die Möglichkeit, Teil der Energiewende zu werden, dem Klimawandel entgegenzuwirken und sich an Projekten mit langfristig prognostizierbaren Cash-Flows zu beteiligen. Ich sehe dies als eine gewaltige Chance. Lange Zeit wurde die Energieversorgung als die Aufgabe großer Unternehmen betrachtet. Diese investierten in die großen Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung. Als Kunde konnten wir zwar aus verschiedenen Tarifen wählen, einen direkten Einfluss auf die Energieproduktion und die Investitionen der Unternehmen hatten wir aber nicht. Durch die Energiewende und neue Finanzierungsmodelle hat sich das Umfeld geändert. Mit dezentralen Energie-Projekten und Crowdfunding-Plattformen erhalten Anleger die Möglichkeit, selbst zu investieren, die Energiewende mitzugestalten und daran zu verdienen. Das deckt sich auch mit vielfach geäußerten Anliegen, selbst etwas tun zu können, ohne dabei unbedingt die Voraussetzungen für die Solaranlage auf dem eigenen Dach zu haben.

Ich bin davon überzeugt, dass die erneuerbaren Energien beim Crowdfunding ein gigantisches Potential haben. Was bleibt zu tun? Wir brauchen mehr Offenheit in der Geldanlage, mehr Projekte für eine echte Auswahl der passenden Investition, mehr Transparenz in der Abwicklung und mehr Offenheit für internationale Vorhaben. Energieprojekte können als das beibringen, auch wenn diese im Vergleich zu den derzeit boomenden Immobilienvorhaben komplexer und risikobehafteter erscheinen.

Es ist unsere Aufgabe, für mehr Projekte und Transparenz zu sorgen, wie auch das Verständnis der möglichen Investoren zu verbessern, was ein Energieprojekt ausmacht und das es egal ist, ob man in Afrika oder Deutschland CO2 einspart. Es ist allerdings am Investor, mit einer größeren Offenheit auf Investitionsvorhaben zu schauen und dabei zu Bedenken, dass auch Immobilien nicht immer eine lukrative Investition darstellen und auch ein nicht zu selten unterschätztes Risiko in sich tragen.
Ein weiteres Element ist der Bekanntheitsgrad der Plattformen, welche Energieprojekte als Anlageprodukt anbieten. Eine Großzahl der angebotenen Solaranlagen liegt in Entwicklungsländer, wo mehr Sonne scheint, mehr Energie benötigt wird und mehr für die Umwelt getan werden kann. Gleichwohl werden diese Projekte häufig von weniger bekannten Projektentwickler angeboten, deren Aufgabe es somit auch sein muss, für Transparenz bei ihrem Projekt und ihrem Unternehmen zu sorgen.

Wir müssen entsprechend deutlich und breit über die Chancen und Risiken von Crowdfunding in „grüne Projekte“ aufklären. Es geht schlussendlich darum, Bekanntheit und Vertrauen zu schaffen. Wir haben gute Argumente auf unserer Seite, wir müssen diese aber auch klar und deutlich kommunizieren. Wenn uns dies gelingt, wird Crowdfunding über Energieprojekte weiter und noch schneller wachsen und sich für erneuerbare Energien ein großes Potential erschließen lassen. Das liegt in unser aller Interesse.

Der Autor dieses Gastbeitrages, Zsolt Balogh, hat Theologie und Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Außenhandel an der Universität Budapest und der Budapest Business School studiert. Nach Stationen bei Rabobank International und der juwi Holding AG, ist er seit 2015 bei der Soventix GmbH. Seit 2017 leitet er den Bereich Project Finance, der sich mit der Eigenkapitalsicherung und Schuldenfinanzierung für Solar PV in aufstrebenden Märkten beschäftigt.

Soventix ist ein international agierender Photovoltaik-Projektentwickler. Das Kerngeschäft umfasst die Entwicklung, schlüsselfertige Realisierung und Finanzierung von Solarparks und Hybridanlagen für institutionelle Investoren und Unternehmen. Daneben betreibt Soventix eigene Solarparks. Der Projektentwickler verfügt nach eigenen Angaben über eine Projektpipeline von mehr als einem Gigawatt auf vier Kontinenten. Der Hauptsitz ist in Wesel.
www.soventix.com
15.03.2018 | Quelle: Soventix GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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