Solarpark am Flughafen Schiphol ist am Netz
Das niederländische Modell sieht für Solarparks eine Kombination aus einer Förderung nach dem Programm SDE+ und der Vermarktung über ein PPA vor. Der Vertragsabschluss mit dem PPA-Partner ist eine Voraussetzung für den Zuschlag im Ausschreibungsverfahren. Das Programm sichert dann über einen Zeitraum von 15 Jahren die wirtschaftlichen Erträge eines Solarprojekts, indem es die Differenz zwischen dem erzielbaren Marktpreis und dem Zuschlagswert ausgleicht. Tim Kallas, Vorstandsmitglied der Blue Elephant Energy AG, sieht in dem niederländischen Vergütungssystem nachhaltige und zukunftsweisende Chancen.
Auf das Potenzial der Grünfläche nahe der Start- und Landebahn von Schiphol war F&S solar bereits vor 2 Jahren aufmerksam geworden. Verpächter des Geländes im „Groene Hoek“ in der Gemeinde Haarlemmermeer ist die Schiphol Area Development Company (SADC). Die anspruchsvollen Planungsarbeiten, in die der Flughafen intensiv eingebunden war, begannen im Herbst 2016. Georg Schmiedel, Geschäftsführer der F&S solar, erinnert sich noch gut an die Besonderheiten am Rande eines Flugfelds: „Wir mussten als Entwickler über ein Gutachten nachweisen, dass die Ausrichtung der Modultische eine Blendwirkung auf den Flugverkehr durch reflektiertes Sonnenlicht zu jeder Tageszeit ausschließt.“ Anfänglich geäußerte Bedenken zu möglichen negativen Einwirkungen erwiesen sich jedoch als grundlos: Der PV-Park behindert die Flugzeuge nicht, auf der anderen Seite verschatten landende oder startenden Jets die Module nur in einem zu vernachlässigenden Maß. Die einzige Einschränkung im späteren Betrieb: Über „Groene Hoek“ wird keine Drohne fliegen dürfen, um thermografische Aufnahmen von der Anlage zu machen.
Dünnschicht ist die Technologie der Wahl
In Schiphol kommen Dünnschicht-Module zum Einsatz. Den Ausschlag für dieses Produkt gab laut CTO Uwe Czypiorski die hohe Effizienz und das günstige Schwachlichtverhalten der Module, das dem Ertrag an diesem Standort zugutekommt. Der neue Eigentümer, die Blue Elephant Energy AG aus Hamburg rechnet jährlich mit mehr als 1.050 kWh pro kWp installierter Leistung – das ist ein für nordwesteuropäische Verhältnisse recht hoher Wert. „Außerdem sind US-Produkte nicht durch Mindestimportpreise belastet und derzeit wegen des Dollarkurses günstig“, betont Czypiorski. Verbaut wurden knapp 125.000 Module. Die bezogen auf 15 MW Gesamtleistung hohe Anzahl erklärt sich durch die relativ kleinen Abmessungen des verwendeten Typs.
Besonders anspruchsvoll war das Projekt wegen der Bodenbeschaffenheit: Die Fläche liegt unter dem Meeresspiegel, während der winterlichen Bauzeit wich der Boden durch Regen und Schnee über die Maße auf. Der Anlagenbau erforderte so dann spezielle auf langjährigen Erfahrungen aufbauende Lösungen: „Wir mussten beispielsweise mehr und längere Pfosten setzen, um die nötige Festigkeit im Boden zu erzielen“, berichtet Czypiorski. Dass nur feuerverzinkte Pfosten – hier 7.700 an der Zahl – mit hinreichenden Schichtdicken gerammt werden, sei aber bei F&S solar ohnehin Standard.
30 Jahre Lebensdauer
Die Betriebsdauer eines F&S solar-Projekts ist inzwischen auf 30 Jahre angelegt, dementsprechend wurden im „Groene Hoek“ speziell ummantelte Leitungen und Kabel verlegt, deren Eignung für feuchtes Erdreich in Tests nachgewiesen ist. 32 km DC-Haupt- und 350 km Stringleitungen verbinden die Module mit sechs SMA-Zentralwechselrichterstationen MVPS 2200 der neuesten Generation. Der nun ans Netz angeschlossene Solarpark wird während seiner Betriebszeit also noch manche neue Generation von Flugzeugen starten und landen sehen.
19.04.2018 | Quelle: F&S Solar | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH