60 Jahre altes Forsthaus wurde zum Sonnenhaus

Die Besitzer dieses 50er-Jahre-Forsthauses heizen CO2-neutral – mit Solarthermie und einem Holz-Kombi-Kessel. (Foto: Varmeco)
Mit mindestens 50 Prozent Solaranteil wird ein altes Forsthaus in Rinzenberg nach seiner Sanierung zum Sonnenhaus beheizt.
Mit mindestens 50 Prozent Solaranteil wird ein altes Forsthaus in Rinzenberg nach seiner Sanierung zum Sonnenhaus beheizt.
Als die neuen Besitzer das 1956 errichtete Forsthaus in Rinzenberg gekauft haben, stand fest: In Sachen Energieeffizienz musste hier einiges geschehen. Die vierköpfige Familie wollte nicht nur im Grünen wohnen, sondern auch ökologisch heizen. Die jahrzehntealte, ungeregelte Holzheizung sollte moderner Technik weichen.
Vor einem Jahr setzte das Eigentümer-Paar seinen Vorsatz in die Tat um und ist seitdem mit dem Ergebnis zufrieden. Heizungswärme und auch Warmwasser werden nun vorrangig aus Sonnenenergie bereitgestellt. Im Winterhalbjahr liefert ein neuer Kombikessel für Holzpellets und Stückholz zusätzliche Energie. Für geringe Brennstoffkosten sorgt dabei das Sonnenhaus-Prinzip, bei dem mindestens 50 Prozent der Heizenergie aus einer Solarthermieanlage kommen.

„Natürlich lässt sich bei dem ungedämmten Altbau aus den Fünfzigern nicht so einfach ein solarer Deckungsgrad über 50 Prozent erreichen“, berichtet Rainer Gaukler von WIGA-Energietechnik, der die Anlage geplant hat. Ein Sonnenhaus ist nach den Kriterien des Sonnenhaus-Instituts ein Gebäude, das mindestens 50 Prozent der Wärme mit Solarthermie erzeugt. „Aber wir wollten die Prinzipien eines Sonnenhauses so gut wie möglich umsetzen, um Holz zu sparen.“

Basis für das effiziente Heizen mit Sonnenenergie ist eine große, relativ steile Kollektorfläche mit Südausrichtung. Sie ermöglicht bei tiefstehender Wintersonne einen hohen Ertrag und bietet Schnee kaum Haftgrund. In diesem Fall wurde ein 14 Quadratmeter großer Flächenkollektor von varmeco auf dem Nebengebäude installiert. Bedingung für einen hohen solaren Deckungsgrad ist außerdem ein großzügig dimensionierter Schichtspeicher, der Wärme auf verschiedenen Temperaturniveaus einlagert und auch wieder bereitstellt.

Die Solaranlage lädt den etwa 3.000 Liter Heizungswasser fassenden Speicher von der Firma Varmeco je nach Bedarf auf unterschiedlichen Temperaturniveaus – die Regelung ist für eine maximale Speicherreichweite optimiert. Auf diese Weise lässt sich die Sonnenenergie bestmöglich nutzen. Der Perhofer-Kombibrenner musste daher den ganzen Sommer über bis Ende September keine Wärme beizusteuern. Füllt er den Speicher, liefert er die Wärme in den oberen, wärmsten Teil, von dem aus zum Beispiel auch der Frischwassererwärmer bedient wird. Dieser erhitzt Trinkwasser hygienisch und bedarfsgerecht im Durchlaufprinzip.Eine Besonderheit ist die Rücklauf-Anbindung der Holzheizung. Sie erwartet einen Rücklauf bei etwa 55 Grad Celsius, um die Bildung von Kondensat und Korrosionsschäden im Brenner zu unterbinden. „Normalerweise erzeugt der Brenner diese Wärme selbst“, sagt Gaukler. „Das bedeutet interne Verluste und ein verzögertes Bereitstellen der nutzbaren Energie.“ Er wählte daher einen andere Lösung: Der Rücklauf der Holzheizung ist mit dem warmen, mittleren Teil des Speichers gekoppelt. Dadurch kann auch Sonnenwärme genutzt werden, um den Rücklauf auf die passende Temperatur zu bringen. Das spart Holz und verkürzt die Reaktionszeit. Weitere Beiträge zur Effizienz leisten Maßnahmen wie die Anbindung von Heizkreis und Kessel über geregelte Vier-Wege-Bivalentmischer und drehzahlgeregelte Pumpen mit hohem Wirkungsgrad.

Herzstück der kleinen Technikzentrale im Nebengebäude des Forsthauses ist eine intelligente, selbstlernende Regelung von Varmeco. Sie lässt sich auch aus der Ferne einsehen und programmieren. Die Regelung bietet zudem die Möglichkeit, sie mit diversen Modulen zu erweitern. Dadurch ließen sich beispielsweise Drucksensoren für Heizung und Solaranlage anschließen, deren Werte Gaukler per Fernzugriff ablesen kann. Sollte der Wasserdruck in Solar- oder Heizungskreis abfallen, kann das System zudem rechtzeitig eine Warnmeldung per E-Mail senden, bevor die Wärmeleistung spürbar nachlässt. Transparent ist auch die Be- und Entladung des Speichers, denn alle 42 cm hat der SHK-Profi Temperaturfühler installiert, um die Ladezustände nachzuvollziehen. Das war besonders in den ersten Herbst- und Winterwochen hilfreich, in denen Gaukler das Ansprechverhalten der Holzheizung optimierte.

Nach einem Jahr Betrieb steht fest: Der hohe technische Aufwand hat sich gelohnt. Welchem Standard das jetzt entspricht, ist für die Eigentümer sekundär. Zehn bis zwölf Festmeter Brennholz sind in Aufwand und Kosten gut zu handhaben. Den Rest macht die Sonne.

Grafik: RS Components

08.11.2018 | Quelle: Varmeco | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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