Studie: 100 % Erneuerbare ist billiger als weiter wie bisher

Cover der Studie
Eine neue Studie der Energy Watch Group soll beweisen, dass 100 Prozent Erneuerbare Energie in ganz Europa kostengünstiger ist als das derzeitige Energiesystem und die Emissionen vor dem Jahr 2050 auf Null reduzieren kann. Die größte Rolle spielt in dieser Strategie mit Abstand die Solarenergie.

Nach Aussage von Hans-Josef Fell zeigt die Studie, dass die 100-Prozent-EE-Option zum heutigen, konventionellen fossil-nuklearen System wirtschaftlich konkurrenzfähig ist. Noch deutlicher werde der finanzielle Vorteil einer Energiewende unter Berücksichtigung des prognostizierten Beschäftigungswachstums.
 
Die von der LUT University unter Leitung von Prof. Christian Breyer und der Energy Watch Group erstellte wissenschaftliche Modellierungsstudie sei, so Fell, die erste ihrer Art, die eine vollständige Energiewende in Europa in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr bis 2050 simuliert. Der europäische Energiebedarf werde in der Studie vollständig zu jeder Stunde des ganzen Jahres gedeckt.

Die Veröffentlichung der Studie erfolgte nach etwa viereinhalb Jahren Forschung und Analyse von Datenerfassungen und technischen und finanziellen Modellierungen durch 14 Wissenschaftler. Die Europastudie ist das erste Ergebnis der globalen Studie, die Anfang nächsten Jahres fertig sein wird.  
 
Der Bericht soll bestätigen, dass eine Wende hin zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien in allen Sektoren möglich und nicht teurer ist als das heutige Energiesystem. Europa könne auf ein emissionsfreies Energiesystem umgestellt werden. "Deshalb können und sollten die europäischen Politiker viel mehr für den Klimaschutz tun als derzeit anvisiert", betont Fell.
 
Schlüsselerkenntnisse der Studie

Laut der Studie erfordert die Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien eine Massenelektrifizierung in allen Energiesektoren. Die gesamte Stromerzeugung werde das Vier- bis Fünffache der Stromerzeugung von 2015 ausmachen. Dadurch werde der Stromverbrauch im Jahr 2050 mehr als 85 Prozent des Primärenergiebedarfs betragen. Gleichzeitig werde der Verbrauch fossiler Energierohstoffe und der Kernkraft in allen Sektoren vollständig eingestellt.
Die Stromerzeugung im 100-Prozent-Erneuerbare-Energien-System soll aus folgendem Mix an Energiequellen bestehen: Solarenergie (62%), Windkraft (32%), Wasserkraft (4%), Bioenergie (2%) und Geothermie (<1%). Etwa 85 Prozent der erneuerbaren Energien werden demnach aus dezentraler lokaler und regionaler Erzeugung stammen.

Die Energiekosten für ein vollständig nachhaltiges Energiesystem in Europa bleiben nach Aussage der Wissenschaftler stabil und liegen 2050 bei 50-60 €/MWh.

Die jährlichen Treibhausgasemissionen in Europa sollen mit der vorgeschlagenen Strategie durch die Umstellung in allen Sektoren kontinuierlich bis 2050 auf Null sinken. Gegenüber 2015 reduzieren sie sich um 4.200 Millionen t CO2-Äq.

Ein zu 100 Prozent erneuerbares Stromsystem soll 3 bis 3,5 Millionen Menschen beschäftigen. Die rund 800.000 Arbeitsplätze im europäischen Steinkohlebergbau aus dem Jahr 2015 würden bis 2050 komplett eingestellt und durch mehr als 1,5 Millionen neue Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbare-Energien-Branche überkompensiert.

Die Studie legt politische Empfehlungen zur raschen Einführung Erneuerbarer Energien und emissionsfreier Technologien fest. Zu den wichtigsten in der Studie aufgeführten Maßnahmen zählen die Förderung von Sektorenkopplung, privaten Investitionen, Steuervergünstigungen und rechtlichen Privilegien bei gleichzeitiger Einstellung von Subventionen für Kohle und fossile Brennstoffe. Mit der Umsetzung starker politischer Rahmenbedingungen, so die Studie, sei eine Wende hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien bereits vor 2050 möglich.

12.12.2018 | Quelle: Energy Wacht Group | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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