Künstliche Intelligenz ermittelt Flexibilitätsmengen

Foto: BMWi
Bayernwerk, Consolinno und TenneT haben in einem Test herausgefunden, dass kleine dezentrale KWK-Anlagen, Wärmepumpen oder Biogasanlagen das Stromnetz stabilisieren können. Dazu ermittelt künstliche Intelligenz die Flexibilitätsmengen und teilt sie dem Netzbetreiber mit.

Bayernwerk, Consolinno und TenneT haben in einem Test herausgefunden, dass kleine dezentrale KWK-Anlagen, Wärmepumpen oder Biogasanlagen das Stromnetz stabilisieren können. Dazu ermittelt künstliche Intelligenz die Flexibilitätsmengen und teilt sie dem Netzbetreiber mit.

In Zukunft werden auch kleine dezentrale Anlagen wie Kraft-Wärmekopplungsanlagen (KWK-Anlagen), Wärmepumpen oder Biogasanlagen das Energiesystem stabilisieren. Damit übernehmen sie Aufgaben mit, die heute vor allem von großen, zentralen Kraftwerken wahrgenommen werden. Wie dies technisch umsetzbar ist, haben jetzt der Verteilnetzbetreiber Bayernwerk, die Consolinno Energy GmbH und der Übertragungsnetzbetreiber TenneT in einem erfolgreichen Test gezeigt. Dabei hat eine Wärmelastverschiebung in einer dezentralen KWK-Anlage dazu beigetragen, das Stromnetz zu stabilisieren.

Bei dem Testabruf wurde auf Anforderung von TenneT die Einspeisung einer von Consolinno gesteuerten KWK-Anlage, die am Nieder- und Mittelspannungsnetz des Bayernwerks angebunden ist, erhöht, so dass sie dem Netz in Engpasssituationen den zur Stabilisierung notwendigen Strom zur Verfügung stellen konnte. Neu ist, dass die Anlage durch Technologie von Consolinno selbständig mittels künstlicher Intelligenz ihr Flexibilitätspotenzial feststellt. Das Flexibilitätspotenzial der einzelnen Anlagen kann dann mittels Schwarmintelligenz weiter aggregiert werden oder direkt kontinuierlich in einer Zeit von 36 Stunden bis zu 20 Minuten vor der Erbringung dem Netzbetreiber mitgeteilt werden. Die Anlagen befinden sich dabei in der normalen Vermarktung und Betriebsweise und melden zusätzlich freie Flexibilitätsmengen in Form von Fahrplänen, die der Netzbetreiber dann aktiv in die Planung einbinden kann.

„Schlussendlich müssen in jeder Netzebene die bestehenden Engpässe behoben werden, ohne neue Engpässe in weiteren Netzebenen hervorzurufen und die Versorgungssicherheit wiederum zu beeinträchtigen“, sagt Peter Thomas, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH. „Flexibilität von Anlagen, die im Verteilnetz angebunden sind, werden zunehmend sowohl von Übertragungsnetz- als auch von Verteilnetzbetreibern benötigt. Deshalb rückt die Frage der Zusammenarbeit und der netzbetreiberübergreifenden Abstimmung in den Fokus, um auch bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien eine sichere und kostengünstige Versorgung mit Strom zu gewährleisten.“

„Allein in Bayern gibt es mehrere tausend KWK-Anlagen, Wärmepumpen und Biogas-Anlagen, bundesweit sind es viele tausend mehr. Sie können die Flexibilität des Energiesystems erhöhen und so einen Beitrag zur sicheren und dezentralen Energiewende in Bayern und Deutschland leisten. Aus David kann also Goliath werden“, sagt TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Der Übertragungsnetzbetreiber untersucht gemeinsam mit Partnern in mehreren Pilotprojekten die Potenziale von dezentralen Flexibilitäten, um künftig die Versorgungssicherheit zu erhöhen und den Bedarf an neuen Stromleitungen nach 2030 zu reduzieren.

Klaus Nagl, Geschäftsführer von Consolinno, ergänzt: „Wir haben mit dieser Hard- und Softwarelösung erstmalig einen neuartigen, intelligenten Prozess entwickelt, welcher die Flexibilitäten verschiedenster Kleinanlagen im laufenden Betrieb aggregiert und dynamisch sowie aktiv dem Netzbetreiber zur Verfügung stellt. Damit erreichen wir die Wirkungskraft konventioneller Großkraftwerke. Das System reagiert durch die Aggregation äußerst schnell auf Schwankungen, wodurch die Stabilität des Stromnetzes der Zukunft – in welchem nach und nach zentrale, konventionelle Großkraftwerke durch dezentrale, volatile Erzeuger ersetzt werden – erhalten werden kann.“

Der Testabruf erfolgte im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojekts C/Sells als Teil des Förderprogramms „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG)“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchgeführt.
5.6.2019 | Quelle: TenneT | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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