Effekt des Kohleausstiegs auf Strompreis umstritten

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Solarthemen 518. Die Agora Energiewende erwartet künftig nach dem Ausstieg aus der Kohle nur einen leicht steigenden Strompreis. Dem wider­spricht jedoch die RWE AG.

Nach einer Analyse der Agora Energiewende würde der Ausstieg aus der Kohleverstromung den Strompreis im Jahr 2030 um lediglich 0,2 Cent pro Kilowattstunde teurer machen als das Fortbetreiben der Kohlekraftwerke.

Der durchschnittliche Strompreis für große Verbraucher werde im Rahmen des Kohlekompromisses bis 2023 auf 19,3 Cent pro Kilowattstunde anwachsen und dann bis 2030 auf 18,7 Cent pro Kilowattstunde wieder leicht abnehmen.
Die Agora geht davon aus, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien auf 65 Prozent bis 2030 einen Rückgang der Börsenstrompreise bewirken wird. Auch die EEG-Umlage werde im Vergleich zu heute sinken, doch weniger stark als im Referenzszenario ohne Kohleausstieg. Vor allem die steigenden Netzentgelte sorgen laut Agora in Summe für teureren Strom. Für die energieintensive Industrie, deren Stromverbrauch derzeit größtenteils von Steuern, Abgaben und Umlagen befreit ist, sieht Agora große Chancen, denn diese profitiert direkt von den sinkenden Börsenstrompreisen.

Die RWE AG widerspricht der Agora-Analyse. „Bereits während der Erörterungen in der Kohlekommission gingen die Einschätzung der Experten zum Strompreisanstieg weit auseinander“, sagt RWE-Pressesprecher Lothar Lambertz: „Das Gros der Experten hat damals einen Strompreisanstieg zwischen 5 und 10 Euro pro Megawattstunde erwartet.“ Das entspräche einem Preisanstieg von 0,5 bis 1 Cent pro kWh.

Agora vermischt nach Einschätzung von RWE den den Großhandelspreis treibenden Effekt des Kohleausstiegs mit senkenden Effekt des Ausbaus der erneuerbaren Energien. „Das ist methodisch aus unserer Sicht nicht stimmig, da der Ausbau der Erneuerbaren ja unabhängig vom Kohleausstieg erfolgt“, so Lambertz. Außerdem fehlten einige Kosten des Kohleausstiegs bei Agora, da nur der Großhandelspreis betrachtet werde. So müssten nach Meinung des RWE aber auch zum Beispiel die Kosten des KWK-Ausbaus, der zur Deckung der Strom- und Kapazitätslücke benötigt wird, vom Stromkunden finanziert werden.

Text: Jens-Peter Meyer

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