Solarzellen per Luftpost

Ein Gabelstapler fährt Kartons von Solarwatt durch das Lager.Foto: Solarwatt
Kommen derzeit mit dem Flugzeug statt mit dem Schiff: Solarzellen für Solarwatt-Module
Wegen der Coronakrise verändern deutsche PV-Produzenten Logistik und Lieferketten. Modulbauer Solarwatt bezieht seine Zellen aus Asien über Luftfracht und Spezialist Sonnenstromfabrik setzt stärker auf Europa.

Solarzellen per Luftpost: darauf setzt seit einigen Wochen der Dresdener Solarmodulbauer Solarwatt. Hintergrund sind die langen Lieferzeiten für Schiffscontainer. „Per Schiff dauert der Transport der Zellen aus Asien etwa acht bis zwölf Wochen“, sagt der für Zentraleuropa zuständige Vertriebschef, Felix Bräuer. Weil aber die Produktion in Asien im ersten Quartal 2020 über Wochen stillstand, musste die Firma auf Flugzeuge wechseln, um eine reibungslose Versorgung sicherzustellen.

Luftfracht zwei Cent je Watt teurer

Noch rechtzeitig, bevor die letzten Zellen per Schiff in den deutschen Häfen eingetroffen waren, fuhr die Zellfertigung in Asien wieder hoch. So konnte das Flugzeug nahtlos übernehmen. „Es war eine Punktlandung. Wir haben hier ganz schön geschwitzt“, räumt Bräuer ein. Mittlerweile seien auch wieder Schiffe aus Asien mit Zellen unterwegs. Die ersten Container sollen Ende Mai/Anfang Juni eintreffen. „Wir wollen wieder zurück zu Schiffstransporten“, so Bräuer. Denn die Luftfracht sei aktuell rund zwei Cent je Watt teurer. Das kostet Marge. „Wir geben diese Zusatzkosten nicht an unsere Kunden weiter.“

Vorteil Europa

Solarzellen per Luftpost aus Asien erhält auch die auf Nischenmodule spezialisierte Sonnenstromfabrik. Wegen der Corona bedingten Unsicherheiten habe die Firma aus Wismar aber das Logistik- und Produktionskonzept geändert. „Wir haben vorher quasi synchron produziert. Für die Module haben wir die Zellen nur mit wenigen Tagen Vorlauf einfliegen lassen“, berichtet Geschäftsführer Bernhard Weilharter. Es sei darum gegangen, „die letzte Sekunde rauszuholen. Nun sind wir optimiert auf Sicherheit“. Die Zellen aus Asien würden auch in Zukunft langfristiger bezogen.

Weil die Versorgung mit Aluminiumrahmen aus Asien gestört war, haben die Wismarer zuletzt auch stärker bei Lieferanten in Europa zugekauft. „Es ist immer gut, mehrere Bezugsquellen zu haben“, so Weilharter. Europa habe sich in der Krise bewährt.

14.5.2020 | Autor: Oliver Ristau | solarserver.de
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