BDEW fordert Fahrplan für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien

Zu sehen ist eine symbolische Darstellung für einen Fahrplan für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien im Rahmen der EEG-Novelle.Foto: MQ-Illustrations - stock.adobe.com
Die geplante EEG-Novelle muss laut BDEW einen jährlichen Zubau von 3,7 GW Windenergie an Land und 5 GW Photovoltaik ermöglichen.
Die Bundesregierung plant für diesen Herbst eine Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Der BDEW fordert die Bundesregierung auf, darin einen Fahrplan für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien festzulegen. Ein jährlicher Zubau von 3,7 GW Windenergie an Land und 5 GW Photovoltaik sei notwendig. Der FVEE will den Fokus stärker als bisher auf die Bioenergie lenken.

„Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir endlich einen Fahrplan für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien, insbesondere die Festlegung technologiespezifischer Ausbaupfade“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Diese müssen vor dem Hintergrund des Green Deal ambitioniert sein, aber dennoch flexibel genug, um sie auf sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen. Der Bruttostromverbrauch wird mit dem Zuwachs der E-Mobilität und der zunehmenden Nachfrage der Industrie nach grünem Wasserstoff steigen. Erneuerbare Energien sind längst von entscheidender Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Nach BDEW-Berechnungen sind daher ein jährlicher Zubau von mindestens 3,7 GW Windenergie an Land und mindestens 5 GW Photovoltaik notwendig, um das Klimaziel 2030 zu erreichen.“

Wichtig ist laut Andreae, dass bei unterzeichneten Ausschreibungen die nicht vergebenen Mengen später neu in eine folgende Ausschreibungsrunde kommen. Außerdem muss das EEG die notwendigen Regelungen für eine wirtschaftlich effiziente Anschlussnutzung für ausgeförderte EEG-Anlagen schaffen. Das gilt für Wind und Photovoltaik.

Hemmnisse abbauen

Ziele und Pfade sind allerdings nur dann zu erreichen, wenn die Rahmenbedingungen für den Fahrplan für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien stimmen. Insbesondere bei Windenergie an Land und Photovoltaik bestehen jedoch weiterhin Hemmnisse. So gibt es in beiden Bereichen noch immense ungenutzte Flächenpotenziale. Bei PV-Freiflächenanlagen gilt das insbesondere für die Bereiche entlang von Autobahnen und Schienenwegen sowie Konversionsflächen. Für den weiteren Zubau von Windenergie an Land sollte die Bundesregierung dringend prüfen, welche weiteren oder neuen Flächen man erschließen und nutzen kann. Hilfreich wäre hier eine vertiefte Koordinierung mit den Ländern, um alle Flächenpotenziale zu ermitteln und zu erschließen.

„Um den Windenergieausbau an Land wieder in Schwung zu kriegen, muss jedoch auch die Akzeptanz vor Ort steigen. Dafür ist eine kommunale Beteiligung an der Wertschöpfung nötig“, betont Andreae. „Auch im Bereich PV müssen die Bürger stärker ins Boot geholt werden. Um mehr PV-Anlagen auf die Dächer zu bringen, muss die Installation eigener PV-Anlagen für Hauseigentümer attraktiver werden. Der Eigenverbrauch spielt hier eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig müssen Bürger und Industrie beim Strompreis entlastet werden. Kurz- und mittelfristig sollte man die EEG-Umlage daher auf maximal 5 Cent deckeln. Langfristig sollte sie vollständig über die Einnahmen der CO2-Bepreisung finanziert werden.“

FVEE: Biomassenutzung berücksichtigen

Laut des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE) finden in den Diskussionen zur aktuellen Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes mögliche Systembeiträge der Bioenergie nur wenig Beachtung. Die energetische Biomassenutzung stellt im Stromsektor einen ergänzenden Baustein dar, um verbleibende Energiebedarfe flexibel und kostengünstig zu decken, wenn Wind und Sonne tageszeitlich oder wetterbedingt nicht zur Verfügung stehen. Energie aus Biomasse kann mittel- bis langfristig aber auch verstärkt zum Strukturwandel in den Sektoren Prozesswärme und Verkehr beitragen.

Empfehlungen des FVEE an die Politik für eine nachhaltige Bioenergienutzung
Fairer Wettbewerb

Um Bioenergie gesamtwirtschaftlich optimal einzusetzen, muss die Politik Wettbewerbsverzerrungen zugunsten fossiler Alternativen konsequent und zügig beseitigen. Neben einem wirksamen CO2-Preis ist hierfür ein umfassender Abbau von Subventionen für fossile Energieträger notwendig, etwa von Ermäßigungen, Ausnahmen und Spitzenausgleichen bei Strom- und Energiesteuer oder der Agrardieselvergütung. Erst unter diesen Bedingungen kann man beispielsweise Biogasanlagen intelligent weiterentwickeln und standortgerecht Strom, Wärme, Kraftstoff oder eine Kombination dieser Energieformen bereitstellen. Auch die Entwicklung intelligenter Wärmetechnologien auf Basis von Biomasse sowie die kosteneffiziente und umweltverträgliche Aufteilung biogener Ressourcen auf die Verkehrsträger Flug-, Schiffs- und Schwerlastverkehr setzen faire Wettbewerbsbedingungen voraus. Wird ein ausreichender CO2-Preis erst schrittweise etabliert, sollte die Politik bestehende und zukunftsfähige Bioenergie-Lösungen zwischenzeitlich nach Maßgabe ihres Klimaschutzbeitrags fördern, um langfristig benötigte Infrastruktur und Know-how zu sichern.

Ökologische Standards

Ergänzend dazu bedarf es einer ressortübergreifenden Koordinierung zur Schaffung einheitlicher ökologischer Mindeststandards für die Erzeugung, Verarbeitung und Verwendung von Biomasse, die in gleicher Weise für stoffliche und energetische Nutzungspfade gelten müssen. Beispielsweise sind an die Erzeugung oder den Import von Futtermitteln die gleichen Anforderungen bezüglich Biodiversität, Boden, Wasser und Arbeitnehmerrechte anzulegen, wie an den Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung.

Klare Zielvorgaben

Im Hinblick auf die langfristige Entwicklung der Bioenergie ist weiterhin ein eindeutiges Bekenntnis zum Ziel der Klimaneutralität 2050 erforderlich, um langfristig Investitionssicherheit zu schaffen. Gleiches gilt für eine Entscheidung zur Nutzung von BECCS-Technologien, die eine breite gesellschaftliche Debatte um die Rolle von CCS in der deutschen Klimaschutzstrategie voraussetzt.

Ausrichtung der Forschung

Bezogen auf die Bioenergie-Forschung ist es notwendig, die sektorenübergreifende Integration von Bioenergie in das Energiesystem stärker ins Zentrum der Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen zu stellen. Die Forschung muss umfassender auf Innovationsförderung setzen, damit sich zukunftsweisende Technologien im industriellen Maßstab etablieren können. Die dafür notwendigen Strukturen wie marktorientierte Forschungsverbünde oder etablierte Innovationscluster, Netzwerke und Plattformen sind weiter auszubauen.

Die ausführliche Stellungnahme des FVEE zur Biomassenutzung ist unter dem nebenstehenden Link zu finden.

25.8.2020 | Quelle: BDEW, FVEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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