EnWG: Ökostrom ins Gasnetz?

Gaspipeline mit WindkraftanlagenFoto: fotowunsch/AdobeStock.com
Mit der Novelle des Ener­giewirt­schaftsgesetzes wird eine Weichenstellung für die Wasserstoffwirt­schaft noch vor der Sommerpause erfolgen. Bei der Debatte um dieses Thema geht es im Kern um die Frage, ob es für Wasserstoff künftig getrennte Leitungen geben soll oder ob Wasserstoff generell in einem gemein­sa­men Netz mit Erdgas transportiert werden darf.

Die Bundesregierung will in das Energiewirtschaftgesetz (EnWG) mit Wasserstoff einen weiteren Energieträgerbegriff einführen. Neben Strom und Erdgas gibt es den bislang nicht im Energierecht. Auch in der europäischen Gasbinnenmarktrichtlinie (GasRL) ist Wasserstoff noch eine Unbekannte. Die Regierung will damit erreichen, dass es für neue Wasserstoffnetze oder die Umwidmung von Ergasnetzen einen Regulierungsrahmen gibt.

Doch die Differenzierung von Erdgas und Wasserstoff stößt nicht überall auf Zustimmung. Dagegen sind vor allem die Betreiber der Erdgasnetze und die Industrie, die Wasserstoff nutzen möchte. Sie wollen Wasserstoff in die bestehenden Erdgasnetze integrieren. Als Vorteil heben sie hervor, dass so auch die Investitionen leichter zu finanzieren seien. Denn die Kosten für die Anpassung der Erdgasnetze an einen vermehrten Einsatz von Wasserstoff wollen sie über die Netzgebühren auffangen.

Im ersten Schritt würden also alle, auch die privaten Erdgaskunden die Kosten tragen, die zunächst wohl nur in bestimmten industriellen Sektoren anfallen. Der Verbraucherzentrale Bun­desverband ist daher mit der derzeitigen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung einverstanden.

Potenzial von Wasserstoff?

Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) geht in seiner Strategie zur Transformation der Gasverteilnetze davon aus, dass weiterhin wesentliche Anteile der Wärmeversorgung über Gas gedeckt werden. Sukzessive könnte dabei Erdgas durch Wasserstoff und synthetisches Gas ersetzt werden. Folgt man dieser Logik, so ist nachvollziehbar, dass der VKU ebenso wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) den Aufbau von teils doppelten Versorgungsstrukturen vermeiden möchte. Allerdings wollen auch Unternehmen, die in diesen Verbänden organisiert sind, künftig Leitungen für reinen Wasserstoff aufbauen. Dann querfinanziert über die Erlöse aus dem Betrieb von Erdgasnetzen. Dies wäre für die Industrie ein großer Vorteil.

Allerdings sollte man nicht übersehen, dass die aus ihrer Sicht verständliche Strategie der Erdgasunternehmen nicht auf einer gesicherten Prognose für den künftigen Wärmemarkt aufbaut. Denn noch ist nicht klar, ob grüner Wasserstoff oder daraus gewonnene synthetische Gase konkurrenzfähig gegenüber Stromlösungen oder weiteren Altenativen im Wärmesektor sein können.

Transformationsstrategie für Wasserstoff per EnWG?

So ist noch offen, in welchen Maße Strom aus Wind und Sonne direkt genutzt oder zunächst per Elektrolyse zur Wasserstoffproduktion eingesetzt wird. Die Kosten für den so gewonnenen Energieträger müssen jedoch noch deutlich sinken, um für Hauseigentümer wirtschaftlich akzeptabel zu sein. Solange dies nicht der Fall ist, wäre wohl – auch aus sozialen Gründen – der Absatz von Erdgas im Rahmen der Transformationsstrategie des VKU in den kommenden Jahrzehnten gesichert.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums bekräftigte gegenüber den Solarthemen, die Regierung wolle an ihrem Kurs für getrennte Wasserstoffnetze festhalten. Sie sehe dies zudem als eine Übergangslösung, bis ein schon angekündigter gemeinsamer Ordnungsrahmen auf europäischer Ebene Anpassungen erfordere.

21.6.2021 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH

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