Altmaier legt neue Schätzung für Stromverbrauch im Jahr 2030 vor

Portraitfoto von Peter AltmaierFoto: BMWi / BPA/ Steffen Kugler
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier legt heute eine erste Neuschätzung des Stromverbrauchs 2030 vor. Er rechnet damit, dass der Stromverbrauch zwischen 645 und 665 Terawattstunden liegen wird.

Die Prognos AG hat die Abschätzung zum Stromverbrauch 2030 im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt. Der Mittelwert der Schätzung liegt bei 655 Terawattstunden. Dabei geht Prognos u.a. von 14 Millionen Elektro-Pkw, 6 Millionen Wärmepumpen und 30 Terawattstunden Strom für grünen Wasserstoff aus. Die ausführliche Analyse soll im Herbst 2021 folgen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Die Neufassung des Klimaschutzgesetzes und unsere neuen ambitionierten Klimaziele, die Bundestag und Bundesrat Ende Juni 2021 verabschiedet haben, erfordern eine Anpassung unserer Analysen zum Stromverbrauch 2030. Erste Abschätzungen legen wir heute vor.“. Es sei klar, dass die Energieversorgung perspektivisch im Kern auf zwei Energieträgern beruhen werde. Diese seien Strom aus erneuerbaren Energien und Wasserstoff, der aus erneuerbar hergestelltem Strom erzeugt werde.

Kritik: Auch neue Schätzung greift zu niedrig

Die Schätzung des Stromverbrauchs ist auch Grundlage für die Ausbauziele der Erneuerbaren Energien. Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) warnte bereits 2019 vor einer „Ökostromlücke“ und begrüßte die im Juni 2021 angekündigte Neuberechnung. „Mit 645 bis 665 TWh wird diese allerdings weiterhin nicht dem Markthochlauf von Sektorenkopplungstechnologien in Deutschland gerecht. Hierfür sind für ein THG-Minderungsziel von 65 Prozent rund 100 TWh mehr nötig“, erklärt BEE-Präsidentin Simone Peter. Die Regierung müsse nun Planungssicherheit schaffen.

Ähnlich argumentiert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Dieser geht von einem Strombedarf von etwa 700 TWh aus. „Aus unserer Sicht ist zudem ein höherer Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 70 Prozent bis 2030 erforderlich, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen.“ Für die Ausbaupfade im EEG könnten dies zum Beispiel für 2030 etwa 100 GW Windenergie an Land, 11 GW Strom aus Biomasse und mindestens 150 GW für Photovoltaik (Dach und Freifläche) sein. Die Erneuerbaren Energien machen laut BDEW erst 17 Prozent am gesamten Primärenergiebedarf in Deutschland aus. Das mache die Herausforderungen deutlich. Auch für den Netzausbau, die Flexibilität und das Lastmanagement sei noch viel zu tun.

Auch Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der Grünen Bundestagsfraktion, kommentiert die Neuberechnung. „Es war allen klar, dass die Annahmen der Bundesregierung zum Stromverbrauch unseriös sind. Für die Union kamen die unrealistischen Annahmen zum Stromverbrauch gerade recht, um den Erneuerbarenausbau in unverantwortlicher Weise auszubremsen. Jetzt ist es wirklich unübersehbar: der von der Koalition gedeckelte Ausbau der Erneuerbaren reicht vorne und hinten nicht, um die Klimaziele zu erreichen.“

13.7.2021 | Quelle: BMWi, MdB-Büro Verlinden | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen