Mini-PV: Beratung von Gleichgesinnten

Zu sehen ist ein Mini-PV-Modul. In der Plug-in-Photovoltaik ist umstritten, welche Art von Steckern für ein Stecker-PV-Modul notwendig ist.Foto: DGS
Der Verein Balkon Solar will verunsicherte Mieter, die an ihrem Balkon oder andernorts am Haus einzelne Solarmodule anbringen wollen, beraten.
In Freiburg fördert die Stadt seit zwei Jahren die Nutzung von Stecker-PV-Modulen, nun bündeln einige Bürger ihr Wissen. Sie bieten Beratung, um Nachahmer zu motivieren.

In Freiburg haben Bürger den Verein Balkon Solar e.V. gegründet, der die Plug-in-Photovoltaik voranbringen möchte. Er bietet Beratung für Mini-PV-Anlagen. In erster Linie habe man die Region Freiburg im Blick, sagt der Initiator Sebastian Müller. Da es aber einen vergleichbaren Verein bisher andernorts nicht gebe, sei eine Ausweitung der Aktivität durchaus denkbar. Der Verein sieht sich als Ratgeber für die oft verunsicherten Mieter, die an ihrem Balkon oder andernorts am Haus ein Mini-PV-Modul anbringen wollen. Mit diesem Solarmodul können sie den Strom über eine Außensteckdose ins Hausnetz einspeisen, um den eigenen Strombezug zu senken. Zur Frage, ob man eher einen normkonformen Anschluss oder aber die Variante „Guerilla PV“ im rechtlichen Graubereich empfehle, will der Verein sich bewusst nicht äußern, sondern den Interessenten nur die Informationen für eine eigene Entscheidung liefern.

Dass sich ein solcher Verein zuerst in Freiburg gründet, überrascht nicht, nachdem die Stadt Freiburg seit September 2019 jeden Haushalt, der ein Mini-PV-Modul gemäß VDE-Norm mit Wieland-Stecker anschließt, mit einem Zuschuss von 200 Euro unterstützt. 147 Module seien seither gefördert worden, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Aber vermutlich verzichten manche Bürger auch auf die Förderung, da diese oft gerade ausreicht, um die Mehrkosten für die Installation der speziellen Steckdose zu decken.

So dürfte die wirkliche Zahl an Balkon-PV-Modulen höher liegen als die offizielle. Zumal auch Vereinsgründer Müller sagt, es seien Zweifel berechtigt, ob eine Anmeldung von Stecker-Solaranlagen beim Verteilnetzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur wirklich zwingend ist. „Die Pflichten gelten nur für ortsfeste Anlagen“, sagt er. Ob eine Mini-PV-Anlage, die am Balkongeländer befestigt ist und sich beim Auszug problemlos mitnehmen lässt, ortsfest ist, sei eine Frage der Interpretation.

Mini-PV: Wieland-Stecker oder Schuko-Stecker?

Auch die Frage über welche Art von Stecker man einspeist, müsse jeder für sich selbst beantworten. Formal ist zwar ein Wieland-Stecker nötig, doch zum Teil verkaufen Hersteller die Mini-PV-Module auch mit Schuko-Stecker. Der nächste Punkt ist der Stromzähler. Ein alter Ferraris-Zähler ohne Rücklaufsperre sei nicht zulässig, doch dieses Thema stelle sich immer seltener. Denn es gibt immer mehr elektronische Zähler. Wer einen Zweirichtungszähler hat, müsse beim örtlichen Netzbetreiber oft unterschreiben, dass er auf eine Vergütung der eingespeisten Kilowattstunden nach dem EEG verzichtet. Denn die Mengen sind so gering, dass der Aufwand einer Abrechnung unverhältnismäßig wäre.

Aus Gründen der Sicherheit sollte man in jedem Fall die Sicherungen im betreffenden Stromkreis eine Stufe kleiner dimensionieren. „Wenn ein Elektriker den Anschluss vornimmt, ersetzt er die 16 Ampere durch 12 Ampere“, sagt Müller. Das sei auch bei Anschluss der Stecker-PV-Anlage in Eigenregie unbedingt ratsam.

Eine mögliche Hürde können Vermieter sein oder auch die Eigentümergemeinschaften. „Aufstellen auf dem Balkon darf man auf jeden Fall“, sagt Müller. Ob man ein Mini-PV-Modul ebenso unbekümmert auch am Geländer aufhängen darf wie einen Balkonkasten, sei noch unklar. Aber die Hauseigentümer hätten nach seinen Erfahrungen immer seltener ein Problem mit den Modulen. Deshalb spiele das Thema eine immer geringere Rolle.

Neben der Information über die Stecker-PV-Module müht der Verein sich zusammen mit weiteren Freiburger Akteuren auch um das Thema Upcycling von Alt-PV-Modulen. Zusammen mit Rolf Behringer vom Freiburger Verein Solare Zukunft e.V. habe man schon mehrere Workshop abgehalten. In denen basteln die Teilnehmer:innen aus 20 Jahre alten Solarpanelen neue Balkonsolar-Geräte. Die Alt-Module stammten von Bürgersolaranlagen, die aufgrund von Dachsanierungen abgebaut werden mussten oder die aufgrund der auslaufenden EEG-Förderung nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben waren. Das Interesse sei so groß, dass man weitere Altmodule suche, sagt Müller.

12.11.2021 | Quelle: Verein Balkon Solar | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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