Studie: Jeder dritte Energieversorger ohne Klimaziele

Animation mit Wasserstoffproduktion, Photovoltaik und WindenergieFoto: AA+W / stock.adobe.com
Noch ist die Mehrheit der Stadtwerke sich unklar über die Chancen von grünem Wasserstoff.
Ein Drittel der deutschen Energieversorger agiert bisher ohne eigene Klimapläne. Zu den Chancen von grünem Wasserstoff zeigen sich laut einer Studie von Horvath sogar zwei Drittel ohne klare Strategie.

Laut einer Studie von Horvath Partner ist ein Drittel der heimischen Energieversorger noch ohne Klimaziele unterwegs. Dabei komme gerade ihnen bei der Realisierung der Klimaziele eine bedeutende Rolle zu. Dieser Schlüsselrolle stellen sich jedoch noch nicht alle, wie die aktuelle Horváth-Studie unter Verantwortlichen aus Energieversorgungsunternehmen zeige. Demnach habe jedes dritte EVU noch kein eigenes Ziel zur Erreichung von Klimaneutralität definiert. 38 Prozent haben auch noch keinen Fahrplan zur systematischen Reduktion ihrer CO2-Emissionen in Form einer Dekarbonisierungs- beziehungsweise Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Über das Geschäftspotenzial von Wasserstoff, der in „grüner“ Form einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten soll, besteht bei zwei Drittel der Befragten Unklarheit.

„Energieversorger mit ihrer regionalen Positionierung sind eigentlich prädestiniert, um in Photovoltaik-Projekten, Dekarbonisierung der Wärme oder einem Wasserstoff-Netzwerk als Anbieter, Verteiler oder Schnittstelle zu fungieren – riskieren aber nun durch fehlende Strategie, diesen Vorteil zu verspielen“, sagt Studienleiter und Energieexperte Matthias Deeg von der Managementberatung Horváth. Unternehmen, die sich mit dem Thema Wasserstoff bereits strategisch auseinandergesetzt haben, sehen die größten Geschäftspotenziale in der Produktion.

Überforderung durch Marktdynamik

Gründe für die insgesamt zögerlichen Nachhaltigkeitsaktivitäten sieht Horváth-Partner und Branchenexperte Matthias Deeg vor allem in der Unsicherheit der Rahmenbedingungen. Aber auch hausgemachte Probleme zählen dazu. „Unzureichend erprobte neue Technologien, unklare regulatorische Vorgaben, aber auch ein uneinheitliches Bild zwischen Marktanforderungen einerseits und kostenintensiven technologischen Innovationen andererseits sind meist Gründe dafür, dass in den Unternehmen noch keine Ziele stehen“, so Deeg. „In anderen Fällen sind es vor allem aktuelle Herausforderungen, etwa die Marktpreisentwicklungen, der E-Mobility-Hochlauf oder Infrastrukturentwicklung, die in Summe das Kartenhaus ins Wanken bringen.“ Sich in dieser Situation zu fokussieren und weitsichtig strategische Weichen im Bereich Nachhaltigkeit zu stellen, sei schwer. Das gelte gerade für mittelgroße und kleinere Unternehmen, sofern diese noch keine weitreichenden Transformationen in ihrem Kerngeschäft bewältigen mussten.

Digitalisierung als größtes strategisches Sorgenkind

Gefragt nach den größten internen Problemen, die ein strategisches Vorankommen behindern, antworteten die Befragten wie folgt. Mehrheitlich nannten sie laut der Studie „Erhöhung des Digitalisierungsgrades“ sowie „Veränderung der IT-Landschaft“ und „fehlende Kompetenzen“. Den Unternehmen ist also durchaus bewusst, dass sie zur Bewertung von Geschäftspotenzialen und zum Ausbau von Geschäftsfeldern datenbasierte Analysen auf Basis moderner Systemplattformen sowie offene Schnittstellen zu Externen benötigen. Dies ist allerdings nicht die einzige „digitale Baustelle“. Auch im Online-Vertrieb, der nach mehrheitlicher Einschätzung (80 Prozent) bis 2025 zum Hauptvertriebskanal wird, sind viele Unternehmen ungenügend vorbereitet. 60 Prozent verfügen über keine konkrete Strategie zum Ausbau des Onlinevertriebs und eine unzureichende Datenbasis.

17.1.2022 | Quelle: Horvath Partners | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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