Offener Brief an Habeck für Kleine Wasserkraft

Ansicht von oben auf eine WasserkraftanlageFoto: Markus / stock.adobe.com
Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke (BDW) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) appellieren in offenem Brief an Bundesminister Robert Habeck, kleine Wasserkraftwerke zu erhalten.

Durch die für das EEG 2023 vorgesehene Änderung seien 90 Prozent der 7.300 Wasserkraft-Anlagen in Deutschland gefährdet. Die Gesetzesänderung würde einen Rückbau dieser Wasserkraftwerke nötig machen. Um das durch Studien belegte Potenzial der Wasserkraft zu nutzen, sollten vielmehr die Rahmenbedingungen für die Kleine Wasserkraft verbessert werden, fordern die Verbände.

Die sogenannte „kleine“ Wasserkraft ist demnach eine wesentliche und stabilisierende Komponente im deutschen Energieversorgungssystem. Sie stehe für die verlässliche und flexibel regelbare Erzeugung von rund 3 TWh Strom pro Jahr. Das entspreche dem Stromverbrauch von rund einer Million Haushalten. Zugleich vermeide die kleine Wasserkraft 3 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen sowie Umweltkosten von mehr als 580 Millionen Euro. „Das ist angesichts der Kostenkrise fossiler Energieträger und der Klimakrise ein signifikanter Beitrag, auf den wir nicht verzichten können“, betont BDW-Präsident Hans-Peter Lang.

Die netzdienlichen Eigenschaften der Wasserkraft würden Netzausbaukosten von rund einer Milliarde Euro vermeiden. Sie würden dringend benötigt, um die wachsende Menge fluktuierenden Wind- und Solarstroms in das Energiesystem zu integrieren. Das habe der BEE jüngst in seiner Studie „Klimaneutrales Stromsystem“ zusammen mit zwei Fraunhofer Instituten belegt.

Die strengen Anforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) würden bereits sicherstellen, dass die Anlagen gewässerökologisch verträglich seien. Technologien für einen funktionierenden Fischschutz, Fischauf- und -abstieg würden seit vielen Jahren mit Erfolg in der Praxis eingesetzt.

Dass die Wasserkraft sei nicht für den häufig schlechten ökologischen Zustand der Fließgewässer verantwortlich. Das belege schon allein die Tatsache, dass nur an rund fünf Prozent der mehr als 200.000 Querbauwerke in Deutschland Wasserkraftanlagen betrieben würden. „Die Betreiber tragen vielmehr dazu bei, den Gewässerzustand zu verbessern, indem sie zum Beispiel Müll entnehmen und entsorgen“, sagt Helge Beyer, Geschäftsführer des BDW.

Die Herausforderungen in der Klima-, Energie und Geopolitik würden keinen Rückbau einer gesamten Ökoenergie-Branche erlauben, argumentieren die Verbände. Die Wasserkraft brauche daher Unterstützung statt Abschaffung.

Details zu den vorgesehenen Änderungen im „Sommerpaket“ gibt es auf Solarthemen+.

03.06.2022 | Quelle: BDW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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