„Scientist Letter“: Holz aus nachhaltigen Wirtschaftswäldern CO2-neutral

Knapp 550 Waldeigentümer, Unternehmen und Organisationen der Holzenergiebranche haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments in einem gemeinsamen Schreiben aufgefordert, sich in den Verhandlungen zur Überarbeitung der Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED II) für die nachhaltige Waldbewirtschaftung und eine nachhaltige energetische Holznutzung einzusetzen.Foto: Juergen Wiesler / stock.adobe.com
Mit einem von mehr als 600 Personen unterschriebenen Brief wendet sich der ehemalige Forstwirtschaftsprofessor Roland Irslinger an die EU-Kommission. Die Unterzeichnenden, davon laut Fachverband Holzenergie rund 550 Personen aus der Wissenschaft, plädieren dafür, Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern als CO2-neutral anzuerkennen.

Das Schreiben richtet sich an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, und den Präsidenten des Europäischen Rates, Herrn Charles Michel. Der Fachverband Holzenergie und der HKI Industrieverband Haus Heiz und Küchentechnik teilten den Brief.

Unterschrieben haben viele Professorinnen und Professoren aus Fachgebieten rund um die Holz- und Forstwirtschaft. Sie betonen die Fähigkeit von Wäldern, CO2 zu speichern. Zugleich sagen sie, dass es vielen europäischen Ländern bereits einen Aufwuchs gegeben habe und das weitere Ansammeln von Biomasse während der Klimaerwärmung riskant sei. In den zu erwartenden trockenen Jahren werde die Biomasse im Wald in der nächsten Jahrzehnt eher ab- als zunehmen, ungeachtet ob sie bewirtschaftet oder geschützt würden. Bewirtschaftete Wälder würden zurzeit mehr CO2 binden als geschützte Wälder. Das maximale Holzvolumen sei in Wirtschaftswäldern ebenso hoch wie in geschützten Wäldern. Auch ohne Ernte erreiche die die Biomasse-Menge irgendwann einen Sättigungszustand. Die zusätzliche CO2-Bindung gehe dann gegen Null, wie man an alten und unberührten Wäldern in der Ukraine beobachten könne. Wenn man die Prozesse im Ökosystem, den Verdrängungskampf zwischen den einzelnen Bäumen und die Verluste durch Naturkatastrophen einbeziehe, sei das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern daher CO2-neutral. Zudem sei die Biodiversität in Europa erst durch die Bewirtschaftung der Landschaft und Wälder entstanden.

Stoffliche Nutzung von Holz bindet CO2 langfristig

Brief bezieht sich auf die in erster Linie stoffliche Nutzung von Holz sowie auf die energetische Nutzung von Abfall- und Nebenprodukten. Holzprodukte hätten viele Klimavorteile. Diese würden davon abhängen, wie viel Kohelsntoff aus dem Wald in Holzgegenstände übertragen werde, die idealerweise für eine Lange Zeit. Im Vergleich zu Beton, Stahl, Aluminium oder Glas werde bei Holz weniger fossile Energie benötigt. Da Bauen mit Holz sei nicht nur ein CO2-Speicher, sondern ermögliche auch bezahlbares Bauen, senke den Energiebedarf von Gebäuden und schaffe nachhaltige Arbeitsplätze in allen europäischen Regionen.

Auch die Biomasse-Strategie der Bundesregierung setzt zuerst auf die stoffliche Nutzung von Holz und Biomasse.

Holzenergie Nebenprodukt der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern

Neben der stofflichen Nutzung gebe es eine steigende Menge von Nebenproduktion und Altholz, das energetisch genutzt werden könne. Dabei gehe es zum Beispiel um Baumkronen oder verrottete Stämme. Auch bestimmte Baumarten würden zwar geerntet, könnten aber nicht stofflich genutzt werden. Ein Teil davon bleibe als Totholz im Wald auch für den Artenschutz. Bei der Verarbeitung von Holz würden zudem immer Reste anfallen, zum Beispiel Sägemehl oder Schnittreste. Diese sollten am besten für Bioenergie genutzt werden bei gleichzeitiger CO2-Abscheidung und Nutzung. Dieses CO2 könne perspektivisch auch für Kohlenwasserstoff-Produkte genutzt werden. Bei einer guten Waldbewirtschaftung sei die Holzenergie ein Nebenprodukt der Ernte und Verwertung von Holz. Sie könne fossile Energien ersetzen und sei somit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Die Nutzung von Holzenergie aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern zu verbieten und mehr Wälder unter Schutz zu stellen sei kontraproduktiv für den Klimaschutz, habe keine Vorteile für die Artenvielfalt und behindere die kreislaufbasierte Bioökonomie. Zurzeit übertreffe die Nachfrage nach Holz das Angebot. Daher werde Holz aus anderen Regionen nach Europa importiert. Es sei daher nicht angemessen, jetzt Wald für Wildnis zu reservieren, ohne das nachgewiesen sei, dass dort zusätzliche Arten leben könnten.

Fachverband Holzenergie kritisiert aktuelle Regelungen der EU

Der Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie sieht in dem Brief ein wichtiges Zeichen für eine faktenbasierte und wissenschaftsgeleitete Energie- und Forstpolitik. FVH-Geschäftsführer Gerolf Bücheler sagt: „Es ist wichtig, dass die Wissenschaft aufsteht und an die Entscheidungsträger auf EU-Ebene appelliert, den umfassenden Wert nachhaltig genutzter Wälder für Klimaschutz, Energiewende und die Bioökonomie anzuerkennen.“ Die Wissenschaftler würden zu Recht davor warnen, Forstpolitik einseitig auf Nutzungseinschränkungen auszurichten und damit die aktuell größte heimische Quelle nachwachsender Rohstoffe und Energieträger zu verlieren

Bücheler beklagt, die Politik behindere aktuell die moderne und effiziente Nutzung der Holzenergie. Er beklagt Desinformation und Unverständnis über die Zusammenhänge der Forst- und Klimapolitik. Gemeint seien insbesondere die Überarbeitung der Erneuerbare Energien Richtlinie der EU, die Novelle der Bundesförderung für effiziente Gebäude und die Ausgestaltung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz.

28.10.2022 | Quelle: BBE, HKI | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen