LEE NRW fordert Förderung von Winter-Biogas

Zu sehen ist eine Biogasanlage. Biogas kann kurzfristig ausgebaut werden, um gegen die Gaskrise wirken zu können.Foto: Konrad Steininger / www.stock.adobe.com
Biogas-Anlage (Symbolbild)
Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW fordert in einem Positionspapier eine Neuausrichtung der Biogas-Förderung auf stärkere Nutzung der Ressourcen im Winter.

Das Papier sieht gezielte finanzielle Zuschläge für „Winter-Biogas“ vor. An einigen Tagen im Dezember sei Biogas nach Kohle und Atom der drittstärkste Stromerzeuger gewesen, berichtet auch der Fachverband Biogas in seiner Pressemitteilung zum Jahresende.

„Biogas als einzige Flexibilisierungsenergie, mit der gezielt auf Flauten bei der Wind- und Solareinspeisung reagiert werden kann, wird vor allem in den Wintermonaten für die Wärmeversorgung und die Versorgungssicherheit beim Strom benötigt“, erklärt Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender im LEE NRW, „deshalb macht es Sinn, dass die Betreiber für dieses Winterbiogas einen finanziellen Zuschlag erhalten.“

Lagerung von Biogas-Substraten muss für Produktion im Winter leichter werden

Zugleich fordert der Verband einfachere Genehmigungen, um die Substrate und später die Gärreste der Biogas-Anlagen lagern zu können. „Nur wenn die Genehmigungsbehörden bei den notwendigen Lagerflächen flexibel mitspielen und die rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend geändert werden, sind die Anlagenbetreiber in der Lage, ihre Erzeugung verstärkt auf Winter-Biogas auszurichten“, so Griese, „denn für eine höhere Biogaserzeugung konzentriert auf wenige Wochen sind für die Input-Stoffe wie auch für die Gärreste wesentlich größere Zwischenlagerflächen notwendig.“

Kritik an skeptischer Haltung des BMWK zu Biogas

Sowohl der LEE NRW als auch der Fachverband Biogas kritisieren aber auch darüber hinaus die skeptische Haltung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gegenüber der Bioenergie.

Bereits im Osterpaket der Ampel-Koalition habe Biogas wenig Beachtung gefunden, mit dem Verweis auf die bevorstehende Biomasse-Strategie. „Es ist für uns nicht zu verstehen, warum sich das Wirtschaftsministerium in der aktuellen Situation noch immer so schwer mit Biogas tut“, sagt Seide vom Fachverband Biogas.

Die Biogas-Anlagen hätten dazu beigetragen, dass der Strompreis in der angespannten Lage nicht noch stärker gestiegen sei. „Die Betreiber flexibilisierter Anlagen konnten einerseits erstmals ohne EEG-Vergütung ihren Strom an der Börse verkaufen und haben trotzdem noch den Börsenstrompreis gesenkt, der ansonsten von den noch viel teureren Gaskraftwerken bestimmt worden wäre“, sagt Seide.

Mitte des Jahres hätten viele Biogas-Betreiber die erzielten Mehrerlöse in neue Speichertechniken und Motoren investiert, um die Anlagen weiter zu flexibilisieren. Auch das Interesse an Wärme aus Biogas sei groß gewesen.

Diskussion um Nationale Biomassestrategie steht an

Mit seiner Forderung nach einer Winterbiogas-Förderung  positioniert sich der LEE NRW für die 2023 anstehende Debatte um die Nationale Biomassestrategie. Die Eckpunkte hierfür haben die drei beteiligten Ministerien bereits Anfang Oktober vorgelegt. Solarserver berichtete über die Eckpunkte und die Kritik der Branchenverbände.

Griese von LEE NRW kritisiert die Eckpunkte ebenfalls: „Es ist bedauerlich, dass die Bundesregierung wohl plant, den Einsatz von Biomasse im Energiesektor eher zu begrenzen denn auszubauen“. Die Biomasse-Nutzung an Klima und Biodiversität zu orientieren sei richtig, aber in dem Papier schwinge zu sehr die überkommene Tank-statt-Teller-Diskussion mit. Der Begriff Biomasse sei in den Eckpunkten viel zu eng gefasst. Laut dem Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig landet derzeit nur ein Drittel von den Input-Stoffen, die sich technisch nutzen lassen, tatsächlich in der Biogasanlage.

Bis zum Jahr 2050 könnten laut Fachverband Biogas 150 Milliarden kWh Biogas zusätzlich nur auf Basis von Abfällen, Reststoffen, Zwischenfrüchten, Gülle, Mist, Gras von Dauergrünlandflächen und Landwirtschaftlichen Nebenprodukten erzeugt werden. Diese Gasmenge ließe sich wiederum zur Hälfte zu Biomethan aufbereitet und könnte so einen erheblichen Teil der früheren russischen Gasimporte ersetzen. Insgesamt könne die Biogasproduktion in Deutschland könne ohne eine Ausdehnung der Anbauflächen für Energiepflanzen auf rund 135 bis 235 Milliarden Kilowattstunden (kWh) ausgeweitet werden.

Erlösabschöpfung für Biogas-Branche „noch mal gut gegangen“

Die politische Diskussion um die Erlösabschöpfung sei für die Biogas-Branche hingegen „am Ende gut ausgegangen“, bilanziert der Fachverband Biogas. Die rückwirkende Erlösabschöpfung von 90 % wäre für viele Biogas-Anlagen das Aus gewesen, fürchtete der Verband.

Mit einer „unfassbaren Mobilmachung“ und zahllosen Einzelgesprächen mit Abgeordneten hätten die Branchenakteure die zunächst geplante Erlösabschöpfung verhindert. Dass die Biogas-Branche in Deutschland weitermachen könne, sei letztlich der Arbeit der Abgeordneten und der Unterstützung aus den Energieministerien verschiedener Bundesländer zu verdanken. „Viele Abgeordnete haben mit Herzblut und Engagement im Hintergrund mit dem BMWK intensive Gespräche und Abstimmungen im Sinne der Biogasbranche geführt“, berichtet Seide. Dies sei ein gutes Beispiel für eine funktionierende parlamentarische Demokratie.

Erst spät habe das BMWK auf die Argumente der Biogas-Branche reagiert. Am Ende wurde noch die Höchstbemessungsleistung ausgesetzt und der Güllebonus flexibilisiert, um kurzfristig mehr Gasproduktion zu ermöglich.

23.12.2022 | Quelle: LEE NRW, Fachverband Biogas | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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