Auftrag für Netzanbindung von Offhore-Windparks vergeben

Die Grafik zeigt eine Konverter-Station für die Netzanbindung von Offshore-WindparksGrafik: Amprion Offshore
Die Konverter für die Offshore-Windparks sollen mehr als doppelt so leistungsstark sein wie die bisherigen Modelle.
Die Amprion Offshore GmbH hat Siemens Energy und Dragados Offshore mit dem Bau der Konverterstationen für die Offshore-Netzanbindungssysteme LanWin1 und LanWin3 beauftragt.

Siemens Energy und Dragados Offshore sollen gemeinsam pro Projekt zwei Konverter mit jeweils 2 GW auf See und an Land bauen. Weil die Bundesregierung den Ausbau und die Netzanbindung der Offshore-Windenergie beschleunigen will, sollen die Konverter früher als ursprünglich vorgesehen in Betrieb gehen. LanWin1 soll 2029 (statt 2031) und LanWin3 im Jahr 2030 (statt 2033) in Betrieb gehen. Die 2-GW-Konverter sind laut Amprion Offshore eine „neue Leistungsklasse“. Die Übertragungsleistung entspricht laut Amprion Offhore zusammen etwa dem Bedarf von 4 Millionen Menschen. Der bisherige Leistungsstandard liegt bei 900 MW. Die Konverter sind nötig, da der Strom als Gleichstrom transportiert wird.

Die beiden Systeme zur Offshore-Netzanbind LanWin1 und LanWin3 sollen es ermöglichen, Strom aus den Nordsee-Windparks ins Übertragungsnetz an Land einzuspeisen. Die Kabel verlaufen zunächst 160 beziehungsweise 170 Kilometer durch die Nordsee. Sie unterqueren dabei die Insel Norderney und erreichen bei Hilgenriedersiel die Küste. An Land werden für LanWin1 und LanWin3 weitere rund 220 beziehungsweise 230 Kilometer Erdkabel verlegt. Über einen Großteil der Strecke verlaufen die beiden Systeme parallel. Auf dem letzten Teil der Strecke trennen sie sich, um zu ihren jeweiligen Netzverknüpfungspunkten in Wehrendorf (LanWin1) und Westerkappeln (LanWin3) zu gelangen.

Schnellere Netzanbindung der Offshore-Windparks angesichts knapper Kapazitäten schwierig

Die Ausschreibung erfolgte im Herbst 2022. Ausschreibung und Vergabe wickelte die Amprion Offshore in drei Monaten ab – laut eigenen Angaben eine „Rekordzeit“, die dank der Erfahrungen aus bisherigen Vergabeverfahren möglich gewesen sei. Das Vertragsvolumen liegt bei über vier Milliarden Euro inklusive der Instandhaltung für zehn Jahre.

Die Zusage von Siemens und Dragados für die schnellere Umsetzung ist laut Amprion wegen der angespannten Marktlage keine Selbstverständlichkeit. Besonders die Werftstandorte für Konverterplattformen sind in Deutschland und Europa Mangelware. Deshalb sind zwei beziehungsweise drei Jahre Beschleunigung eine enorme Herausforderung“, sagt Carsten Lehmköster, der gemeinsam mit Barth Geschäftsführer der Amprion Offshore ist. Das Konsortium aus Siemens und Dragados hat im vorigen Sommer bereits den Auftrag für die Konverter DolWind4 und BorWin4 von Amprion erhalten. Diese sollen ein Jahr vor dem ursprünglichen Plan fertiggestellt werden.

Stiftung Offshore-Windenergie: Produktion für Konverter auch in Deutschland aufbauen

Die Stiftung Offshore-Windenergie kommentiert die Auftragsvergabe. „Konverterplattformen sind ein neuralgischer Punkt der deutschen Offshore-Ausbau-Ambitionen. Die Dragados-Werft in Spanien ist zurzeit die Einzige in Europa, die aufgrund der Dimensionen in der Lage ist, die zukünftige Generation an 2-GW-Konverterplattformen für Amprion zu produzieren“, sagt Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Windenergie. Die gute Nachricht daran sei, dass es gelungen sei, den energie-, industrie- und sicherheitspolitisch relevanten, milliardenschweren Auftrag an ein europäisches Konsortium an einem europäischen Standort zu vergeben.  

Zugleich mahnt sie, dass der Ausbau der Offhore-Windenergie nicht von diesem einzigen Standort abhängen dürfe. Das gelte umso mehr, da auch andere Länder ambitionierte Ausbauziele verfolgen und um die knappen Produktionskapazitäten konkurrieren würden. Bereits heute zeige sich, dass asiatische Standorte, an die bisher Aufträge vergeben wurden, seltener zur Verfügung stünden.

Würtz drängt darauf, in der Wert Rostock-Warnemünde eine eigene deutsche Konverter-Produktion aufzubauen. Dort könnten bis zu drei Plattformen gleichzeitig produziert werden. Das belgischen Unternehmen Smulders sei zudem gewillt, das nötige Knowhow und Geld in den Standort einzubringen. Nötig wäre dafür eine Ko-Nutzung mit der Bundeswehr. Bisher habe es allerdings keine Einigung zwischen dem Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Bundesministerium für Verteidigung gegeben. Das ist für Würtz „völlig unverständlich“, da die Konzepte für die Fertigung auch die sicherheitspolitischen Anforderungen berücksichtigen würden.

„Im Ergebnis ist der Werft in Rostock-Warenmünde heute ein milliardenschwerer Auftrag mit dem einhergehenden Industrie-, Zulieferer- und Wissenspotenzial entgangen“, sagt Würtz. Die nächsten Großaufträge für die Netzanbindung von Offshore-Windenergie sollen gegen Ende des ersten Quartals 2023 vergeben werden. „

Wir hoffen, dass die daraus entstehende 2. Chance genutzt wird, und werden uns dafür weiter einsetzen“, sagt Würtz.

Um den Bau und die Netzanbindung von Offshore-Windparks zu beschleunigen, hat der Bundestag das Windenergie-auf-See-Gesetz beschlossen.

11.01.2023 | Quelle: Stiftung Offshore Windenergie, Amprion Offshore | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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