Landmaschinen: Biokraftstoffe statt Diesel

Rapsfeld unter blauem Himmel.Foto: Oliver Ristau
Klassische Biokraftstoffe wie hier aus heimischen Raps sind laut Traktorenherstellern kurzfristig die einzige Option, Diesel durch klimafreundliche Alternativen zu ersetzen.
Ohne klassische Biokraftstoffe gibt es für schwere Landmaschinen auf dem Feld keine Alternative zum Diesel. Traktorenhersteller und Branchenvertreter forderten auf der Grünen Woche deshalb insbesondere von den grün geführten Ministerien in Berlin, an heimischen Biokraftstoffen festzuhalten.

Klassische Biokraftstoffe werden noch einige Jahre für schwere Landmaschinen als klimafreundliche Alternative zum Diesel notwendig bleiben. Darauf wiesen Mitglieder der Plattforum „Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ im Rahmen der Grünen Woche in Berlin hin. Bei der Veranstaltung kamen Industrievertreter mit Hans-Jürgen Froese, Leiter des Referats 525 „Energie, Bioökonomie, Nachwachsende Rohstoffe“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau zusammen. Sie diskutierten ferner darüber, wie eine Mobilitätswende in der Land- und Forstwirtschaft gelingen kann.

E-Mobilität für Landmaschinen erst ab 2030

Professor Dr. Peter Pickel, Manager External Relations bei John Deere GmbH & Co. KG, betonte dabei, dass insbesondere bei mittleren und schweren Tätigkeiten in der Landwirtschaft eine dem Diesel ähnliche Leistungsdichte erforderlich ist, die auf absehbare Zeit nur flüssige und gasförmige Kraftstoffe liefern könnten. „Nachhaltige Biokraftstoffe wie Pflanzenöl oder Biodiesel sind kurzfristig in diesem und auch noch im nächsten Jahrzehnt die einzige Möglichkeit, die CO2-Emissionen der mobilen Landmaschinen signifikant zu senken, die Krisensicherheit der Landwirtschaft durch Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erhöhen und gleichzeitig auch die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu verbessern.“

Gerade flüssige Biokraftstoffe böten dabei einen bedeutenden Nebengewinn. „Die Produktion von Biokraftstoffen ist gekoppelt an die Produktion von heimischen Proteinträgern (etwa Rapspresskuchen)“. Diese könnten die Importe aus Übersee substituieren. Erst nach 2030 würden dagegen „elektrifizierte Antriebssysteme eine wesentliche Rolle bei mobilen Landmaschinen spielen.“

Fehlende Infrastruktur für Biomethan

Auch Traktorenhersteller CNH Industrial Deutschland GmbH sieht beim Thema nachhaltige Kraftstoffe noch keine Alternative zu klassischen Biokraftstoffen. „Traktoren und Landmaschinen werden heute überwiegend mit fossilem Diesel betrieben“, sagte Klaus Senghaas, Market Leader Alternative Fuels bei CNH. „Das gemeinsame Ziel ist in der Zukunft, klimaneutral und unabhängig von fossilen Energien nachhaltig Nahrungsmittel zu erzeugen. Deshalb ist die Entwicklung von Technologien für den Einsatz und die Produktion von erneuerbaren Energien ein wichtiger Bestandteil der New Holland DNA.“ So habe das Unternehmen unter der Marke New Holland zum Beispiel den Biomethantraktor oder den Batterieelektrischen T4 Traktor entwickelt. „Was die Einführung erschwert, ist die fehlende Infrastruktur wie zum Beispiel Gasaufbereitungsanlagen und Tankstellen für Biomethan im ländlichen Gebiet.“ Außerdem brauche es auch hier weniger Hürden durch Bürokratie und praxisferne Limitierungen. Die Technologie erhalte in Deutschland nicht nur keine Förderung. Sie werde zudem durch schwierige, langwierige, teure Genehmigungsverfahren erschwert und verhindert.

„Vor dem Hintergrund, dass weitere Produktivitätssteigerungen zur Ernährungssicherung erforderlich sind, wird die Verwendung von nachhaltigen, flüssigen Kraftstoffen aufgrund ihrer hohen Energiedichte auch noch in der nachfolgenden Dekade für mittel bis schwere mobile Anwendungen notwendig sein“, sagte Patrick Ahlbrand, Senior Manager Product Strategy von CLAAS KGaA mbH. Lösungen auf Wasserstoff- oder batterieelektrischer Basis seien bisher noch auf leichte Arbeiten im Teillastbereich und hofnahes Arbeiten begrenzt.

Kritik an „Grünen“-Politik

Der Fokus in der Mobilitätsdebatte scheint derzeit nahezu ausschließlich auf der e-Mobilität und der Aussicht auf Wasserstofftechnologie zu liegen. Gerade Maschinen, die schwere oder intensive Arbeiten zu verrichten haben, benötigten jedoch eine hohe Leistungsdichte. Michael Horper, Vorsitzender der Plattform „Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ und Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, forderte daher eine unabdingliche Revision politischer Entscheidungen der jüngsten Vergangenheit.

„Bis Ende 2021 wurde Biokraftstoff, der in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt wird, mit 45 Cent je Liter entlastet. Seit 1. Januar 2022 wird für Biokraftstoffe keinerlei steuerliche Entlastung mehr gewährt, die Energiesteuer für Biokraftstoffe beträgt somit 47,04 Cent je Liter. Dadurch ergibt sich die aus Klimaschutzaspekten absurde Situation, dass nachhaltig zertifizierte Biokraftstoffe eine hohe Steuerbelastung haben und somit einen entscheidenden preislichen Wettbewerbsnachteil bekommen. Das ist ein unhaltbarer Zustand und muss von der Bundesregierung korrigiert werden. Genauso wie die Aussagen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke, dass Biokraftstoffe keine Zukunft haben sollen.“

26.1.2023 | Quelle: Plattforum Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen