Energiewende-Monitor: zu wenig Investition, zu wenig Fortschritt

Grafik mit Mensch vor drei Monitoren, Symbol für Energiewende, Monitoring, FortschrittGrafik: apinan / stock.adobe.com
Wie geht es mit der Energiewende voran?
Die Energiewende erfordert laut dem BDEW bis 2030 Investitionen von 600 Milliarden Euro – doch bisher sind diese nicht in Sicht. Damit blieben auch erhoffte Wachstumseffekte für die Volkswirtschaft aus.

Die Energiewende kommt nicht schnell genug voran. Das ist das Fazit des „Fortschrittsmonitor Energiewende“, den der Branchenverband BDEW und die Unternehmensberatung EY heute veröffentlicht haben. Der Bericht untersucht anhand von Kennzahlen den aktuellen Stand der Energiewende in Deutschland und zeigt, wo Hemmnisse liegen. Auch wenn der Name „Energiewende-Monitor“ ähnlich klingt, ist der Bericht nicht mit dem Monitoring-Bericht der Bundesregierung zu verwechseln, mit dem diese den Fortschritt bei der Energiewende dokumentiert.

Fortschritt bei EE-Ausbau zu langsam für Energiewende-Ziele

Der Fortschrittsmonitor Energiewende unterteilt sich in die Themenfelder volks- und energiewirtschaftliche Kennzahlen, Ausbau Erneuerbarer Energien, klimaneutrale Gase, Netzintegration, Wärmewende und Elektromobilität und nutzt für jedes Feld spezifische Kennzahlen.

Insbesondere der Ausbau der Erneuerbaren Energien bleibe weit hinter dem zurück, was nötig sei, um die Ziel der Bundesregierung für 2030 zu erreichen. Das gelte für fast alle Sektoren, einschließlich der Photovoltaik, der Technologie mit dem höchsten Zubau im Jahr 2021. Nötig sei die Verdopplung der installierten PV-Leistung, bei der Onshore-Windenergie sogar eine Verdreifachung.

Großes Nachholpotenzial gebe es auch beim Ausbau und Umbau der Stromnetze, der Digitalisierung und der angepeilten Elektrifizierung des Verkehrssektors.

Für eine Wärmewende müsse der Heizenergie-Verbrauch deutlich sinken und der Anteil der Ökowärme auf das Dreifache steigen.

Es fehlen: Fachkräfte, Flächen, Rohstoffe

Die Gründe für den schleppenden Fortschritt seien vielfältig. Der Fortschrittsmonitor benennt unter anderem einen „alarmierenden“ Fachkräftemangel in allen relevanten Sektoren, zu wenige verfügbare Flächen, langwierige und aufwändige Genehmigungs- und Bauverfahren sowie Engpässe bei verschiedenen wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Seltenen Erden, Kupfer und Silizium.

Wertschöpfung und Investitionen durch Energiewende geringer als erwartet

Um die von der Bundesregierung für 2030 gesteckten Ziele zu erreichen, seien Investitionen von rund 600 Milliarden Euro im Zeitraum bis 2030 erforderlich. Das sind 54 bis 57 Milliarden Euro jährlich. Die drei größten Investitionsfelder sind dabei die erneuerbarer Stromerzeugung (351 Milliarden Euro), die Strom-Übertragungsnetze (126 Milliarden Euro), die Produktion klimaneutraler Gase wie Wasserstoff (12 Milliarden Euro) sowie der die öffentlichen Elektro-Ladeinfrastruktur (9 Milliarden Euro).

Wer die gefragten Produkte wie Windturbinen, Solarmodule oder Elektrolyseure und ihr Zubehör herstellt, könnte gut daran verdienen. EY und BDEW schätzen die „Wertschöpfungseffekte“ der Herstellerunternehmen in Deutschland im Schnitt auf 33 Milliarden Euro. Das entspräche einem Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland.

Da allerdings deutlich weniger investiert werde als erwartet, falle auch die Wertschöpfung geringer aus. Für 2021 beziffert der Energiewende-Monitor die Investition mit 14,5 Milliarden Euro und die realisierte Wertschöpfung mit 8,6 Milliarden Euro. Die Energiewende könne somit nicht die erhoffte volkswirtschaftliche Wirkung entfalten.

Metin Fidan, Partner bei EY und Leiter des Bereiches Green Transformation und Mining & Metals in der Region Europe West, beklagt, dass so wichtige Impulse ausblieben.

„Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wären solche Impulse hoch willkommen, da sie zu nachhaltiger Wertschöpfung und nachhaltigem Wachstum führen können“, sagt er.

Energiewende-Monitor soll Fortschritt künftig jährlich darstellen

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, fordert von der Bundesregierung, Hemmnisse zu beseitigen. Neben mehr Flächen und schnelleren Genehmigungen spricht sie auch von einem „Marktdesign stellen, in dem sich auch Investitionen in steuerbare Stromerzeugungskapazitäten lohnen“. Diese sind in Deutschland ebenfalls seit Jahren ausgeblieben.

Der Energiewende-Monitor soll künftig jährlich aktualisiert werden. Ziel sei es, nicht nur Fortschritte, sondern frühzeitig auch Defizite und Nachholbedarfe darzustellen, die für das Erreichen der Energie- und Klimaschutzziele 2030 zwingend angegangen werden müssten. Zum vollständigen Energiewende-Monitor geht es hier.

6.2.2023 | Quelle: BDEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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