Robin Wood: Energieholz wäre zu großen Teilen stofflich nutzbar

Im Vordergrund ein Holzpellet zwischen zwei Fingern, im Hintergrund ein Gesicht (unscharf). BioenergieFoto: Jörg Lantelme / stock.adobe.com
Ein Rechercheteam des Umweltverbandes Robin Wood hat in Pellet- und Holzkraftwerken lagerndes Holz begutachtet und kam zu dem Schluss, dass ein Großteil davon gut stofflich nutzbar wäre.

Das Team von Robin Wood war nach eigenen Angaben an sieben Standorten von fünf Unternehmen in Ost- und Norddeutschland unterwegs, an denen das Holz unter offenem Himmel lagert. Namentlich waren die Unternehmen laut Robin Wood die Leag, die Leipziger Stadtwerke, 1Heiz Pellets/1Heiz Energie, EC Bioenergie/wohl&warm und Wismar Pellets.

Expertenteam begutachtete Fotos von Energieholz auf stoffliche Nutzbarkeit

Das Rechercheteam begutachtete das Holz vor Ort und machte Fotos und Videoaufnahmen. Experten aus Naturschutz und Forstwissenschaft hätten die Holzqualität in einem Fall vor Ort bewertet, in den sechs anderen Fällen nachträglich anhand der Aufnahmen. An allen Standorten habe man massives und intaktes Stammholz verschiedener Baumarten gefunden. Etwa 80 Prozent der Stämme sind nach Einschätzung von Robin Wood Kiefern- und Fichtenholz aus sogenannten Schadholzräumungen. Diese seien ausschließlich im Rindenbereich geschädigt gewesen. Daher hätten sich dieses Energieholz problemlos stofflich für Verbundholzmaterialien für die Baubranche, Spanplatten, Holzdämmstoffen oder Papier nutzen lassen. Ein großer Teil des übrigen aus Laubmischwäldern stammenden Holzes ließe sich laut Robin Wood sogar für hochwertige Produkte nutzen, etwa für Möbel. Für einen anderen Standort legt der Bericht nahe, dass das Holz aus einem Flora-Fauna-Habitat stammt. Greenpeace-Vertreter hätten von dort Transporte zum Werk beobachtet, das Robin-Wood-Team sah Fahrzeuge, die zumindest aus dem selben Landkreis kamen. Der geringe Anteil von stark geschädigtem Holz sei laut Robin Wood ebenfalls als Totholz im Wald besser aufgehoben.

Anhand der Fotos erläutert Robin Wood im Bericht die Bewertungskriterien. Dabei fällt auf, dass viele der fotografierten Holzchargen in Bezug auf Holzarten, Durchmesser und Qualität stark durchmischt sind.

Energieholz-Branche muss „Greenwashing beenden“

Robin Wood kritisiert die Kommunikation der Energieholz-Branche als Greenwashing. Die Unternehmen würden den Eindruck vermitteln, es würde Restholz, Schadholz oder ausschließlich minderwertiges Holz“ genutzt, das für eine stoffliche Nutzung nicht in Frage käme. Insbesondere verweist die Organisation auf das Zertifikat des Deutschen Pelletinstituts (DEPI), einem Tochterunternehmen des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands e. V. (DEPV). Auf der DEPI-Website heißt es: „Pellets werden in Deutschland zu etwa 90 Prozent aus Sägespänen und Resthölzern hergestellt, die als Nebenprodukte der Sägeindustrie anfallen. Zu 10 Prozent wird nicht-sägefähiges Rundholz genutzt, das beim Holzeinschlag und bei der Durchforstung anfällt. Auch die von Robin Wood untersuchten Pelltwerke würden dieses Zertifikat tragen.

Robin Wood fordert von der Energieholz-Branche, „dieses Greenwashing zu beenden“. Sie müssten sofort auf den Einsatz von Energieholz verzichten, dass sich noch stofflich nutzen ließe. Von der Bundesregierung fordert die Umweltorganisation, die Subventionierung industrieller Holzverbrennung zu stoppen. Angesichts der Energiekrise fürchtet die Organisation einen „beschleunigten Raubbau“ in den Wäldern für Wärme und Strom. Dabei sei das Holz durchaus für die stoffliche Nutzung und damit die langfristige Kohlenstoffspeicherung geeignet. „Zudem schreit der sehr schlechte Zustand unserer Wälder danach, möglichst viel Holz für den Schutz von Klima und Artenvielfalt im Wald zu lassen. Die steinzeitliche Technologie der Holzverbrennung ist die schlechteste Option und hat keinen Platz in einer sozial-ökologischen Energiewende“, sagt Robin-Wood-Waldreferentin Jana Ballenthien.

Zum Gutachter-Team gehören laut Robin Wood Pierre Ibisch, Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Rainer Luick (Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg) und Erwin Hussendörfer (Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf). Ibisch bilanziert: „Für mich ist der wichtigste Befund, dass eine sehr große Zahl ganzer Bäume in die Öfen wandert, die jetzt im Wald fehlen. Es ist bitter, wie der Gesellschaft das Märchen von ‚Rest-, Abfall- und Durchforstungsholz‘ erzählt wird, was durch die Fotos offenkundig widerlegt wird.“

Robin Wood mit Antworten der Energieholz-Unternehmen unzufrieden

Ergänzend zur Vor-Ort-Recherche habe Robin Wood drei Betreibern der aufgesuchten Anlagen einen Fragenkatalog gesendet. Diese hätten jedoch nicht oder ausweichend geantwortet. Die Stadtwerke Leipzig hätten die „Verantwortung auf die Waldbesitzer abgewälzt“, indem sie auf deren wirtschaftliches Interesse verwiesen, das Holz einer hochwertigen und somit auch preislich interessanten Verwendung zuzuführen. Die Leag habe auf geschäfts-, wettbewerbs- und marktrelevante Aspekte verwiesen, zu denen man sich nicht äußere. Von 1Heiz Pellets sei gar keine Antwort gekommen.

Bisher werde das Verfeuern von Holz EU-weit als erneuerbare Energie gefördert wird. Das habe dazu geführt, dass inzwischen mehr als die Hälfte des Holzaufkommens in der EU verbrannt würden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck müsse sich dafür einsetzen, das zu ändern und dafür die laufende Novelle der Erneuerbaren-Richtlinie auf EU-Ebene nutzen.

Auf nationaler Ebene dürfe die Bundesregierung in der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) Biomasse auch in Bestandsgebäuden nicht auf den Erneuerbare-Energien-Anteil von 65 Prozent anrechnen. Mit der neuen Biomasse-Strategie soll die Bundesregierung das „Verfeuern der Wälder für Strom und Wärme“ stoppen und stattdessen auf Kaskadennutzung und Kreislaufwirtschaft setzen. Die Eckpunkte für die Biomasse-Strategie hat die Bundesregierung im vorigen Herbst formuliert. Kaskadennutzung ist dabei ein wesentlicher Punkt, wie Solarserver berichtete.

03.03.2023 | Quelle: Robin Wood | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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