2G Energy wirbt für Sektorenkopplung mit PV, Wärmepumpe und KWK
Für Christian Grotholt ist es das „Dreigestirn der Energiewende“: Photovoltaik, Wärmepumpen und Blockheizkraftwerke. Der Vorstandsvorsitzende des Münsterländer BHKW-Produzenten 2G Energy sieht darin eine ideale und wirtschaftliche Kombination, um rund um die Uhr und unterbrechungsfrei dezentral Energie zur Verfügung zu stellen. Und für alle Fälle, in denen Wärme gefragt ist. „Ab 500.000 kWh Wärmebedarf, das entspricht ungefähr dem von 40 Wohneinheiten, amortisiert sich ein solcher Anlagenpark in 6,5 Jahren“, rechnet der Elektroingenieur vor.
Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von BHKW spezialisiert und liefert dafür Gasmotoren. Diese kommen neben Erdgasanwendungen bisher vor allem für Biogas- und Kläranlagen zum Einsatz. Mittelfristig ist Ziel, statt Erdgas grünen Wasserstoff einzusetzen, um die KWK CO2 frei zu machen. 2G Energy sieht so ein großes Potenzial für Lösungen zur Sektorenkopplung. Und will die KWK gleichzeitig als ergänzende Option für Wärmepumpen und PV ins Spiel bringen.
In einem Thesenpapier listet das Unternehmen eine Vielzahl von Beispielen auf, in denen Photovoltaik, Wärmepumpen und KWK Hand in Hand arbeiten. Kunden sind Stadtwerke und Energieversorger mit Wärmenetz sowie die Industrie in Branchen wie Maschinenbau, Lebensmittel und Chemie. So betreibe die Kommune im rheinland-pfälzischen Meisenheim eine 65,7 Kilowatt starke PV-Anlage mit einem 26 Kilowatt- Batteriespeicher und einem 20 kW-Motor und versorgt so ein Nahwärmenetz.
Wärmepumpen weniger effizient bei tiefen Temperaturen
Hintergrund ist, dass Wärmepumpen „ab 5 Grad Celsius Außentemperatur enorm an Effizienz verlieren können“, wie Grotholt sagt. „Wenn es also draußen kalt wird, kann man sich wirtschaftlicher über Kraft-Wärme-Kopplung versorgen.“ Gleichzeitig erzeuge das BHKW Strom und könne so die im Winter geringere Produktivität beim PV-Anlagenbetrieb ergänzen.
Bei der Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung dagegen alleine auf Wärmepumpen zu setzen, sieht der Manager kritisch. Denn um deren Spitzenbedarf im Winter zu sichern, wäre eine enorme zusätzliche regenerative Erzeugungskapazität notwendig – „für nur wenige Volllastbenutzungsstunden pro Jahr. Das wäre volkswirtschaftlich wie auch betriebswirtschaftlich unsinnig“.
KWK kann höhere PV-Wasserstoffpreise akzeptieren
Stattdessen plädiert er dafür, Windparks in Nord- und Ostsee und Freiland-PV Anlagen für die Produktion von Wasserstoff zu nutzen. Das grüne Gas ließe sich dann in existierender Gasinfrastruktur speichern und bei Bedarf zur Rückverstromung und Wärmeerzeugung nutzen. Allerdings präferiert das Bundeswirtschaftsministerium bisher eher den Einsatz von grünem Wasserstoff in der Schwerindustrie und sieht die Rückverstromung kritisch.
Dass die Gasnetzinfrastruktur erhalten werde, sei – dessen ungeachtet – die zentrale Voraussetzung dafür, dass grüner Wasserstoff sich in Deutschland und Europa wirtschaftlich durchsetzen könne, so der Manager. Und wohl auch dafür, dass 2G Energy‘s Konzept langfristig aufgeht, sich als Anbieter von Wasserstoff-Motoren zu etablieren.
Die KWK sei außerdem in der Lage, für den grünen Wasserstoff mehr zu bezahlen als andere Branchen. Grotholt spricht von rund 5 Euro pro Kilogramm. Grund sind neben der hohen KWK-Effizienz von rund 90 Prozent die gestiegenen Verkaufspreise für Strom und Wärme. Die Stahlindustrie könne dagegen kaum mehr als drei Euro pro Kilogramm bezahlen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Kosten für grünen Wasserstoff liegen aktuell noch bei acht bis 12 Euro pro Kilogramm.
8.3.2023 | Autor: Oliver Ristau
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