PV-Markt: String-Wechselrichter bleiben knapp

Blick entlang einer Modulreihe in einem Photovoltaik-Park im Abendlicht.Foto: ALEXSTUDIO / stock.adobe.com
Wer große Solarparks plant, muss wegen der schwierigen Marktlage unter Umständen sein Wechselrichter-Konzept überdenken.
Laut Martin Schachinger von der Solarhandelsplattform pvXchange hat sich die Wechselrichter-Knappheit bei den Kleingeräten gelegt – die großen bleiben jedoch Mangelware.

Die Preisentwicklung beziehungsweise -stagnation bei den PV-Modulen hakt Schachinger in seinem monatlichen Marktkommentar schnell als „erwartungsgemäß“ ab. Vereinzelt würden steigende Siliziumpreise bereits wieder zu höheren Modulpreisen führen. Der Preisanstieg würde jedoch von großen Modulmengen in den Lagern und Seecontainern gebremst. Angesichts der europaweiten Projektpreise und Distributionspreise hält Schachinger sogar noch einen leichten Preissrückgang für möglich. Bleiben die String-Wechselrichter knapp, würde das bedeuten, dass PV-Projekte sich verzögern und die Modulpreise daher fallen. Über den aktuellen Preistrend berichtet Solarserver monatlich unter dem Menüpunkt „Service“.

PV-Wechselrichter: Knappheit bei den Großen

Derzeit beschreibt Schachinger die Lage am Markt für große Wechselrichter als dramatisch. Wechselrichter mit bis zu 10 kW Nennleistung seien bei fast allen Herstellern wieder mit kurzer Lieferzeit verfügbar, schreibt Schachinger. Diese Geräte werden vor allem bei Einfamilienhaus-Anlagen eingesetzt, oft in Kombination mit Batteriespeichern.

Einen gravierenden Mangel an Wechselrichtern gebe es allerdings bei Geräten mit Nennleistungen von 60 oder 100 kW aufwärts. Der europäische Markt für große Strangwechselrichter sei weitestgehend leergefegt, ein kurzfristiger Nachschub nicht in Sicht, so Schachinger. Entsprechend verzweifelt sei die Suche der Projektierer nach den letzten verfügbaren Geräten.

 Um die Hintergründe kennen zu lernen habe ich mich in der Vorbereitung auf diesen Artikel wieder mit erfahrenen Playern im Wechselrichtermarkt und mit betroffenen Projektierern unterhalten. Die erhaltenen Aussagen reichen von nichtssagenden Erklärungsversuchen bis hin zu wilden Verschwörungstheorien – auf beide Extreme und den Bereich dazwischen werde ich gleich noch eingehen.

Abhängigkeit von China: Nach den Chips fehlen die Schaltelemente

Vor einigen Monaten galt der Chipmangel als Flaschenhals in der Wechselrichter-Produktion. Nun seien es vermehrt Bauteile der Leistungselektronik, die fehlten. In den Gesprächen mit Herstellern falle oft der Name Infineon. Der Konzern produziere zusammen mit „zwei bis drei anderen westlichen Halbleiterherstellern“ IGBT-Module, die für die Wechselrichter nötig seien. Unterm Strich würden die europäischen Wechselrichterhersteller über „sehr sehr lange Lieferzeiten“ aus China klagen.

Die Gründe sähen die Wechselrichterhersteller teils in politischen Absichten, teils in der Bevorzugung der chinesischen Industrie, teils im wachsenden Markt. Aus China kämen im Gegenzug Vorwürfe, der Westen wolle die chinesischen Hersteller „austrocknen“. Schachinger glaubt nicht daran, dass die USA und China „auf dem Rücken der Solarindustrie“ einen „eiskalten Wirtschaftskrieg“ austragen. Er erklärt die Probleme mit Angebot und Nachfrage: Wer am meisten für die gefragtesten Halbleiterbauelemente bezahlt, bekomme sie auch als erstes. Dabei sei die Automobilindustrie im Vorteil und auch andere Branchen könnten oft mehr zahlen als die Energiebranche.

Sowohl in Asien als auch in Europa würden jeweils eigene Technologien und Bauteile entwickelt, um unabhängiger zu werden. Doch Schachinger verweist auch auf die Dauer der Entwicklungszyklen. Es dauere Monate oder Jahre, bis eine neue Wechselrichtergeneration funktionsreif entwickelt, getestet und durchzertifiziert sei. Die aktuell in Entwicklung befindlichen Geräte asiatischer Hersteller mit Zertifikaten nach der VDE AR 4105 und 4110 könnten in der zweiten Jahreshälfte verfügbar sein.

Alternativen: No-Name-Hersteller oder Zentral-Wechselrichter

Wer nicht so lange warten könne, müsse Alternativen suchen. Dazu gehören neben kleineren oder größeren Geräten auch weniger bekannt Hersteller. Allerdings habe die Branche damit beim vorigen Lieferengpass vor gut zehn Jahren schlechte Erfahrungen gemacht. Die „Exoten“ hätten sich schnell nach dem Engpass „aus dem Staub“ gemacht und die Betreiber mit ihren Geräteproblemen alleine gelassen.

Als Alternative für Megawatt-Solarparks blieben die derzeit aus der Mode gekommenen Zentralwechselrichter. Beispielhaft nennt Schachinger Lieferzeiten bei SMA: weniger als sechs Monate für die Sunny-Central-Serie, acht bis zwölf Monate für Stringwechselrichter ab 100 kW.

Die Wechselrichter-Auslegung umzuplanen sorge zwar für mehr Aufwand, doch der Betrieb mit den Großgeräten sei wirtschaftlich und zuverlässig. Bei Ausfällen ließen sich einzelne Baugruppen in den Geräten tauschen, die O&M-Firmen in ihrem Ersatzteilmanagement bevorraten könnten. „Also könnte die Devise lauten: back to the roots, back to central inverters!”, bilanziert Schachinger.

27.3.2023 | Quelle: pvXchange | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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