Habitatpotenzialanalyse für Windenergie-Projekte soll Artenschutz und Klimaschutz vereinen

Nest von Mäusen in Acker - Symbol für Nahrung, Habitatpotenzialanalyse, Artenschutz, WindenergieFoto: lappoa / stock.adobe.com
Feldmäuse selbst sind kein Hindernis für Windparks, aber sie können Greifvögel auf Nahrungssuche anlocken.
Bei der Genehmigung von Windenergieanlagen gilt es, Artenschutz und Klimaschutz in Einklang zu bringen. Die sogenannte Habitatpotenzialanalyse soll dabei helfen.

Häufig würden Windenergie-Projekte jedoch an unklaren oder fehlenden Vorgaben zum Artenschutz scheitern, heißt des in der Pressemitteilung des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und des Bundesverbandes Energiewirtschaft (BDEW). Ein fehlender Baustein sei die Habitatpotenzialanalyse. Sie soll klären, wie interessant ein Windenergie-Standort für Vögel ist – zum Beispiel um dort nach Nahrung zu suchen. Gibt es am Windrad interessante Nahrung und steht es in der Nähe von Brutplätzen, steigt das Risiko, dass dort Vögel verletzt oder getötet werden. Das Bundesnaturschutzgesetz sieht diese Untersuchung bereits vor, ihre genaue Ausgestaltung per Verordnung fehlt jedoch noch. BWE und BDEW rechnen damit, dass es im April einen Regierungsvorschlag geben wird.

Vorab haben die Verbände BDEW und BWE selbst ein Konzept für eine Habitatpotenzialanalyse ausgearbeitet, das aus ihrer Sicht praxistauglich ist. Ziel sei es, Genehmigungsbehörden und Vorhabenträger darin zu unterstützen, klare, schnelle und fachgerechte Entscheidungen zu treffen.

Werden Vögel im Windpark nach Nahrung suchen?

Im Mittelpunkt der vorgeschlagenen Analyse die Frage, ob sich die Fläche um den Windpark als sogenanntes Nahrungshabitat eignet. Dabei geht es nicht darum, ob es dort überhaupt etwas zu fressen gibt, sondern ob das dortige Nahrungsangebot besser oder schlechter ist als in der übrigen Umgebung des Brutplatzes. So wollen die Verbände die Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung bewerten. BDEW und BWE sehen konkrete Prüfung der Gegebenheiten vor Ort als sinnvoller im Vergleich zu einem pauschalen Ausschluss von beispielsweise Ackerflächen.

„Der Windenergieausbau an Land verläuft aktuell viel zu langsam“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Das liegt auch daran, dass Genehmigungsprozesse viel zu lange dauern oder aufgrund unklarer oder praxisfremder Regelungen im Artenschutz scheitern. Eine praxistaugliche Habitatpotenzialanalyse ist ein wichtiges Instrument, um Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen zu beschleunigen und gleichzeitig gefährdete Vogelarten zu schützen. Die Einführung der Habitatpotenzialanalyse muss den übergeordneten Zielen der Vereinfachung, Vereinheitlichung und Beschleunigung von artenschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren gerecht werden.“

Hermann Albers, Präsident Bundesverband WindEnergie BWE, sieht in der Habitatpotenzialanalyse die Chance, im Vergleich zu einer pauschalen Ausschlussregelung mehr mögliche Flächen für Windenergie zu erschließen.“ Der Vorschlag fußt auf den vom Bundestag eingebrachten Kriterien und ist methodisch fachgerecht und zielwirksam umgesetzt im Sinne der Erfordernisse von erneuerbarer Stromproduktion und Vogelschutz. Gleichzeitig unterstützt das Instrument Genehmigungsbehörden durch klare Vorgaben dabei, Entscheidungen schneller und sachgerechter zu treffen“, sagt Albers.

Zum gemeinsamen Vorschlag von BDEW und BWE zur Ausgestaltung der Habitatpotenzialanalyse für die Vereinbarkeit von Windenergie und Artenschutz geht es hier.

Naturschutz und Energiewende sind mit dem schnelleren Ausbau der Wind- und Solarenergie vermehrt Thema in der Gesetzgebung und bei den Interessensvertretungen. Der Nabu NRW forderte gerade erst eine Gleichstellung der beiden Anliegen in Bezug auf das „überragende öffentliche Interesse“.

28.3.2023 | Quelle: BDEW, BWE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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