2G Energy AG und Verbände fordern Unterstützung für BHKW mit Wasserstoff

Zwei Frauen, Heike Wermer und Mona Neubaur, vor einem BHKW. Neubur zeigt auf einen Aufkleber mit der Aufschrift "Ready for 100 % H2"Foto: Andreas Witt
Die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Nebaur (Grüne, rechts) und die Landtagsabgeordnete Heike Wermer (CDU, links) besuchten das Unternehmen 2G Energy AG, um sich über den Einsatz von grünem Wasserstoff in Blockheizkraftwerken zu informieren und mit Verbänden zu diskutieren.
Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (BKWK) und der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) sprechen sich dafür aus, der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung mehr Gewicht beizumessen. Vor allem bei der kommunalen Wärmewende sehen sie Chancen für BHKW mit Wasserstoff. Unternehmen wie die 2G Energy AG sehen das ebenso. Und auch Mona Neubaur, die Wirtschaftsministerin von NRW, signalisiert Zustimmung für diese Strategie.

Die beiden Verbände sehen die geplante künftige Kraftwerksstrategie des Bundes skeptisch. An ihr arbeitet federführend Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Ziel des Bundes ist es, auf Atom- und Kohlekraftwerke verzichten zu können und gleichzeitig eine sichere Stromversorgung zu garantieren. Nach den derzeitigen Überlegungen sollen dafür neue Gaskraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 20 Gigawatt entstehen, die später auch mit Wasserstoff zu betreiben sein sollen. Die Verbände wollen aber auch Unterstützung für kleinere Blockheizkraftwerke – BHKW – mit Wasserstoff.

KWK ist Garant für Dezentralität

Die Gaskraftwerke dürfe es tatsächlich nur als Sicherheitsreserve für Dunkelflauten geben, sagt Reiner Priggen vom LEE NRW. „Wichtig ist eine optimierte Einbettung der Technik der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) im dezentralen Bereich. Sie ist ein optimaler Garant für die notwendige Dezentralität der Energieversorgungsstrukturen.“ Aber für eine Priorität der kleineren KWK gegenüber Großkraftwerken sehen die Verbände in Berlin noch zu wenig Unterstützung. Das verdeutlichten sie auch bei einem Treffen mit Mona Neubaur im münsterländischen Heek. Die NRW-Wirtschaftsministerin hatte den Blockheizkraftwerks-Hersteller 2G Energy AG besucht, in deren BHKW Wasserstoff zum Einsatz kommen kann.

BHKW mit Wasserstoff

2G Energy produziert seit Gründung Mitte der 1990er Jahre Blockheizkraftwerke, zunächst mit Diesel, später vor allem mit Erd- und Biogas betrieben. Christian Grotholt, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, erklärt, mittlerweile liefen bereits die ersten Anlagen mit Wasserstoff. Und auch eine Umrüstung bestehender Gas-BHKW auf Wasserstoff sei kein Problem. Außerdem verrät Grotholt, 2G Energy wolle sich künftig auch mit Brennstoffzellen befassen. So würde das Unternehmen die Basis an Technologien verbreitern, mit denen sich dezentral Strom und Wärme erzeugen lassen.

Aus Sicht des Unternehmens und der Verbände hätte der Einsatz von vielen kleinen BHKW gegenüber großen Kraftwerken häufig Vorteile. So sei dies aufgrund der leichteren Abwärmenutzung in den Kommunen effizienter. Und auf regionaler Ebene sei es zielgerichtet möglich, die Abregelung von Wind- sowie Solarkraftwerken zu vermeiden und stattdessen Wasserstoff in Elektrolyseuren zu erzeugen, der in den dezentralen BHKW genutzt werden könne. Die lieferten dann vor Ort auch Strom für die Wärmepumpen in Gebäuden, die nicht an ein Wärmenetz angeschlossen seien. Nicht zuletzt, so Grotholt, bewirkten sie auch eine Beschleunigung der Energiewende. Denn die dezentralen BHWK seien wesentlich schneller in Betrieb zu nehmen als große Gaskraftwerke, für deren Planung, Genehmigung und Bau einige Jahre erforderlich seien.

BHKW mit Wasserstoff für kommunale Wärmewende

„KWK-Anlagen sind gerade auf lokaler Ebene ein wichtiges Back-up für die Energieversorgungssicherheit und werden mit der sukzessiven Umstellung vom Brennstoff Erdgas auf Biogas und grünen Wasserstoff zu einem Rückgrat – egal ob in Industrie, Quartiersversorgung oder der Umsetzung der kommunalen Wärmewende“, so Priggen. Für den BKWK bemängelt dessen Präsident Claus-Heinrich Stahl, diese Chance werde im Bundeswirtschaftsministerium noch zu wenig erkannt.

Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen) signalisiert, sie sei bereit, die dezentrale KWK zu unterstützen. Zugleich betont sie, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mache in Berlin einen guten Job. Es sei aber gleichwohl wichtig, die BHKW – auch im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes – nicht aus dem Auge zu verlieren.

Grotholt betont, dass die KWK-Technik heute so ausgereift sei, dass sie als ideale Ergänzung für das Zusammenspiel von Solaranlagen und Wärmepumpen eingesetzt werden kann: „Egal ob Industriebetrieb, Wohnungsbaugesellschaft oder Nahwärmequartierslösung, die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung ist in Kombination mit den erneuerbaren Energien die effizienteste Lösung für den Umbau unseres Energiesystems.“

Land NRW unterstützt KWK

Das Land NRW werde auch künftig auf diese Technologie setzen, betont Wirtschaftsministerin Neubaur: „Für Nordrhein-Westfalen ist es von entscheidender Bedeutung, die Energieversorgung ganzheitlich zu denken, klimaneutral, kostengünstig und versorgungssicher. Dabei sind KWK-Anlagen heute schon ein wichtiger Garant der Strom- und Wärmeversorgung.“ Die KWK mit dem Einsatz grüner Gase werde ein wichtiger Baustein auch für die klimafreundliche Wärmeversorgung sein.

Für den LEE NRW seien die Potenziale der KWK-Technik für die kommunale Wärmewende bei Weitem noch nicht ausgeschöpft, betont Priggen. Um Lösungen und Perspektiven zu präsentieren, wird der LEE NRW in diesem Jahr erstmals einen landesweiten Wärmekongress veranstalten. Termin und Ort stehen bereits fest: der 21. September in Münster.

9.5.2023 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH

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