Tiefengeothermie in Hannover: Enercity und Eavor schließen Wärmeliefervertrag

Eine Frau und ein Mann halten Kugelschreiber über einem Papier und schauen in die Kamera - Unterzeichnung Wärmeliefervertrag von Eavor und Enercity.Foto: enercity/Tim Schaarschmidt
Enercity-Vorstandsvorsitzende Dr. Susanna Zapreva und Eavor-Geschäftsführer Daniel Mölk unterzeichnen den Wärmeliefervertrag für Hannover.
Der Energieversorger Enercity und das Geothermie-Unternehmen Eavor haben heute einen Wärmeliefervertrag unterzeichnet. Ab 2026 will Eavor bis zu 30 MW Wärmeleistung für das Fernwärmenetz in Hannover liefern.

Übers Jahr gerechnet soll die Tiefengeothermie 250 GWh Wärme liefern und somit 15 bis 20 Prozent des Fernwärme-Bedarfs in Hannover decken. Die Erteilung der bergrechtlichen Genehmigungen steht noch aus. Die Bohrarbeiten von Eavor sollen 2025 starten. Angepeilt ist eine Tiefe von 3.000 Metern. Sobald die erste Bohrung Wärme liefert, will Enercity mit dem Bau einer neuen Fernwärmeleitung zum Standort starten. Die Lieferung der Wärme soll 2026 beginnen und 2027 ihre volle Leistung erreichen. „Die Anlage mit der neuartigen Erdwärmegewinnung wird die erste großstädtische Anwendung ihrer Art sein und wird uns befähigen, auch den letzten Kohleblock in unserem Erzeugungsportfolio stillzulegen“, sagt die Enercity-Vorstandsvorsitzende Susanna Zapreva.

Tiefengeothermie-Konzern bereits mit mindestens drei Projekten in Deutschland aktiv

Eavor will für sein Tiefengeothermie-Projekt in Hannover eine neuartige Closed-Loop-Technologie nutzen. Sie setzt auf einen geschlossenen Wärmetauscher und ist somit nicht auf die Durchlässigkeit des Gesteins für den Kreislauf des Wärmeträgerfluids angewiesen.

Die Technologie wurde bisher erst in zwei Pilotprojekten in Kanada und den USA erprobt. In Geretsried in Bayern baut Eavor gerade am ersten kommerziellen Projekt. Bewährt sich die Technologie im kommerziellen Einsatz, könnte sie das Fündigkeitsrisiko quasi eliminieren und große zusätzliche Geothermie-Ressourcen erschließen. Allerdings gibt es auch Kritik an dem Verfahren, wie der Solarserver in einem S+ Beitrag berichtete.

Zugleich würde sich die Unternehmenslandschaft in der Branche deutlich verändern. Während bisher vor allem Stadtwerke und einige über viele Jahre etablierte Spezialunternehmen in Deutschland Tiefengeothermie-Projekte umsetzen, stehen hinter Eavor internationale Großkonzerne und Fonds für Risikokapital. Das ermöglicht dem Konzern hohe Investitionen und ein beachtliches Tempo. Zusätzlich zu dem Projekt in Hannover hat Eavor bereits in Neu-Ulm eine bergrechtliche Genehmigung für die Nutzung von Erdwärme erhalten. Da diese nur befristet vergeben werden, muss das Unternehmen auch dort bis 2026 aktiv werden. Für viele weitere Projekte gebe es Anfragen, heißt es von Eavor – allerdings gibt das Unternehmen noch keine weiteren Standorte bekannt.

29.9.2023 | Quelle: Eavor, Enercity | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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