Bundesnetzagentur veröffentlicht Strommarkt-Daten für 2023

Diagramm zeigt Stromerzeugung im Verlauf des Jahres 2023Grafik: smard.de, Screenshot: Solarserver
Kurz nach dem Fraunhofer ISE veröffentlicht auch die Bundesnetzagentur ihre Strommarkt-Daten für 2023. Sie geht von einem leicht niedrigeren Anteil erneuerbarer Energien von 55 Prozent der Netzlast aus.

Laut den Strommarkt-Daten der Bundesnetzagentur lag der der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms an der Netzlast im Jahr 2023 bei 55,0 Prozent (2022: 48,42 Prozent). Die Netzlast erfasst keine Kraftwerkseigenverbräuche und Industrienetze, sodass sich bei der hier angewendeten Berechnungsgrundlage, im Vergleich zum Anteil am Bruttostromverbrauch, ein tendenziell höherer Anteil erneuerbarer Energien ergibt, erklärt die Bundesnetzagentur. Die Netzlast berechnet sich aus Nettostromerzeugung abzüglich Export-Übertragungsleistung, zuzüglich der Import-Übertragungsleistung und abzüglich der Pumparbeit von Pumpspeicherkraftwerken. Das Fraunhofer ISE hatte am gestrigen Dienstag eine Auswertung veröffentlicht, in der es den Anteil der erneuerbaren Energien an der Last mit 57 Prozent bezifferte.

Klimaschutzminister kommentiert Strommarktzahlen

Nicht zu vergleichen sind diese Daten mit dem Anteil der erneuerbaren am sogenannten Bruttostromverbrauch. Dieser ist die Berechnungsgrundlage für die Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien (EEG). Dabei fällt der Anteil der Erneuerbaren merklich geringer aus, wie unter anderem Auswertungen der AGEE Stat zeigen.

Interessanterweise sind es dennoch die höheren Zahlen der Bundesnetzagentur, die Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck kommentiert. „Wir haben erstmals die 50-Prozent-Marke bei den Erneuerbaren geknackt“, sagt er. Diese Schwelle ist tatsächlich auch bei den niedrigeren Brutto-Zahlen genommen, wenn auch nur knapp. Habeck erklärt, für den Fortschritt bei der klimaneutralen Stromversorgung habe die Regierung viel getan. „Und diese Anstrengungen lohnen sich: Wir haben einen Aufwärtstrend erreicht und setzen diesen fort. Das ist gut für die Wirtschaft und gut fürs Klima.“ Habeck betont den Ausbaurekord bei der Solarenergie, die wachsende Dynamik bei der Windenergie und das höhere Tempo beim Netzausbau. „Es bleibt zwar weiter viel zu tun, aber der aktuelle Erfolg ist ein guter Ansporn, die Anstrengungen fortzusetzen“, bilanziert er.

Strommarkt-Daten zeigen für 2023 deutliche Zunahme des Windstroms

Den größten Beitrag leisteten Windkraftanlagen, vor allem an Land. On- und Offshore-Anlagen kamen gemeinsam auf einen Anteil von 31,1 Prozent an der Netzlast. Photovoltaik deckte laut der Bundesnetzagentur 12,1 Prozent und Biomasse 8,4 Prozent. Die übrigen 3,4 Prozent entfielen auf Wasserkraft und sonstige Erneuerbare.

Insgesamt lag in 2023 die Erzeugung aus erneuerbaren Energien mit 251,2 TWh rund 7,5 Prozent über dem Vorjahreswert von 233,7 TWh. Die Wind-Onshore-Erzeugung war mit 118,7 TWh etwa 18,0 Prozent höher als im Vorjahr (100,6 TWh). Die Erzeugung aus Wind-Offshore-Anlagen lag mit 23,5 TWh um 4,9 Prozent unter dem Vorjahreswert von 24,7 TWh. Die Einspeisung durch Photovoltaik blieb mit 55,2 TWh auf dem Niveau des Vorjahres (55,3 TWh). Die sonnenärmere Witterung nach dem Rekordjahr 2022 wurde dabei durch den starken Leistungszubau in 2023 kompensiert.

Die Erzeugung aus konventionellen Energieträgern betrug insgesamt 197,2 TWh. Im Vergleich zu 2022 sank sie somit um 24,0 Prozent. Insgesamt war die Erzeugung durch Steinkohle 2023 um 36,8 Prozent und die durch Braunkohle um 24,8 Prozent geringer als 2022.

Im Vergleich zum Vorjahr war die Erzeugung durch Erdgas um 31,3 Prozent höher. Die Netzlast sank 2023 insgesamt um 5,3 Prozent auf 456,8 TWh (2022: 482,6 TWh), und die (Netto-)Stromerzeugung sank um 9,1 Prozent auf 448,5 TWh (2022: 493,2 TWh).

Großhandelsstrompreise gesunken

Der durchschnittliche Day-ahead-Großhandelsstrompreis belief sich 2023 auf 95,18 €/MWh (2022: 235,45 €/MWh). Damit betrug er weniger als die Hälfte des Vorjahrespreises und sank wieder auf das Niveau von 2021. In 301 der 8.760 gehandelten Stunden war der deutsche Day-ahead-Großhandelsstrompreis negativ (2022: 69 Stunden). Im Jahresverlauf zeigte sich insgesamt eine Entwicklung zu geringeren Großhandelsstrompreisen.

Im kommerziellen Außenhandel importierte Deutschland laut der Bundesnetzagentur insgesamt 54,1 TWh (2022: 33,2 TWh) und exportierte 42,4 TWh (2022: 56,3 TWh). Im Vergleich zum Vorjahr sind die Importe um rund 63,0 Prozent gestiegen und die Exporte um 24,7 Prozent gesunken. Als Begründung führt die Bundesnetzagentur an, Strom werde im europäischen Verbund dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich sei. Zudem würden Netzkapazität und -stabilität bei den Handelsströmen eine Rolle spielen. Der europäische Elektrizitätsbinnenmarkt trage so zu günstigeren Strompreisen sowie geringeren CO2-Emissionen bei.

Für weitere Kenndaten und Erläuterungen verweist die Bundesnetzagentur auf die Jahresauswertung für 2023 auf ihrer Strommarktdaten-Plattform smard.de. Die Daten dort stammen von den Übertragungsnetzbetreibern.

Dieser Artikel wurde nachträglich um den Kommentar aus dem BMWK ergänzt.

Quelle: Bundesnetzagentur, BMWK | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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