Fraunhofer ISE: Erneuerbare lieferten 2023 fast 60 Prozent der öffentlichen Nettostromerzeugung

Balkendiagramm zeigt Strommix in Form von Schichten. Erneuerbare Energien machen 2023 den Großteil aus.Grafik: Fraunhofer ISE / energy-charts
Zum Jahresanfang legt auch das Fraunhofer ISE eine Energiebilanz des Jahres 2023 vor. Mit Daten der Strombörse und der Übertragungsnetzbetreiber sowie der öffentlichen Nettostromerzeugung als Bezugswert kommt diese auf einen Ökostromanteil von 59,7 Prozent.

Bezugsgröße für diesen Erneuerbare-Energien-Anteil 2023 ist laut dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE die deutsche Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung. Sie ist die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und Eigenverbrauch der Kraftwerke und wird in das öffentliche Netz eingespeist. Der Anteil an der Last habe bei 57,1 Prozent gelegen (Vorjahr: 50,2 Prozent), heißt es vom Fraunhofer ISE. Dieser Wert repräsentiere den Strommix, der letztlich aus der Steckdose komme. Diese Nettogrößen sind laut Fraunhofer ISE maßgeblich für den Stromhandel und die Netzauslastung.

Die Last im Stromnetz betrug 457 TWh, das seien 26 TWh weniger als 2022. Fraunhofer ISE vermutet, dass aufgrund der hohen Strompreise und der höheren Temperaturen deutlich Strom eingespart wurde. Auch der gestiegene Selbstverbrauch von Solarstrom senke die Last. Die Last beinhaltet den Stromverbrauch und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.

Die Jahresauswertung berücksichtige dabei alle Stromerzeugungsdaten der Leipziger Strombörse EEX und des europäischen Verbands der Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E bis einschließlich 31.12.2023. Über die verfügbaren Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes zur Elektrizitätserzeugung bis September 2023 wurden die Viertelstundenwerte der EEX energetisch korrigiert. Für die restlichen Monate wurden die Korrekturfaktoren auf Basis zurückliegender Monats- und Jahresdaten abgeschätzt. Die hochgerechneten Werte von Oktober bis Dezember unterliegen größeren Toleranzen. Als Quelle der Daten nennt Fraunhofer ISE die Datenplattform energy-charts.info.

Bruttostromerzeugung versus öffentliche Nettostromerzeugung

Mehrere Organisationen hatten bereits zum Jahresende Auswertungen für den Ökostrom-Anteil im Strommix 2023 vorgelegt. Die AGEE Stat, der BDEW und das ZSW beziehen sich dabei auf Bruttoverbrauch und Bruttoerzeugung. Auf den Bruttostromverbrauch bezieht sich auch das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien zu erreichen. Für 2023 kalkulierte die AGEE Stat gute 50 Prozent, ZSW und BDEW knapp 52 Prozent. Dabei betonen alle Organisationen die Vorläufigkeit der Daten. Verlässliche Werte liegen in der Regel erst im Frühjahr vor.

Dass das Fraunhofer ISE auf so hohe Wert kommt, erklärt sich zu einem guten Teil durch den Fokus auf die öffentliche Nettostromerzeugung, bei der die Eigenerzeugung von Industrie und Gewerbe außen vor bleibt. Diese erfolge hauptsächlich mit Gas. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ liegt laut Fraunhofer ISE bei 54,9 Prozent (2022: 48,2 Prozent).

Billiger Strom im Ausland sorgt für Stromimporte

Im Gegensatz zu den anderen Statistiken betrachtet das Fraunhofer ISE auch den Zusammenhang von Börsenstrompreisen, Preisen für CO2-Zertifikate und Stromexporten.

Nach einem Exportüberschuss im Jahr 2022 von gut 27 TWh, war Deutschland 2023 ein Nettoimporteur von Strom mit einem Importüberschuss von 11,7 TWh. Laut Fraunhofer ISE lag das vor allem an den geringeren Stromerzeugungskosten in den europäischen Nachbarländern im Sommer und den hohen Kosten der CO2-Zertifikate. Der Großteil der Importe kam aus Dänemark (10,7 TWh), Norwegen (4,6 TWh) und Schweden (2,9 TWh). Deutschland exportierte hingegen Strom nach Österreich (5,8 TWh) und Luxemburg (3,6 TWh).

Im Winter seien die Strompreise wieder gestiegen, die CO2-Zertifikate hingegen günstiger geworden. Das habe ab November zu einer ausgeglichenen Strombilanz geführt. Im Dezember sei dann eine hohe Windstromerzeugung dazugekommen, sodass es einen Exportüberschuss gab. Deutschland hab im Gegensatz zu seinen Nachbarländern Österreich, Schweiz, und Frankreich auch im Winter genügend Kraftwerkskapazitäten, um Strom für den Export zu produzieren.

Den durchschnittlichen volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis beziffert das Fraunhofer ISE mit 92,29 €/MWh. Damit liege er wieder auf dem Niveau von 2021. Im Jahr 2022 hatte er einen Rekordwert von 230,57 €/MWh erreicht.

Sonne und Wind sind Treiber im Ökostrom-Mix

Das Fraunhofer ISE bestätigt Wind- und Solarstrom als klare Treiber bei den Ökoenergien. Die Windkraft war 2023 mit 139,8 Terawattstunden (TWh) und 32 Prozent der öffentlichen Stromerzeugung die wichtigste Energiequelle. Damit lag sie 14,1 Prozent über der Produktion des Vorjahres. Der Anteil des Onshore-Windes stieg dabei auf 115,3 TWh (2022: 99 TWh), die Offshore-Produktion sank leicht auf 23,5 TW (2022: 24,75 TWh).

Photovoltaik-Anlagen haben laut Fraunhofer ISE im Jahr 2023 etwa 59,9 TWh erzeugt, wovon 53,5 TWh ins öffentliche Netz eingespeist und 6,4 TWh selbst verbraucht wurden. Der Juni 2023 war mit rund 9 TWh der Monat mit der höchsten solaren Stromerzeugung jemals. Die maximale Solarleistung wurde mit 40,1 GW am 7. Juli um 13:15 Uhr erreicht. Das entsprach einem Anteil an der Stromerzeugung von 68 Prozent.

Die Wasserkraft legte gegenüber 2022 zu von 17,5 TWh auf 20,5 TWh. Die installierte Leistung von 4,94 GW hat sich gegenüber den Vorjahren allerdings kaum verändert. Die Bioenergie lag mit 42,3 TWh auf dem Niveau von 2022 (42,2 TWh) bei einer installierten Leistung von 9 GW.

Insgesamt produzierten Erneuerbare Energien laut Fraunhofer ISE im Jahr 2023 rund 260 TWh Ökostrom und damit etwa 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr (242 TWh).

Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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