UBA lässt Ökobilanz von Elektroautos untersuchen

Balkendiagramm zeigt die errechnete Klimabilanz von Elektroautos je nach Zulassungsjahr.Grafik: UBA
Je höher der Anteil von Ökostrom wird, desto mehr wächst der Klimavorteil von Elektroautos.
Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) sind im Jahr 2020 zugelassene Elektroautos um etwa 40 Prozent weniger klimaschädlich in ihrer Wirkung als Pkw mit Benzinmotor.

In der Studie ließ das UBA die Umwelt- und Klimawirkungen von Pkw und Nutzfahrzeugen mit konventionellen und alternativen Antrieben in Bezug auf den gesamten Fahrzeuglebenszyklus untersuchen. Der volle Titel der Studie lautet „Analyse der Umweltbilanz von Kraftfahrzeugen mit alternativen Antrieben oder Kraftstoffen auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Verkehr“. Durchgeführt wurde sie vom Ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg.

Der Klimavorteil für Elektro-Pkw (E-Pkw) über den gesamten Lebenszyklus liegt demnach bei 40 Prozent, wenn das Auto im Jahr 2020 auf die Straße kam. Eine zentrale Größe in der Klima- und Ökobilanz von Elektroautos ist der Strommix, mit dem sie betrieben werden. Da dieser nach und nach CO2-ärmer werden soll, verbessere sich auch die Klimabilanz der Stromer. Für ein Elektroauto, das erst im Jahr 2030 zugelassen wird, geht die UBA-Studie daher von 55 Prozent Klimavorteil gegenüber einem Verbrenner aus. Der Klimavorteil bleibe auch dann bestehen, wenn in den nächsten Jahren deutlich mehr E-Fuels eingesetzt würden.

Elektroautos haben auch Nachteile in der Ökobilanz

Dem Klimavorteil der Elektroautos stünden bisher aber Nachteile bei anderen Umweltwirkungen gegenüber, räumt das UBA ein. Das gelte insbesondere in Bezug auf die Wasserbelastung (aquatische Eutrophierung) und die Böden (Versauerung).

Die aquatische Eutrophierung ist ein Maß für den Eintrag von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor in Flüsse, Seen und Meere. Viele Näherstoffe begünstigen gefährliche Algenblüten. Versauerung im Boden führt zum Auswaschen von für Pflanzen wichtigen Mineralien wie Kalzium, Magnesium, Kalium aus dem Oberboden. Wichtigster Treiber der Versauerung sind laut UBA heute Stickoxide (NOx) aus Verbrennungsprozessen.
In Bezug auf die Elektrofahrzeuge liege die Ursache für diese Umweltschäden weniger in der Herstellung, sondern vor allem im Einsatz von fossilem Strom. Daher würden diese Nachteile mit der Energiewende stetig geringer. Geht diese wie geplant voran, sollen Elektroautos 2050 bei allen Umweltwirkungen besser abschneiden als Verbrenner. Die aquatische Eutrophierung werde dann zum Beispiel um 27 Prozent geringer sein als bei einem Benziner.

Das UBA räumt auch ein, dass durch die Elektromobilität der Abbau teils kritischer Rohstoffe steige, zum Beispiel von Cobalt, Nickel und Lithium. Um den Einsatz von Primärrohstoffen zu reduzieren, schlägt das UBA „perspektivisch“ eine vermehrte Kreislaufführung der Rohstoffe vor.

UBA-Präsident Dirk Messner sieht in den elektrischen Fahrzeugen einen wesentlichen Baustein, um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen. Er plädiert dafür, Pkw mit höheren CO2-Emissionen im ersten Jahr nach der Zulassung mit einem Steuerzuschlag zu belegen, um das Ziel von 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030 zu erreichen. Zudem betont er, dass die Verkehrswende auch die „Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung“ von Verkehr bedeute.

Lkw: LNG bringt keinen Vorteil gegenüber Diesel

In der Studie ließ das UBA auch die Ökobilanz von Lkw untersucht. Der Einsatz von tiefkaltem, verflüssigtem Erdgas (LNG) bringt demnach keinen Vorteil gegenüber Diesel. Das gelte sowohl bei der Zulassung im Jahr 2020 als auch im Jahr 2030.

Einen deutlichen Klimavorteil brächten bei der Betrachtung ab 2030 hingegen elektrische Sattelzüge. Dabei sind sowohl reine batterieelektrische Antriebe als auch Lkw mit Oberleitungen betrachtet worden. Da Lkw im Laufe ihres Lebens sehr weite Strecken zurücklegen, fallen die Emissionen im Einsatz stärker und die bei der Herstellung weniger stark ins Gewicht. Abhängig vom Ausbautempo erneuerbarer Energien liege der Vorteil bei 55 bis 78 Prozent. Um diese Vorteile zu heben, sei allerdings ein schneller Aufbau der Ladeinfrastruktur nötig. Durch die reduzierte Lkw‑Maut für elektrische Lkw gebe es derzeit ein großes Nachfragepotential.

Wie viele andere Transformationsprojekte ist die Elektromobilität allerdings auch vom Haushaltsloch betroffen. So will die Bundesregierung die Forschung für „Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Elektromobilität“ künftig nicht mehr fördern.

Quelle: UBA | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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