LEE NRW kritisiert Kraftwerksstrategie: „Keine Silbe über Biogas“

Luftbild von Bauernhof mit grünen Biogas-Fermentern.Foto: Countrypixel / stock.adobe.de
Biogas könnte mehr Flexibilität bereitstellen (Archivbild).
Der Branchenverband LEE NRW kritisiert die vorige Woche vorgelegte Kraftwerksstrategie der Bundesregierung. Biogas außen vor zu lassen, sei ein gravierender Fehler.

In der Kraftwerksstrategie setzt die Bundesregierung vor allem auf hochflexible Gaskraftwerke, die ab Mitte der 2030er Jahre auf Wasserstoff umgerüstet werden sollen, wie der Solarserver berichtete. Der Landesverband Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE NRW) kann dem Plan nur wenig Gutes abgewinnen. „Wenn es bei der Kraftwerksstrategie einen positiven Aspekt gibt, dann den, dass der ursprünglich völlig überdimensionierte Neubau von Großkraftwerken eingedampft wurde“, resümiert Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender des LEE NRW. „Dass aber die Kraftwerksstrategie den heimischen Energieträger Biogas mit keiner Silbe berücksichtigt, ist ein gravierender Fehler.“ Auch die Verspätung um mehrere Monate moniert Griese.

Bezüglich des Biogas-Potenzials verweist er auf Berechnungen, nach denen die flexible Leistung der bestehenden Biogasanlagen bundesweit von derzeit 6 GW auf 12 GW verdoppelt werden könnte. Dafür müsse kein zusätzlicher Mais angebaut werden. Außerdem sei diese Flexibilität deutlich schneller nutzbar als die der geplanten Gaskraftwerke. Bis 2050 könnte die Flex-Leistung aus Biogas auf 24 GW verdoppelt werden, so Griese.

„Es liegt auf der Hand, dass mehr Biogasanlagen helfen, den Kohleausstieg bis 2030 zu ermöglichen und damit Deutschlands Klimabilanz schnell zu verbessern“, argumentiert Griese. Das sei mit fossilen Gaskraftwerken und ihren langen Übergangszeiten zu Wasserstoff überhaupt nicht möglich.“

Kosten für Flexibilität wären mit Biogas geringer als mit Wasserstoff

Aus dem Umfeld des Bundeswirtschaftsministeriums sei bekannt, dass die finanzielle Unterstützung der neuen Gaskraftwerke schätzungsweise zwischen 15 und 20 Milliarden Euro kosten soll. „Mit Biogas ist die künftige Versorgungssicherheit günstiger zu haben“, ist Griese überzeugt. Das gelte selbst dann, wenn die Betreiber über Jahre hinweg eine Flexibilisierungsprämie oder ein Zuschlag für systemdienliche Erzeugung erhalten würden.  

Damit Biogas im vollen Umfang zur künftigen Stromversorgung beitragen könne, müsse der aktuelle Anlagenbestand erhalten bleiben und zukunftsweisend genutzt werden. Auch den Beitrag der Anlagen zur Wärmewende dürfe man nicht vergessen – immerhin werden die meisten Biogasanlagen in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben.

Der LEE NRW leitet daraus die folgenden Forderungen ab:

  • Aufnahme von mindestens 12 GW flexible Leistung aus Biogas bis 2030 in die Kraftwerksstrategie
  • Berücksichtigung der grünen KWK in der Kraftwerksstrategie
  • Deutliche höhere Ausschreibungsmengen bei den Biomasse- & Biomethan-Ausschreibungen
  • Für die Flexibilitätsleistungen müssen angemessene Zuschläge gewährt werden

Im Gegensatz zur Wind- und Solarenergie hat die Ampelregierung die Chancen der Bioenergie für den Umbau unserer Energieversorgung sträflich vernachlässigt, wie sich bei der Kraftwerksstrategie zeigt“, bilanziert Griese.

Dabei ließen sich mit flexibler Stromerzeugung aus Biogas die Zeiten von wenig Wind- und Solareinspeisung schneller, preiswerter und klimafreundlicher überbrücken.

Im Sommer hatte die Bundesregierung noch angekündigt, 3 GW Biogas- und Speicherkapazität in die Kraftwerksstrategie einzubinden. Bei den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur sind die Bioenergie-Auktionen regelmäßig unterzeichnet. Im Gegensatz zur Solarenergie wächst die installierte Leistung nicht, sondern geht zurück.

Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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