Deutschland hat CO2-Budget aufgebraucht

Im Bild ein CO2-Fußabdruck als Symbol für das CO₂-Budget von Deutschland.Grafik: Christian Horz / stock.adobe.com
Laut neuer Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen hat Deutschland sein CO₂-Budget für die Einhaltung der 1,5-°C-Grenze des Pariser Klimaabkommens bereits aufgebraucht. Umso wichtiger sei eine entschlossene Reduzierung der Emissionen.

Wo steht Deutschland beim Klimaschutz? In einem Kurzpapier aktualisiert der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) seine Berechnungen zum verbleibenden deutschen CO₂-Budget. Es umfasst die Menge an CO₂-Emissionen, die Deutschland bei einer international gerechten Verteilung des globalen Budgets maximal noch ausstoßen dürfte. Für eine Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 °C ist das CO₂-Budget von Deutschland nun aufgebraucht. Es stellt sich die Frage nach dem Umgang damit.

Deutschland hat wichtige Fortschritte beim Klimaschutz erzielt. Nach Einschätzung des Umweltbundesamts ist es möglich, das 2030-Ziel des nationalen Klimaschutzgesetzes einzuhalten. Dies wäre ein beachtlicher Erfolg. Zu einer ehrlichen Debatte über Klimaschutz gehört aber auch, dass dieser deutsche Beitrag dennoch oberhalb dessen liegt, was die Einhaltung der 1,5 °C-Grenze des Pariser Klimaabkommens erfordern würde.

Aufgebrauchtes CO₂-Budget von Deutschland wirft Fragen nach Verantwortung für Schäden auf

„Das noch verbleibende CO₂-Budget schmilzt rapide“, sagt SRU-Mitglied Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Die Klimawissenschaft hat stets gewarnt, dass sich das Fenster schließt, in dem Deutschland einen angemessenen Beitrag leisten kann, ohne auf weitgehend spekulative Maßnahmen wie eine künftige Entnahme von CO₂ aus der Atmosphäre oder Budgetzukäufe im Ausland zurückzugreifen. Inzwischen ist unausweichlich, dass wir mehr CO₂ ausstoßen als uns zusteht, wenn wir unseren Anteil an der Weltbevölkerung zugrunde legen. Die Überschreitung dieses fairen deutschen Budgets für 1,5 °C muss daher umso mehr Ansporn sein, mit neuer Entschlossenheit an einer schnelleren Reduzierung der Emissionen zu arbeiten. Es wirft aber auch die Frage nach der Verantwortung für Schäden und Verluste aufgrund der Überschreitung auf.“

Konkret hat Deutschland seinen fairen Anteil an einem globalen CO₂-Budget, mit dem die 1,5 °C-Grenze eingehalten werden kann, seit kurzem überschritten. Für eine Temperaturgrenze von 1,75 °C mit 67 % Wahrscheinlichkeit umfasst das maximale CO₂-Budget für Deutschland noch 3,9 Gigatonnen CO₂. Würden die Emissionen in diesem Fall ab heute linear auf null reduziert, müsste Deutschland spätestens 2037 CO₂-neutral sein. Aus Sicht des SRU sollte sich die deutsche wie die internationale Klimapolitik weiterhin an der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze orientieren, selbst wenn das hierfür verbleibende CO₂-Budget auch auf globaler Ebene inzwischen sehr klein ist.

Die Berechnungen beruhen auf aktuellen Emissionsdaten sowie verbesserten wissenschaftlichen Analysen zum verbleibenden globalen CO₂-Budget, die seit den letzten Veröffentlichungen des Weltklimarates erschienen sind. Sie verwenden ansonsten die gleiche Methodik wie die früheren Veröffentlichungen des Umweltrats zum CO₂-Budget in den Jahren 2020 und 2022.

Die aktuelle SRU-Studie zum CO₂-Budget von Deutschland ist unter diesem Link zu finden.

Quelle: Umweltrat | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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