Holzenergie-Branche klagt über Bürokratie

Im Bild ein Holzpellet zwischen zwei Fingern. Die Holzenergie-Branche klagt über Bürokratie.Foto: Jörg Lantelme / stock.adobe.com
Der Absatz von Pelletsheizungen ist 2024 stark zurückgegangen.
Unternehmen der Holzenergie-Branche klagen laut einer Umfrage ihres Verbandes über viel Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren. Der Bund sollte daher bei den anstehenden Gesetzgebungsverfahren möglichst einfache und unbürokratische Regelungen treffen.

Der Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie e.V. hat die Ergebnisse einer Branchenumfrage vorgestellt und Forderungen an die Politik formuliert. Dabei hat der Verband Unternehmen aus den Bereichen Anlagen- und Maschinenbau, Beratung und Projektentwicklung, Rohstoffbereitstellung, Entsorgung und Brennstoffproduktion sowie dem Betrieb von Heizkraftwerken und Heizwerken befragt. Demnach plant knapp die Hälfte (48 %) der Befragten in den nächsten sechs Monaten größere Investitionen zu tätigen und nur ein Viertel (26 %) Investitionen zurückzustellen. Mehr als jeder zweite Befragte der Holzenergie-Branche klagt jedoch über mangelnde langfristige politische Planbarkeit (59 %) sowie Bürokratie und Genehmigungsverfahren (56 %).

Sebastian Henghuber, Vorstand der MW Biomasse AG und Vorstand im FVH, sagt: „Die Energie- und Wärmewende bietet für die Holzenergiebranche grundsätzlich gute Chancen. Aber nichts ist für Verbraucher und Unternehmen, die ihre Energieerzeugung mit nachhaltiger Holzenergie erneuerbar gestalten wollen, hinderlicher als politische Querschüsse und das Infragestellen von Beschlüssen.“ In solch einem Klima täten sich Kommunen schwer, die ein Wärmenetz planen. Gleiches gelte für Unternehmen, die ihren alten Gaskessel ersetzen wollen, um auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Henghuber sieht die Holzenergie innerhalb von Wärmenetzen im Verbund mit anderen erneuerbaren Energien. Er sei auch im eigenen Unternehmen „offen dafür, weitere regenerative Energieträger mit reinzunehmen“. Allerdings stehe erneuerbarer Strom für die Sektorenkopplung noch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Deshalb plädiert er dafür Holzhackschnitzel jetzt für den erforderlichen schnellen Ausbau der Wärmenetze zu nutzen: „Holz ist jetzt genug da, um die Wärmenetze – die Infrastruktur der Wärmewende – zu bauen!“

11 Millionen Einzelraumfeuerungen

In Wärmenetzen und anderen kommerziellen Anwendungen wie der Prozesswärme wird freilich heute in Deutschland erst ungefähr die Hälfte des energetisch genutzten Holzes verbrannt. Die andere Hälfte geht in die private Nutzung. Dort wiederum würden drei Viertel des Energieholzes in Form von Scheitholz verbrannt, berichtet Gerolf Bücheler, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie im Bundesverband Bioenergie. Er nennt die Zahl von 11 Millionen Einzelöfen, die mit diesen Stückholzmengen größtenteils gefüttert werden.

Diese Öfen bescheren der Branche somit einen Großteil des Holzabsatzes und des Anlagenverkaufs einerseits, sind aber auch andererseits ein wesentlicher Grund für das teilweise schlechte Image der Holzenergie bei Umweltschützern und Teilen der politischen Öffentlichkeit. Denn was Effizienz und Schadstoffausstoß betrifft, sind selbst neue Kaminöfen einer modernen Pelletsheizung weit unterlegen – ganz zu schweigen von vielen alten Exemplaren, die in Millionen deutschen Wohnzimmern Gemütlichkeit verbreiten und Energiekosten sparen sollen. Julia Möbus, Geschäftsführerin des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes (DeSH) und Vorständin im FVH setzt, was dieses Problem betrifft, auf einen zügigen Ersatz des Altbestandes durch neue, bessere Modelle mit geringerem Schadstoffausstoß.

Wirtschaftliche Lage der Branche könnte besser sein

Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage zeichnet sich in der Umfrage des Verbandes ein gemischtes Bild ab. Sowohl beim Auftragseingang als auch bei der aktuellen wirtschaftlichen Situation halten sich positive und negative Beurteilungen die Waage. Bei Betreibern von Heizkraftwerken und Heizwerken stellt sich die aktuelle wirtschaftliche Situation für mehr als ein Drittel (rund 36 %) als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ dar und nur 18 % geben ein positives Urteil zur wirtschaftlichen Lage ab.

Julia Möbus fordert einen ambitionierten Ausbaus der Holzenergie. „Die Wärmewende ist in keinem einzigen Bereich auf Zielerreichungskurs“, so Möbus. „Es ist weder realistisch, dass das Ziel von 50 % erneuerbarer Energien bis 2030 für den Wärmeverbrauch insgesamt, noch 50 % bei den Wärmenetzen erreicht wird. Holzenergie stellt mit zwei Dritteln der erneuerbaren Wärme das Rückgrat der Wärmewende dar, aber aktuell sehen wir zum Beispiel beim Absatz der Holz- und Pelletsheizungen einen Einbruch auf ein Viertel gegenüber dem Vorjahr.“

Im letzten Jahr lag der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Wärmeverbrauch bei weniger als 19 %. In Wärmenetzen wurden 2022 rund 22 % erneuerbare Energien eingesetzt, bei der Gebäudewärme erst 18 % und für industrielle Prozesswärme, die 35% des gesamten Wärmebedarfs ausmacht, lag der Anteil erneuerbarer Wärme erst bei 7,5 %. „Holz ist unser wichtigster nachwachsender Rohstoff und unerlässlich für die Energiewende und Bioökonomie. Deswegen sehen wir mit Sorge, dass in den Entwürfen für das Bundeswaldgesetz oder die Biomassestrategie jeweils Nutzungseinschränkungen enthalten sein sollen“, sagt Möbus. „Weitere Auflagen und Einschränkungen einer produktiven und nachhaltigen Wald- und Holznutzung lehnen wir ab.“

Bürokratie für Holzenergie-Branche zweitgrößte Herausforderung

Mit Blick auf bürokratische Anforderungen, die in der Branchenumfrage als zweitgrößte Herausforderung genannt wurden, mahnte Möbus bei anstehenden Gesetzgebungsverfahren eine möglichst einfache und unbürokratische Umsetzung an: „Bei der jetzt anstehenden Überarbeitung der Fernwärmeverordnung (AVBFernwärmeV) oder den nationalen Umsetzungen der EU Deforestation Regulation oder der Erneuerbare Energien Richtlinie (RED III) kann die Bundesregierung zeigen, wie ernst sie die Sorgen der Wirtschaft vor einer stetig steigenden bürokratischen Belastung nimmt. Dabei geht es hier nicht einmal um den Abbau vorhandener Bürokratie, sondern lediglich um die Eindämmung neuer zusätzlicher Anforderungen und Auflagen.“

Am 23. und 24. September trifft sich die Branche in Würzburg auf dem Fachkongress Holzenergie.

Quelle: Fachverband Holzenergie | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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