Erste Gleichstrom-Anbindung für Ostsee-Windpark: Vertrag für AC/DC-Konverter unterschrieben
Die Gleichstrom-Netzanbindung Ostwind 4 soll einen Offshore-Windpark nordöstlich Insel Rügen in der Ostsee anbinden. Durch Gleichstrom-Kabel lässt sich die Energie auch über eine lange Strecke verlustarm übertragen, sodass weniger Kabel nötig sind. Ein Offshore-Konverter wandelt den Wechselstrom aus dem Windpark in Gleichstrom um. Von diesem aus soll ein rund 110 Kilometer langes Seekabel durch den Greifswalder Bodden führen und in der Nähe von Lubmin bei Vierow an Land kommen. Ein etwa vier Kilometer langes Landkabel soll von dort aus zum geplanten Umspannwerk in Brünzow im Landkreis Vorpommern-Greifswald verlaufen. Dort soll der Konverter stehen, der den Gleichstrom zurück in Wechselstrom umwandelt, sodass er in das Höchstspannungsübertragungsnetz von 50Hertz eingespeist werden kann. In der Nordsee gibt es bereits Gleichstrom-Kabel für die Anbindung von Offshore-Windparks, in der Ostsee ist Ostwind 4 das erste Gleichstrom-Projekt, um einen Windpark anzuschließen. Gleichstrom-Leitungen sollen auch dafür sorgen, dass Windstrom aus Norddeutschland effizient in den Süden kommt.
Aufträge für die Gleichstrom-Kabel wurden bereits 2023 vergeben
Der Auftrag für die Konverter der Gleichstrom-Netzanbindung geht an ein Konsortium aus GE Vernova und Drydocks World. Vorausgegangen war eine internationale Ausschreibung. Der sogenannte EPCI-Vertrag beinhaltet sämtliche Ingenieursleistungen, die Beschaffung der notwendigen Komponenten sowie Konstruktion, Transport und Installation der Anlagen auf See und an Land. Produktion und Installation der See- und Landkabel sind bereits 2023 an das dänische Unternehmen NKT vergeben worden, berichtet 50Hertz.
Die Hightech-Komponenten für den Konverter sollen an europäischen Produktionsstandorten von GE Vernova hergestellt werden, einem Unternehmen des amerikanischen Technologiekonzerns General Electric. GE Vernova soll auch den landseitigen Konverter errichten. Das Hauptgebäude der Offshore-Plattform, die sogenannte Topside, wird auf der Werft von Drydocks World in Dubai gebaut. Drydocks World ist auch für die stählerne Unterkonstruktion (Jacket Foundation) verantwortlich, auf der der Offshore-Konverter auf dem Meeresgrund verankert werden soll.
Die Konverter sollen nach dem 2 GW/525 kV-Standard konfiguriert werden, auf den sich die deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) TenneT, Amprion und 50Hertz verständigt haben.
Offshore-Windparks länderübergreifend verbinden
Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz, sagt: „50Hertz ist der erste Übertragungsnetzbetreiber, der die 2 GW/525 kV-Technologie auch in diesem Seegebiet zum Einsatz bringt. Damit leisten wir Pionierarbeit.“ Er fordert, stärker über Ländergrenzen hinweg vernetzt zu denken und zu handeln. Es brauche gesetzliche und regulatorische Bedingungen, um Windparks in den Gewässern anderer EU-Staaten auch an das deutsche Übertragungsnetz anschließen zu können.
50Hertz betreibt das Stromübertragungsnetz im Norden und Osten Deutschlands. Das Höchstspannungsnetz von 50Hertz hat eine Stromkreislänge von über 10.000 km. Das Netzgebiet soll bis 2032 in der Lage sein, mehr Strom aus erneuerbaren Energien aufnehmen zu können, als im Netzgebiet verbraucht wird. Anteilseigner von 50Hertz sind die börsennotierte belgische Holding Elia Group (80 Prozent) und die KfW Bankengruppe mit 20 Prozent.
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