Netzausbau: vier neue Gleichstrom-Leitungen für Energiewende

Collage von PV-Kraftwerken, Windenergie, Wolken und StromnetztrassenFoto: gopixa / stock.adobe.com
Die deutschen Übertragunsgnetzbetreiber planen vier große Leitungsstränge um Strom aus Regionen mit hoher EE-Produktion in solche zu transportieren, in denen der Verbrauch hoch ist.
Mit vier neuen Gleichstrom-Leitungen soll der Netzausbau in Deutschland entscheidend vorankommen, um etwa Windstrom aus dem Norden nach Süden zu transportieren. Die deutschen Netzbetreiber kooperieren dafür.

Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber wollen den Netzausbau voranbringen und planen gemeinsam vier neue Gleichstrom-Leitungen. Hintergrund der Kooperation ist laut einer Unternehmensmitteilung, dass der Deutsche Bundestag im vergangenen Jahr für von der Bundesnetzagentur genehmigte neue Stromleitungs-Projekte ein verschlanktes Genehmigungsverfahren beschlossen hat.

Dabei bilde das sogenannte Präferenzraumverfahren die erste Stufe. Anders als bisher entfällt dabei die Bundesfachplanung.- Das heißt, dass die Übertragungsnetzbetreiber keine geeigneten Räume mehr für einen Trassenverlauf suchen müssen. Stattdessen entwickelt die Bundesnetzagentur einen fünf bis zehn Kilometer breiten Präferenzraum. In diesem planen dann die Übertragungsnetzbetreiber im direkt anschließenden Planfeststellungsverfahren den grundstücksgenauen Verlauf der Verbindungen.

Längste Leitung von Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg

Von dieser neuen Möglichkeit machen die deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, TenneT und TransnetBW nun Gebrauch. Dazu bündeln sie in der Kooperation StromNetzDC ihre Kapazitäten und Erfahrungen aus früheren Projekten. So wollen sie gemeinsam vier neue Projekte umsetzen, die das deutsche Übertragungsnetz bereit machten für eine klimaneutrale, sichere Energieversorgung.

Konkret handelt es sich dabei um folgende Projekte: NordOstLink ist eine Verbindung, die von Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern verlaufen soll. Ebenso wie bei OstWestLink zwischen Niedersachsen und Sachsen sind für Planung und Umsetzung TenneT und 50Hertz verantwortlich.

Tennet und TransnetBW planen und realisieren die Verbindung NordWestLink, die von Niedersachsen nach Baden-Württemberg verlaufen soll. Schließlich seien 50Hertz und TransnetBW für das Vorhaben SuedWestLink verantwortlich, das Schleswig-Holstein mit Baden-Württemberg verbinden soll. Das längste der vier Projekte enthält die Option, einen Abzweig nach Bayern zu führen, voraussichtlich unter Einbezug von TenneT als Projektpartner.

„Ein wesentlicher Faktor der Energiewende ist die Elektrifizierung bei einer schrittweisen Dekarbonisierung der Erzeugung. Dafür benötigen wir insbesondere leistungsfähige Gleichstromverbindungen, denn sie schlagen die Brücke zwischen dem in den windreichen Regionen Norddeutschlands produzierten erneuerbaren Strom und den energieintensiven Industrie- und Verbrauchszentren im Süden und Osten des Landes. Wir begrüßen die Initiative des Gesetzgebers zur Beschleunigung im Netzausbau ausdrücklich. Das neue Genehmigungsverfahren ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Klimaneutralitätsnetz“, sagt Tim Meyerjürgens, COO von TenneT.

Die drei Übertragungsnetzbetreiber machen dabei Tempo. „Geschwindigkeit ist der Maßstab, der uns treibt. Wir können auf die Erfahrungen bei den Projekten SuedLink oder SuedOstLink zurückgreifen, bei denen wir miteinander bereits erfolgreich zusammenarbeiten, und verstärken nun diese Zusammenarbeit“, betont Dr. Werner Götz, CEO von TransnetBW. „Wir kennen die Akteure vor Ort, nutzen lokale Erfahrungen bei Antragsverfahren und der intensiven Bürgerbeteiligung. Und auch die Entwicklung von gemeinsamen Standards bringt Vorteile“, sagt Götz.

Vermaschung von Gleichstromleitungen

Während Gleichstromverbindungen bislang als reine Punkt-Zu-Punkt-Verbindungen geplant wurden, sollen die neuen Gleichstrom-Verbindungen durch innovative Technik miteinander vernetzt werden. Damit werden die neuen Leitungen zum zentralen Baustein für eine klimaneutrale Energieversorgung in Deutschland. „Durch die vorgesehene Leitung zwischen dem Westen und Osten entstehen erstmals Kreuzungen zwischen den Gleichstromleitungen. Diese Kreuzungen zu vermaschen, ist eine wesentliche Innovation. Dadurch ergeben sich Vorteile, was die Steuerung von Lastflüssen angeht und wir erhöhen zugleich die Resilienz des Übertragungsnetzes. Eine wichtige Grundvoraussetzung für die klimaneutrale Energieversorgung der Zukunft“, erläutert Stefan Kapferer, CEO von 50Hertz.

Bereits im November starten die drei Übertragungsnetzbetreiber den ersten Austausch in den Regionen, parallel zur öffentlichen Präferenzraum-Konsultation der Bundesnetzagentur.

Im neuen Verfahren setzen 50Hertz, TenneT und TransnetBW auf den transparenten Dialog mit der Öffentlichkeit, um frühzeitig vor Einreichung der Anträge Hinweise für die Planung der Gleichstromprojekte aufzunehmen.

17.11.2023 | Quelle: StromnetzDC | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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