Ökostrom-Anteil steigt auch 2024: erneuerbare Energien kommen auf 55 Prozent

kreisdiagramme zeigen den Ökostrom-Anteil am Bruttostromverbrauch in den Jahren 2023 und 2024 in Deutschland im vergleich.Grafik: BDEW/ZSW
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erreicht im Jahr 2024 einen neuen Rekordwert. Das besagen vorläufige Zahlen von BDEW und ZSW zum Bruttostromverbrauch.

Nach vorläufigen Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) deckten erneuerbare Energien gut 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs. Damit ist der Ökostrom-Anteil in Deutschland im Jahr 2024 um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Insbesondere die Stromerzeugung aus Photovoltaik und Offshore-Windkraft habe wesentlich zu dieser positiven Entwicklung beigetragen, heißt es in der Pressemitteilung des BDEW. Der Ausbau überkompensierte das für die Ökostrom-Ernte eher ungünstige Wetter. Zudem ging die Stromerzeugung in Deutschland laut den vorläufigen Zahlen um 2,4 Prozent von 500,5 TWh auf 489 TWh zurück. Der Beitrag der erneuerbaren Energien stieg in absoluten Zahlen von 269,9 TWh auf 284 TWh.

Ökostrom-Anteil: Bruttostromverbrauch oder Bruttostromerzeugung?

Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist laut BDEW die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und ist auch das Maß für die Ziele der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab. Er beträgt nach vorläufigen Berechnungen 2024 knapp 512 TWh (2023: 507,8 TWh).

Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, einschließlich des Exports. Der Anteil erneuerbarer Energien im Jahr 2024 auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt gut 58 Prozent (2023: 54 Prozent).

Noch eine andere Darstellung wählt regelmäßig das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme und bezieht die Ökostromproduktion auf die sogenannte Nettostromerzeugung, also den „Strommix aus der Steckdose“. Die Ergebnisse unterscheiden sich erheblich. Für das erste Halbjahr 2024 meldete das Fraunhofer ISE einen Ökostrom-Anteil von 65 Prozent, während es laut der Methodik von BDEW und ZSW lediglich 58 Prozent waren.

Wenig Sonne und wenig Wind, viel Solarstrom-Ausbau

Dabei traf ein Jahr mit unterdurchschnittlicher Solarstrahlung auf einen starken Ausbau der Photovoltaik-Leistung. Der Rekordzubau von rund 17 GW in diesem Jahr – nach 15,3 GW im Vorjahr – ließ trotz mäßigen Wetters die Solarstrom-Ernte steigen. Erstmals lieferte die Photovoltaik in allen drei Sommermonaten Juni, Juli und August jeweils mehr als 10 TWh. Insgesamt erzeugten Photovoltaik-Anlagen 72 Milliarden kWh Strom (2023: 59,8 TWh).

Auch die Windenergie bleibt laut der jüngsten Ökostrom-Statistik ein zentraler Pfeiler der deutschen Stromerzeugung. Die Windkraft an Land sei mit 115 TWh weiterhin die stärkste Energiequelle im Strommix, auch wenn die Windstrom-Erzeugung an Land knapp 3 Prozent zurückging (2023: 118,1 TWh). Dies sei vor allem auf ein vergleichsweise schwaches Winddargebot im vierten Quartal zurückzuführen, während das vierte Quartal des Vorjahres besonders günstige Bedingungen gehabt habe.

Im Gegensatz dazu legte die Windenergie-Erzeugung auf See deutlich zu und stieg um über 11 Prozent auf nahezu 27 TWh (2023:24,0 TWh). Das Plus gehe sowohl auf den Zubau neuer Anlagen in den Jahren 2023 und 2024 als auch auf reduzierte Abregelungen zurück.

Bei der Wasserkraft sorgte das nasse Jahr 2024 hingegen für ein Plus in der Stromerzeugung. Sie legte zum 10 Prozent zu und trug so mit 21 TWh zum gestiegenen Ökostrom-Anteil bei (2023: 18,8 TWh). Die Stromerzeugung aus Biomasse ging minimal von 49,1 auf 49,0 TWh zurück. In dieser Zahl ist der biogene Anteil der Siedlungsabfälle eingerechnet.

BDEW: Einspeisung der Solarenergie muss besser gesteuert werden

„Dass wir mit einem erneuten Rekordwert eine derart hohe Quote erreichen konnten, zeigt, wie erfolgreich der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland verläuft“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Erfreulich ist, dass die Erneuerbaren mittlerweile fast durchgängig mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs decken“, sagt sie. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau einher gingen aber auch große Aufgaben, etwa der weitere Netzausbau, betont Andreae.

Dringender Handlungsbedarf bestehe darüber hinaus beim Thema Photovoltaik. Bei weiterhin ungesteuerter Einspeisung könne es passieren, dass an sonnigen Tagen mit geringem Stromverbrauch „ganze Netzstränge zeitweise vom Netz genommen werden müssen“. Um das zu verhindern, brauche es Maßnahmen und Regelungen, die die Netze in Phasen mit sogenannten Einspeisespitzen entlasten, ohne den Erneuerbaren-Ausbau zu bremsen. „Diese Regelungen sollten mit einer Anpassung des Energiewirtschaftsgesetzes so schnell wie möglich beschlossen werden“, drängt Andreae. Auch im Markt macht sich der Solarstrom-Ausbau bemerkbar: Das Jahr 2024 erzielte neben einem Rekord an erneuerbaren Energien auch einen Rekordwert für negative Strompreise. Typischerweise ist der Stromüberschuss an Ostern und Pfingsten besonders hoch.

Auch Professor Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) bezeichnet die Ökostrom-Erzeugung als Erfolgsgeschichte. Er wirbt zugleich für eine stärker heimische Produktion von Solar- und Windenergie-Anlagen.

„Gerade angesichts der hohen Zubauzahlen bei der Photovoltaik ist aber auch darauf hinzuweisen, dass es bisher nicht gelungen ist, die hohen Lieferabhängigkeiten vom Ausland zu reduzieren“, sagt er. Der jüngste Förderaufruf der EU-Kommission im Rahmen des Innovationsfonds biete hier Chancen, wirbt Staiß. In dem Fonds stehen 3,4 Milliarden Euro für die Themenschwerpunkte aus dem Net Zero Industry Act zur Verfügung. Darunter ist auch der Ausbau der Wind- und Solaranlagen-Produktion. „Diese Chance sollte nicht vertan werden“, so Staiß.

Quelle: BDEW | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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