Versorger: hohe Investitionen für Batterien, Strom- und Wärmenetze

Die Mehrheit der Unternehmensverantwortlichen von Energieversorgern erwartet hohe Investitionen in Batterien, Strom- und Wärmenetze. Sie gehen nach einer aktuellen Studie der Managementberatung Horváth davon aus, dass sich die Investitionskosten für den Ausbau von Strom- und Wärmenetzen in den nächsten zwei Jahren mindestens verdoppeln werden. Etwa jeder fünfte Versorger erwarte sogar von eine Verdreifachung der Volumina.
Grund für den Anstieg sind laut Horvath die rasant wachsende Anzahl dezentraler Anlagen aus Elektromobilität und Photovoltaik sowie die zunehmende Elektrifizierung des Wärmemarktes. Zwar sänken parallel die Investitionen in das Gasnetz. Doch dafür kommen zusätzliche Investitionen für Batterien im Flexibilisierungsgeschäft sowie für den Aufbau des Lösungs- und Erneuerbare-Energien-Geschäfts hinzu.
„Ein klassischer Mehrspartenversorger müsste in den kommenden Jahren bei einer Verdopplung der Investitionskosten zwischen 500 und 1.000 Euro pro Kunde und pro Jahr investieren – eine enorme Herausforderung, die häufig neue Finanzierungsmodelle erforderlich macht. Eine klassische Eigenfinanzierung der Stadtwerke reicht nicht mehr aus und führt zu eine höheren Verschuldungsgrad um 0,5 bis 1,5“. Das sagt Matthias Deeg, Studienleiter und Partner bei Horváth.
Die größten Chancen lägen künftig ausgerechnet in den Marktsegmenten, die alles andere als ein „sicheres Geschäft“ seien: Wärme und Flexibilitäten. „Der Wärmemarkt ist reguliert, was gerade vor dem Hintergrund der aktuellen innenpolitischen Unsicherheiten ein Risiko darstellt. Und für die Geschäftsmodelle rund um Flexibilisierung fehlen größtenteils noch notwendige Rahmenbedingungen“, so Deeg.
90 Prozent der EVU steigern Investitionen in Batterien
So ist ab 2035 für die weitere Ausgestaltung der Dekarbonisierung der Wärme unklar, ob es zu einer fortgesetzten Elektrifizierung oder zu einem zunehmenden Einsatz von Wasserstoff kommt. In Bezug auf „Bremser“ für das Flexibilitätsgeschäft nennt Deeg die Herausforderung, die unterschiedlichen Energiequellen, -speicher und -verbraucher bei Privathaushalten auszusteuern, etwa Photovoltaik, Erdwärme, E-Fahrzeuge und andere Speicher, sowie insbesondere die Smart-Meter-Einführung.
Wie die Studie weiter zeige, seien die Energieversorgungsunternehmen (EVU) mehrheitlich auch strategisch noch nicht ausreichend vorbereitet. Lediglich 46 Prozent besitzen in Bezug auf das Flexibilitätsgeschäft ein konkretes Zielbild. Allerdings erwarten rund 75 Prozent, dass EE-Projekte zukünftig mehrheitlich als hybride Anlagen aus Erzeugungsanlage plus Speicher entstehen. Daher steigern 90 Prozent der befragten EVU bis 2027 ihre Investitionen in Batterien. In das Geschäftsfeld „Stand-alone Batterien“, also Speicher zur Energievermarktung am Handel, setzen dabei weniger als die Hälfte hohe Margenerwartungen.
Wenig Hoffnung auf Wasserstoff als Ersatz für Gas
„Das Gasgeschäft steht vor dem Aus und Wasserstoff wird die ursprünglichen Geschäftserwartungen noch nicht erfüllen“, prophezeit Horváth-Partner Deeg. „Die Industrie zieht sich teilweise zurück und setzt verstärkt auf Elektrifizierung als Schlüssel zur Dekarbonisierung.“ Wie die Studie zeigt, geht eine deutliche Mehrheit der Energieversorger davon aus, dass Wasserstoff keine bedeutende Rolle spielen beziehungsweise stark zurückgebaut werden wird. Auch eine Wasserstoff-Beimischung wird nur noch von 23 Prozent erwartet, im Vorjahr waren dies noch doppelt so viele. Investiert wird mehrheitlich nur noch, wenn Vertragspartner die Abnahme vertraglich zugesichert haben. Dies geben 78 Prozent der Befragten zu Protokoll. Zwei Drittel gehen zudem davon aus, dass das Elektrolyseziel der Bundesregierung für 2030, die Einspeisung von mindestens 10 Gigawatt, verfehlt werden wird.
Quelle: Horvath | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH