Fraunhofer ISE: Floating-PV-Anlagen gut für Klimaresilienz von Seen

Im Bild die Floating-PV in Leimersheim, die das Fraunhofer ISE untersucht hat.Foto: Erdgas Südwest GmbH
Leichte Änderungen in der Wassertemperatur und die Nutzung der Photovoltaik-Systeme durch Muschelkolonien könnten im Hinblick auf den Klimawandel auch einen positiven Beitrag zum Zustand der Gewässer leisten.
Messungen des Fraunhofer ISE haben gezeigt, dass die Wasserqualität durch Floating-PV-Anlagen nicht leidet. Die geringere Sonneneinstrahlung unter solchen Anlagen führt zu niedrigeren Wassertemperaturen im Sommer.

Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und der Universität Freiburg untersuchte im Projekt FPV4Resilience über drei Jahre hinweg die Auswirkungen dreier Floating-PV-Anlagen auf künstlichen Seen. Bei keinem der drei Standorte mit unterschiedlichen Solaranlagendesigns und -größen konnten sie deutliche Auswirkungen auf die Wasserqualität feststellen. Leichte Änderungen in der Wassertemperatur und die Nutzung der Photovoltaik-Systeme durch Muschelkolonien könnten im Hinblick auf den Klimawandel auch einen positiven Beitrag zum Zustand der Gewässer leisten.

Die Wissenschaftler:innen des Fraunhofer ISE konnten durch ihre Messungen bestätigen, dass die geringere Sonneneinstrahlung unter der Floating-PV Anlage zu niedrigeren Wassertemperaturen im Sommer führte. Gleichzeitig reduzierte die schwimmende Photovoltaik im Winter den Wärmeverlust der Seen, wodurch die Wassertemperaturen leicht erhöht blieben. Beide Effekte wirkten am stärksten bei der größten Floating-PV-Anlage Sekdoorn bei Zwolle in den Niederlanden. Bei dieser Photovoltaik-Anlage sind die Solarmodule in Ost-West-Belegung auf einer Metall-Unterkonstruktion angebracht, die mittels Schwimmkörpern den nötigen Auftrieb erfährt.

„Die Änderung der Wassertemperatur sowie weitere Faktoren, die wir erfasst haben, wie Sauerstoffgehalt und Nährstoffzusammensetzung hatten in den zwei Jahren der Messungen keine nennenswerte Auswirkung auf die Wasserqualität dieser Gewässer und lagen oftmals im Bereich der Messungenauigkeit“, sagt Konstantin Ilgen, Projektleiter und Wissenschaftler am Fraunhofer ISE. „Mit Blick auf den Klimawandel und damit immer heißere Sommer könnte dieser Effekt in Zukunft jedoch positiv für die Seen sein. Erste Modellierungen weisen darauf hin, auch wenn hier noch mehr Forschung nötig ist.“

Muschelkolonien an Unterkonstruktionen angesiedelt

An zwei der schwimmenden Photovoltaik-Anlagen haben sich an den Unterkonstruktionen Muschelkolonien angesiedelt. Eine genauere Untersuchung der Muscheln an einer Anlage zeigte, dass deren Atmung die Sauerstoffkonzentration im Wasser verringert, die Muscheln aber gleichzeitig das Wasser filtern und Phosphor binden. „Auch konnten wir beobachten, dass oftmals andere, menschengemachte Einflüsse den Effekt der Floating PV-Anlage überlagern. Daran sieht man, wie komplex das Zusammenspiel von wirtschaftlicher Nutzung, Flora, Fauna und der Floating PV-Anlage ist“, so Ilgen. „Wir sind deshalb noch nicht so weit, dass wir die Ergebnisse der letzten drei Jahre auf andere Seen mit Floating-PV übertragen können.“

Strukturierte Beobachtungen der Vogelpopulation an dem See in den Niederlanden dokumentierten 25 Vogelarten auf und am Wasser. Elf davon befanden sich auf der Floating PV-Anlage, darunter auch seltene Vogelarten wie der Kiebitz oder die Bekassine. Die Vögel nutzten die Solaranlage als Rastplatz, als Ausgangsort zum Jagen oder zum Nestbau.

Floating-PV auf drei künstlichen Seen vom Fraunhofer ISE untersucht

Die drei untersuchten, künstlichen Seen liegen in verschiedenen Klimazonen in Leimersheim in Deutschland, im alpinen Toules in der Schweiz und Sekdoorn in den Niederlanden. Sie unterscheiden sich stark hinsichtlich ihrer Belegung mit Photovoltaik und in ihrem Systemdesign und werden als Wasserkraftstausee, beziehungsweise zum Sand- und Kiesabbau genutzt. Zwei der schwimmenden PV-Anlagen sind seit 2019 in Betrieb, die Floating-PV-Anlage in Leimersheim seit Mai 2021.

Das Leistungszentrum Nachhaltigkeit Freiburg (LZN) hat das Forschungsprojekt FPV4Resilience gefördert. Konstantin Ilgen erhält zusätzlich eine Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Form eines Promotionsstipendiums.

Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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