Fortschrittsmonitor: Energiewende fehlt Flexibilisierung

Ein Puzzle mit einem Teil mit der Aufschrift Energiewende als Symbol für die Energiewende im Koalitionsvertrag.Grafik: Coloures-Pic / stock.adobe.com
BDEW und Ey haben ihren neuen Fortschrittsmonitor Energiewende vorgelegt. Es hapert im Strombereich an Flexibiliserung. Außerdem moniert der Bericht eine Stagnation in der Wärmewende sowie mangelnde Aktivitäten bei Wasserstoff.

In ihrem 3. Fortschrittsmonmitor Energiewende konstatieren der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und die Unternehmensberatung Ey insbesondere rund um das Thema Flexibiliserung Defizite. Zwar habe die Energiewende 2024 wichtige Fortschritte gemacht, teilten die Partner mit. Das betreffe insbesondere den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Emissionsminderung. Doch der Weg zur Klimaneutralität bleibe eine Mammutaufgabe. Für die neue Bundesregierung sei der Handlungsdruck hoch, um den Weg für eine erfolgreiche Weiterführung der Energiewende zu ebnen. Als zentrale Hebel benennt der Fortschrittsmonitor folgende Punkte: 

  • Die Planung und Genehmigung von Erneuerbare-Energien-Projekten weiter beschleunigen und den Ausbau synchron mit dem Netzausbau gestalten.
  • Versorgungssicherheit gewährleisten, insbesondere durch den Zubau steuerbarer Kraftwerke, eine stärkere Digitalisierung und den beschleunigten Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur​.
  • Ein zukunftsfähiges Strommarktdesign entwickeln, das flexible Erzeugung und Verbrauch marktwirtschaftlich incentiviert.
  • Die Wärmewende und den Hochlauf der Elektromobilität systematisch vorantreiben und dabei für Kontinuität und Praxistauglichkeit sorgen.
  • Den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aktiv unterstützen, durch verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen und gezielte Förderinstrumente.

Der Fortschrittsmonitor zeige, dass die voranschreitende Energiewende zunehmend eine flexiblere Steuerung von Verbrauch und Erzeugung erforderlich macht. Der dezentrale Einsatz von Speichern, Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen, aber auch von immer mehr Erneuerbaren-Anlagen gewinne an Bedeutung für das Gesamtsystem​.

Dekarbonisierung der Industrie droht zu scheitern

Zugleich benötige die Wasserstoffwirtschaft dringend Impulse. Denn der Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft stockt. Von den angestrebten 10 GW Elektrolysekapazität bis 2030 seien bislang nur 1,6 GW gesichert. Ohne zügige Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen drohe das zentrale Ziel der Dekarbonisierung der Industrie und des Energiesystems zu scheitern​.

Ferner werde auch der Investitionsbedarf für die Netze weiter steigen. Um diesen stemmen zu können, brauchen die Netzbetreiber einen robusten, zukunftsorientierten Regulierungsrahmen und eine international wettbewerbsfähige Verzinsung des eingesetzten Kapitals.

Wärmewende stagniert

Stagnation zeichne trotz klarer Ziele auch die Wärmewende aus. So lag der Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor bei unverändert nur rund 18 Prozent​. Sehr positiv entwickele sich dagegen der Ausbau der Ladeinfrastruktur, der auch ohne staatliche Förderung stark zulegte. Rund 32.000 neue Ladesäulen 2024 sorgten für einen Anstieg der Ladeleistung auf inzwischen 8,4 GW. Allerdings war der Absatz von Elektroautos ist 2024 erstmals rückläufig​. Nationale Förderprogramme liefen aus, was sich unmittelbar negativ auf die Marktentwicklung auswirkte.

„Der Fortschrittsmonitor zeigt: Die Energiebranche ist auf einem guten Weg, aber das Ziel Klimaneutralität ist noch lange nicht erreicht”, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. “Die neue Bundesregierung muss jetzt die richtigen Entscheidungen treffen. Wir brauchen eine konsequente Beschleunigung des Erneuerbaren-Ausbaus, damit wir die gesetzlich festgelegten Ausbauziele auch erreichen. Für ein sicheres Energiesystem braucht es zudem klare Investitionsanreize für Flexibilitäten wie steuerbare Gaskraftwerke und Speicher, aber auch für den Netzausbau.” Gleichzeitig müsse der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft organisiert werden.

Laut Metin Fidan, Partner bei EY sei ein “tragfähiges Rahmenkonzept mit einer klaren Kraftwerksstrategie, einer Synchronisierung des Ausbaus Erneuerbarer Energien mit dem Ausbau der Netze sowie Anreize für den markt- und netzdienlichen Einsatz dezentraler Flexibilitäten wie Speicher, Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge sind unverzichtbare Bestandteile für die gelingende Energiewende.“

Quelle: BDEW | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen