Stunden mit negativen Strompreisen 2025 im Juni auf Allzeithoch

Die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen nimmt seit Jahren deutlich zu. Das ist ein Trend, der sich in diesem Jahr noch einmal stark verstärkt hat. Im Juni 2025 wurden bereits 141 Stunden mit negativen Strompreisen am Day-Ahead-Markt der deutschen Strombörse verzeichnet, berichtet der Stromversorger Tibber. Das ist ein neuer Rekord. Zum Vergleich: Im Juni 2022 waren es gerade einmal 3 Stunden. „2025 wird ein neues Rekordjahr negativer Stromstunden“, sagt Tibber-Deutschlandchef Merlin Lauenburg. „Verglichen damit, was wir in den kommenden Jahren noch erwarten, ist das erst ein Vorgeschmack.“ Der günstigste Nettostrompreis in diesem Juni lag am 22. Juni um 13 Uhr bei minus 9,9 Cent pro kWh.
Auch der Photovoltaik-Anbieter Enpal hat die Stunden mit negativen Strompreisen ausgewertet. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 gab es 389 Stunden mit Preisen unter null. Das sei ein Anstieg von rund 80 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders auffällig: Die Monate Mai und Juni im laufenden Jahr 2025 brachten gleich zwei neue Allzeitrekorde mit 130 und 141 Stunden mit negativen Strompreisen.
Negative Strompreise Zeichen für fehlende Flexibilität
Den absoluten Tiefpunkt im ersten Halbjahr erreichte der Strompreis am 11. Mai um 13 Uhr mit minus 25 Cent pro kWh zu einem Zeitpunkt, an dem Photovoltaik-Anlagen besonders viel Solarstrom erzeugt haben. Im Jahr 2024 lag der Tiefpunkt des ersten Halbjahres am 12. Mai bei minus 13,5 Cent pro kWh. Zum Vergleich: Der höchste Preis des ersten Halbjahres wurde am 20. Januar 2025 mit 58,3 Cent pro kWh erfasst. Das spiegelt die hohe Volatilität des Marktes durch die erneuerbaren Energien wider. „Die Entwicklung im ersten Halbjahr 2025 zeigt deutlich: Der Strommarkt steht unter Reformdruck. Die Rekordzahl an negativen Preisen ist Ausdruck einer wachsenden Diskrepanz zwischen Erzeugung und Nachfrage sowie einem unzureichend flexiblen und digitalisierten Energiesystem mit intelligenten Speichermöglichkeiten“, sagt Enpal-Sprecher Wolfgang Gründinger.
Mehr Smart Meter und dynamische Stromtarife gefordert
Tibber-Deutschlandchef Lauenburg setzt auf dynamische Stromtarife. „Nur mit dynamischen Stromtarifen können Verbraucherinnen und Verbraucher direkt von den negativen Preisen profitieren und haben gleichzeitig Anreize zu einem netzdienlichen Verhalten, das starke Stromüberschüsse ausgleicht“, so Lauenburg
Was beispielsweise E-Auto-Fahrende freut, weil sie ihr Auto günstig laden können, wird zunehmend zu einem volkswirtschaftlichen Problem. Denn die Differenz zwischen Marktpreisen und EEG-Vergütung für die Erzeuger erneuerbarer Energien trägt die Allgemeinheit über Steuermitteln. „Auch deshalb ist es umso wichtiger, dass Privathaushalte in der Breite Anreize dazu bekommen, den Strom dann zu verbrauchen, wenn er dank Überangebot aus Erneuerbaren besonders günstig ist“, sagt Lauenburg. „Dafür brauchen wir endlich Smart Meter und dynamische Tarife in der Breite.“
Negative Stundenpreise bedeuten in den meisten Fällen nicht, dass Haushalte tatsächlich Geld für ihren Verbrauch erhalten. Auf den Börsenpreis werden zusätzliche Kosten wie Netzentgelte, Umlagen, Abgaben und Steuern aufgeschlagen, die sich je nach Netzgebiet unterscheiden können. Es gab in der Vergangenheit aber bereits Preise, die zu real negativen Kosten für Verbraucher:innen geführt haben.
Quelle: Tibber, Enpal | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH