PV Austria: Studie zeigt erstmals Batteriespeicherbedarf

Österreichs Weg zu 100 Prozent erneuerbarem Strom und Klimaneutralität 2040 steht und fällt mit dem Ausbau von Batteriespeicherlösungen. Das zeigt eine neue Speicherstudie vom Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria), der Austrian Power Grid (APG), der TU-Graz und d-fine. Erstmals werden konkrete Zahlen zum Bedarf an Batteriespeichern bis 2030 und 2040 präsentiert – aufgeschlüsselt nach Bundesländern, Bezirksgruppen und Anwendungsbereichen.
„Unsere Studie hat die zukünftigen Bedarfe deutlich gemacht und gibt Österreich ein klares Zeichen. Mit dem Ausbau von Erneuerbaren Energien muss der Ausbau der Batteriespeicher Hand-in-Hand gehen“, so Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria.
Die Studie unterstreicht, dass der Ausbau der Erneuerbaren und vor allem der Photovoltaik entsprechende Speicherlösungen braucht. Für die Energiewende sieht der integrierte österreichische Netzinfrastrukturplan einen Ausbau der PV-Leistung auf 21 Gigawattpeak (GWp) bis 2030 und 41 GWp bis 2040 vor. Aktuell sind rund 9 Gigawatt (GW) PV-Engpassleistung installiert. Um den Sonnenstrom tagsüber zu verteilen, Energiesysteme zu flexibilisieren und fehlende Netzkapazitäten auszugleichen, verbinden Batteriespeicher Erzeugung und Verbrauch.
Zentrale Ergebnisse der Studie von PV Austria
- Der Strombedarf wird sich bis 2040 auf 125 Terawattstunden (TWh) verdoppeln.
- Der Flexibilitätsbedarf – jene Menge an Energie, die man verlagern muss, weil sich Stromerzeugung und Stromverbrauch nicht immer decken – wird sich bis 2040 auf 41 TWh versechsfachen.
- Der Batteriespeicherbedarf wird sich bis 2040 auf 8,7 GW verachtfachen:
o 5,1 GW im Jahr 2030: 3,7 GW Kleinspeicher (Haushalt/Gewerbe) und 1,4 GW Großspeicher
o 8,7 GW imJ ahr 2040: 6,0 GW Kleinspeicher und 2,7 GW Großspeicher. - Der Bundesländervergleich zeigt den größten Batteriespeicherbedarf in Niederösterreich (28 %), Oberösterreich (19 %), sowie der Steiermark (17 %).
Batteriespeicher werden damit essentiell. 2040 wird in etwa gleich viel Batteriespeicher-Leistung notwendig sein, wie Speicherleistung an klassischen Speicherkraftwerken (Pump- und Reservoir-Speicher) in der APG-Regelzone bereits vorhanden ist.
“In einem effizienten energiewirtschaftlichen Gesamtsystem braucht es kapazitätsstarke Stromnetze, ein wesentlich stärker digitalisiertes Energiesystem. Sowie ausreichend Speicherkapazitäten, um die Erzeugungsspitzen der Photovoltaik system- und netzdienlich zu verlagern”, so Gerhard Christiner, APG-Vorstandssprecher.
Die Untersuchungen wurden im Rahmen der Initiative zusammEn2040 mit dem Modellierungssystem der APG durchgeführt.
„Unsere Studie liefert einen klaren Fahrplan für den notwendigen Speicherbedarf in jedem Bundesland. Und zeigt konkrete Wege auf, wie die Energiewende 2030 und 2040 erreicht werden kann. Jetzt ist es an der Bundesregierung und den Bundesländern, zu handeln und die Weichen richtig zu stellen“, so Professorin Sonja Wogrin von der TU-Graz, die die wissenschaftliche Leitung der Studie innehatte.
Investitionen brauchen stabile Rahmenbedingungen
Aus Sicht der Praxis betont Alfred Weinberger, Managing Director der Amarenco Group Solar Austria, die dringende Notwendigkeit, wirtschaftliche Hürden zu beseitigen: „Wenn wir den Ausbau der Erneuerbaren wirklich wollen, müssen wir die Spielregeln so ändern, dass Speicher das Gesamtsystem unterstützen und wirtschaftlich attraktiv für Investoren werden.“
Drei konkrete Forderungen von PV Austria an die Politik:
- Flexible Netztarife und keine Doppelbelastungen
PV Austria fordert die Forcierung flexibler Netztarife und Beseitigung der Doppelbelastung von Stromspeichern. Die doppelte Verrechnung von Netzgebühren und Abgaben bei Stromspeichern ist zu beenden. Eine entsprechende Regelung im Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) ist erforderlich. - Förderung von Markt- und Netzdienlichkeit
Es braucht entsprechende Anreize wie gezielte Förderprogrammen, damit künftig auch großflächig in intelligente PV-Speicherkombinationen investiert wird. Dabei sollte auf dem bestehenden EAG-Investitionszuschuss für PV-Anlagen aufgebaut werden:
> Fixer Fördersatz bis 20 kWh nutzbarer Speicherkapazität; darüber „Umgekehrtes Bieterverfahren“.
Eine entsprechende Regelung im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ist dafür notwendig. - Verfahrensbeschleunigung und kompakte Genehmigungsverfahren für Batteriespeicher-Projekte
Österreichweit braucht es einheitliche, vereinfachte und raschere Genehmigungsverfahren für Batteriespeicherprojekte. Über das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) sind Genehmigungsregelungen auf ein verträgliches und praxistaugliches Minimum zu reduzieren. Ziel ist es, Planungs- und Umsetzungszeiten zu verkürzen und Investitionen in ein stabiles, heimisches Energiesystem nicht unnötig zu verzögern.
„Die Energiewende steht und fällt mit der Verfügbarkeit von Speicherlösungen. Ohne einen konsequenten Ausbau von Batteriespeichern bleiben Sonne, Wind und Wasser ungenutztes Potenzial. Wir fordern die Politik auf, endlich klare Rahmenbedingungen und Investitionsanreize zu schaffen“, so Paierl abschließend.
Quelle: Photovoltaic Austria | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH