Ist Photovoltaik trotz negativer Strompreise wirtschaftlich?

Die Zahl negativer Strompreisstunden steigt. Allein im ersten Halbjahr 2025 waren es insgesamt 389 Stunden mit Preisen unter null, ein Anstieg von rund 80 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Mai und Juni gab es gleich zwei neue Rekorde – mit 130 und 141 Stunden negativen Stromstunden. Daher kommt laut Photovoltaik-Anbieter IBC Solar in Kundengesprächen zunehmend die Frage auf, ob sich eine Investition in eine PV-Anlage unter diesen Vorzeichen wirtschaftlich noch lohnt.
Die aktuell sehr niedrigen, teils sogar negativen Strompreise zeigen laut IBC Solar den hohen Beitrag der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung. Negative Strompreise stellen dabei einen aktuellen Übergang zur Energiewende dar und bieten neue Möglichkeiten für Geschäftsmodelle und einer flexiblen Stromnutzung für Verbraucherinnen und Verbrauchern von Photovoltaik-Anlagen.
Photovoltaik bleibt wirtschaftlich attraktiv
Laut IBC Solar bleiben Photovoltaik-Anlagen eine wirtschaftlich attraktive Investition – sowohl für private Haushalte als auch für Unternehmen, auch wenn die Märkte momentan mit Schwankungen kämpfen. Denn in Phasen mit höheren Strompreisen, wird der Eigenverbrauch automatisch noch attraktiver. In Phasen mit niedrigen Strompreisen hilft eine kombinierte Speicherlösung den günstigen Strom zu sichern.
„Kurzfristige Preisschwankungen sind kein Indiz für eine sinkende Rentabilität von PV-Anlagen“, erklärt Sebastian Geier, SVP Product Management & Engineering bei IBC Solar. „Sie sind ein Symptom der Übergangsphase hin zu einer dezentraleren und nachhaltigeren Energieversorgung. Durch Marktanpassungen, Netzausbau und Speicherzubau werden sich die Preisschwankungen in den kommenden Jahren stabilisieren. Die Schwankungen zeigen vielmehr, dass der Markt in Bewegung ist.“ Die langfristige Perspektive und die Einspeisevergütung von aktuell 7 bis 8 Cent pro Kilowattstunde machen Photovoltaik laut Geier zu einem stabilen Baustein der zukünftigen Energieversorgung. Zwar entfällt die Einspeisevergütung in Zeiten von negativen Strompreisen, dafür verlängert sich der der Vergütungszeitraum von üblicherweise 20 Jahren laut EEG 2023 sich um die Zeiträume der Negativpreise und ist unabhängig vom aktuellen Börsenstrompreis.
Eigenverbrauch schlägt Börsenstrom
Tatsächlich zahlen Haushalte und Gewerbebetriebe mit klassischen Stromverträgen trotz negativer Börsenpreise derzeit rund 25 bis 40 Cent pro Kilowattstunde. Bei dynamischen Stromverträgen wird der negative Strombörsenpreis zwar weitergegeben, dennoch fallen aufgrund von Umlage, Steuern und Co noch 15 bis 20 Cent pro Kilowattstunde an. Dies ist deutlich teurer als selbst erzeugter PV-Strom, der laut IBC Solar weniger als 8 Cent pro Kilowattstunde kosten kann. Wer selbst produzierten Solarstrom also direkt nutzt, vermeidet diese Kosten – das macht jede selbst verbrauchte Kilowattstunde wertvoller als eine eingespeiste.
Mit Energiemanagementsystemen lassen sich Eigenverbrauchsquoten weiter steigern. Diese stimmen Verbraucher wie Elektrogeräte oder Wärmepumpen, Batteriespeicher und dynamische Stromtarife aufeinander ab und ermöglichen so die gezielte Nutzung eigener PV-Produktion.
Energieautarkie statt Abhängigkeit vom Markt
Wer Strom selbst erzeugt, schützt sich vor steigenden Preisen und macht sich unabhängiger von schwankenden Märkten und politischen Vorgaben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege, Lieferengpässen und geopolitischen Entwicklungen ist das für Gewerbe und Eigenheime wichtiger denn je. Darüber hinaus steigert eine Photovoltaik-Anlage den Immobilienwert: Energieeffizienz, Unabhängigkeit vom Netzstrom und nachhaltige Ausstattung zählen heute zu den wichtigsten Kriterien beim Immobilienkauf. Somit macht eine PV-Anlage Häuser und Betriebe ökologisch und finanziell attraktiver.
Speicherlösungen erhöhen den Anteil des direkt genutzten Stroms deutlich – ein großer Vorteil für die Kostenersparnis und Energieautarkie. Jedoch lassen sich viele Ursachen des negativen Strompreises auf fehlende großflächige Speicher und die Flexibilität im Netz zurückführen. Doch hier zeigt sich eine Entwicklung: Neue Speicherlösungen, smartere Tarife und der Ausbau des Netzes werden mittelfristig zu mehr Stabilität führen. Die Preisdynamik wird sich anpassen – die Vorteile dezentraler Eigenversorgung bleiben bestehen.
„Photovoltaik ist nicht nur eine Antwort auf Klimafragen. Sie ist ein wirtschaftlich robuster, zukunftssicherer Teil der Energieversorgung“, so Geier. „Wer heute investiert, profitiert langfristig – durch stabile Kosten, mehr Unabhängigkeit und die Chance, aktiv an der Energiewende teilzunehmen.“ Gerade Installationsbetriebe seien gefragt: Als erste Anlaufstelle für Endkunden sollten sie Missverständnisse aufklären und mit fundierten Fakten argumentieren. In Zeiten wachsender Unsicherheit am Strommarkt sind transparente Beratung und fundierte Einordnung wichtiger denn je.
Quelle: IBC Solar | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH