Forscher:innen simulieren deutschlandweites CO2-Transportnetz

Eine Deutschlandkarte zeigt ein mögliches CO2-Transportnetz für das Jahr 2045.Grafik: Fraunhofer CINES
Beispielhaftes CO2-Netz für das Jahr 2045, modelliert mit der CINES-Methode. Die Speicherung von CO2 im Meeresboden ist nicht als Senke dargestellt, diese spielt in der politischen Diskussion aber eine zentrale Rolle.
Wenn im Jahr 2045 kein CO2 mehr in den Atmosphäre entweichen soll, muss es an seinen Quellen aufgefangen und zu Senken transportiert werden. Im Fraunhofer-Exzellenzcluster CINES haben Forscher:innen nun Szenarien für ein deutschlandweites CO2-Transportnetz entwickelt.

In vielen Bereichen der Industrie wird auch künftig noch Kohlendioxid in erheblichen Mengen anfallen. Damit die Emissionen nicht in die Atmosphäre gelangen, braucht es nach Ansicht von Fraunhofer-Wissenschaftler:innen ein flächendeckendes, sicheres und wirtschaftlich sinnvolles CO2-Transportnetz. Im Fraunhofer-Exzellenzcluster CINES entwickeln Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI und Fraunhofer Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI Szenarien für ein künftiges CO2-Pipelinenetz. Dazu kombinieren sie strategische Standortplanung mit physikalischer Simulation und wollen damit eine belastbare Grundlage für Entscheidungen von Politik, Industrie und Netzbetreibern liefern.

Fraunhofer ISI analysiert, wo in Zukunft CO2-Emissionen anfallen, beispielsweise in der Stahlindustrie, bei der Müllverbrennung oder in chemischen Prozessen. Gleichzeitig erfasst es, wo CO2 als Rohstoff benötigt wird, etwa für sogenannte CCU-Technologien (Carbon Capture and Utilization). Inwieweit die Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage) eine Rolle spielen könnte, lassen die Wissenschaftler:innen in einer Pressemitteilung offen. Auf der Basis der Analyse von Quellen und bilden sie ein realistisches virtuelles CO2-Transportnetz für das Jahr 2045 mit Pipelineverläufen. Dieses berücksichtigt die Topografie, die Transportform gasförmig oder flüssig, Standortdichte und Kosten.

Simulationssoftware prüft CO2-Transportnetz auf Herz und Nieren

Zum Einsatz kommt dabei die Software MYNTS (Multiphysical Network Simulation Tool), entwickelt von Fraunhofer SCAI. Sie simuliert das geplante Netz unter realen physikalischen Bedingungen: Wie entwickelt sich der Druck in der Leitung? Wo stockt der Fluss? Wie viele Pumpen sind nötig?

Dabei berechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch Extremszenarien wie den plötzlichen Ausfall großer Verbraucher. „Mit MYNTS erkennen wir Schwachstellen im System, bevor sie entstehen“, sagt Mehrnaz Anvari, Leiterin des Geschäftsfelds Network Evaluation Technologies bei Fraunhofer SCAI.

Ein zentrales Ergebnis der Berechnungen: Ohne Exportoptionen in Nachbarländer müsste Deutschland deutlich größere Rohrdurchmesser einplanen. Das hätte erhebliche Auswirkungen auf Bau- und Betriebskosten. Daran zeigt sich, wie wichtig internationale Kooperationen im Klimaschutz sind. Doch selbst unter nationalen Bedingungen lässt sich mit kluger Planung und realitätsnaher Simulation ein sicheres, wirtschaftliches und zukunftsfähiges CO2-Transportnetz entwickeln.

Quelle: Fraunhofer SCAI | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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