Historischer Tiefstand bei Photovoltaik-Modulpreisen im August

Ein Haus mit Solaranlage und Geldmünzen, die Preise für Photovoltaik-Module im Juni 2025 sind leicht gefallen.Grafik: Kanisorn / stock.adobe.com
Im August fielen erneut die Preise für Photovoltaik-Module. Hocheffizienz-, Standard-und auch All-Black-Module wurden etwas günstiger. Nur Low-Cost-Solarmodule blieben unverändert.

Die Preise für Photovoltaik-Module sind weiter gesunken. Das geht aus dem Photovoltaik-Modulpreisindex hervor, den der Solarserver in Zusammenarbeit mit der Handelsplattform pvXchange präsentiert. Nach Dezember 2024 ergibt sich wieder ein historischer Tiefstand. „Fast alle Technologieklassen liegen auf oder unter dem Wert zum Jahreswechsel. Das, obwohl der Effizienzwert bei der Klassenunterscheidung zwischen Mainstream- und High-Efficiency-Modulen um einen halben Prozentpunkt nach oben korrigiert werden musste“, sagt pvXchange-Geschäftsführer Martin Schachinger. Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Dies rät Schachinger Photovoltaik-Interessierten, Installateur:innen und Planer:innen in seinem folgenden Gastkommentar:

460 Wattpeak bei Zwei-Quadratmeter-Modulen bereits Standard

Produkte mit einem Wirkungsgrad unter 23 Prozent muss man heute schon suchen, nachdem 460 Wattpeak sich bei den Zwei-Quadratmeter-Modulen mittlerweile als Standard etabliert haben. Aber auch die 500-Watt-Grenze konnte innerhalb dieses, speziell für den Dachbereich gefertigten Formats, bereits geknackt werden. Vom Hersteller AIKO Solar kann man ein Solarmodul unter zwei Quadratmetern und mit der genannten Spitzenleistung nun offiziell erwerben. Dabei haben sich die Zellformate bei vielen Marken nochmals verändert, ohne dass dafür die Modulaußenmaße angepasst werden mussten. Der neue Standard im Dachbereich wird ab sofort ein 48- beziehungsweise 96-Zeller sein mit Halbzellen im Format 182 x 105 Millimeter. Wir werden sehen, wie lange sich dieser Trend nun wieder hält.

Warum sollten die oben angesprochenen Akteure nun aber umgehend tätig werden?

Hierfür gibt es mehrere Gründe, die sich aktuell mehr oder weniger konkret ankündigen. Der erste erwächst aus dem Bestreben auf der Produktionsseite, den mittlerweile ruinösen Preiskampf zu beenden. Auch die chinesische Regierung mischt in der aktuellen Marktsituation mit. Sie streicht schrittweise ihre Vergünstigungen und damit den subventionierten Export von Solarmodulen. Der Versuch, dadurch eine Marktbereinigung zu erreichen und zu einem gesunderen Preisniveau zu kommen, hat bisher zwar nicht geklappt. Aber die Bemühungen werden verschärft und sind somit ernst zu nehmen.

Gleichzeitig steigen die Siliziumpreise durch eine künstliche Verknappung gerade signifikant. Dies ist auf weitere Bemühungen zurückzuführen, die Überproduktion in Asien einzudämmen. Bemerkbar macht sich das Ganze im europäischen Markt dadurch, dass die Modulpreise für Bestellware, also für Artikel, die noch nicht vorproduziert wurden, bereits auf einem höheren Preisniveau liegen als für Ware, die sich in hiesigen Zwischenlagern befindet. Oder die zumindest schon auf dem Weg nach Europa ist. Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass hocheffiziente Solarmodule zumindest im Spotmarkt momentan so preiswert sind, wie noch nie zuvor in der Vergangenheit und möglicherweise auch nicht so bald wieder in der nahen Zukunft. Dies frei nach dem Motto: „Kaufen Sie jetzt, denn billiger wird’s nicht mehr!“.

Aktuelle Nachfragesituation in Deutschland

Demgegenüber steht allerdings die aktuelle Marktsituation. Die Nachfrageschwäche im Frühjahr hat sich zwar im Juli offenbar kurzzeitig erholt. Das zeigen jedenfalls die von der Bundesnetzagentur gemeldeten Zubauzahlen in Deutschland. Ein neuer Boom ist deswegen aber wohl nicht im Anmarsch. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich bereits einige Investoren gedacht haben werden: „Besser wird’s nicht, also warum die geplanten Projekte nicht lieber gleich in die Tat umsetzen.“ Genau diesen Rat möchte ich hier auch geben. Denn die politischen Zeichen in Europa stehen auf Sturm. Dies meint heftigsten Gegenwind gegenüber dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. 

Gegenwind für Ausbau erneuerbarer Energien

Fast alle rechtskonservativen Regierungen schrauben die Unterstützung zurück. Damit gefährden sie die selbst gesteckten Klimaziele – oder sie stellen sie lieber gleich in Frage. Kein Wunder, denn diese werden von höchster Stelle torpediert, nämlich von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen höchstpersönlich. Der noch vor wenigen Jahren ausgerufene European Green Deal wird zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen, insbesondere der USA und Donald Trumps, auf dem Schlachtfeld der internationalen Zollpolitik geopfert. Der Aufschrei innerhalb der Regenerative-Energien-Branche, aber auch vieler weitsichtigerer Wirtschaftsverbände anderer Bereiche ist groß.

Was sagt die Deutsche Politik dazu?

Deutschen Politiker:innen, allen voran Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, fällt dazu nichts Besseres ein, als in vorauseilendem Gehorsam neue Gaskraftwerke ausschreiben zu lassen. Denn irgendwo muss das viele Gas ja verfeuert werden, welches wir Europäer nach dem Willen des amerikanischen Präsidenten in den kommenden Jahren einkaufen sollen. Um künftige Überkapazitäten zu vermeiden und die Angelegenheit noch unwirtschaftlicher zu machen, als sie ohnehin schon ist, würgt man lieber den Ausbau erneuerbarer Energien und intelligenter, anpassungsfähiger Netzstrukturen ab.

Wenn sich diese Politik in Deutschland und Europa durchsetzt, kann sich die Photovoltaikbranche in den kommenden Jahren warm anziehen. Alle Branchenvertreter:innen, die bereits länger aktiv sind, fürchten ein Deja-Vu zu erleben und fühlen sich in die frühen 2010er-Jahre zurückversetzt. Seinerzeit wurden beinahe die komplette europäische Solarindustrie und damit hunderttausende Arbeitsplätze innerhalb der Branche vernichtet. Dies hat die Energiewende um ein komplettes Jahrzehnt zurückgeworfen. Bereits damals waren es vornehmlich CDU-Politiker wie Norbert Röttgen, später Peter Altmaier als Bundesumweltminister sowie Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), die den Kahlschlag zu verantworten hatten.

Was ist zu tun?

Sollte es sich bei Ministerin Reiche tatsächlich um einen ‚Altmaier Case 2.0‘ handeln, müssen wir innerhalb der Branche dringend handeln. Erst einmal sollten noch schnell so viele Photovoltaikanlagen und Energiespeicher wie möglich gebaut werden. Immerhin galt bisher immer noch der Bestandsschutz in der Energiewirtschaft. Dann sollten wir zeigen, dass die von uns eingesetzten Technologien nicht unsicher sind und unvermeidlich den Black-Out provozieren. Sondern sie können netzdienlich oder sogar netzbildend eingesetzt werden. Und wenn das alles noch nicht hilft, müssen wir maximalen Druck aus der Gesellschaft und der Wirtschaft ausüben. Damit die alten Fehler nicht schon wieder gemacht werden. Allzu viele Anläufe, den Klimawandel zu bremsen oder gar umzukehren, bleiben uns vermutlich nicht mehr.

Tabelle: Martin Schachinger / www.pvxchange.com

Über den Autor:
Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und über 30 Jahre im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die Online-Handelsplattform pvXchange.com. Diese richtet sich insbesondere an Großhändler:innen, Installateur:innen und Servicefirmen. Sie können darüber neben Komponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen, die nicht mehr hergestellt, aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen benötigt werden.

Quelle: pvXchange | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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