BSW-Solar: Schlechte Noten für Netzbetreiber:innen – Bundestag muss EnWG nachbessern

Container und PV-Module neben Stromnetz - Symbolbild für Batterie-Speicher und Netzanschluss.Foto: Negro Elkha / stock.adobe.com
Der Zugang zum Stromnetz muss für Betreiber:innen von Solarparks und Großspeichern dringend vereinfacht, vereinheitlicht und stärker digitalisiert werden. Dies ist die Kernaussage einer Branchenumfrage des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) unter Projektierer:innen.

In der aktuellen Umfrage stellen die Solarunternehmen den Netzbetreiber:innen teilweise verheerende Noten aus. Sie kritisieren die schlechte Kommunikation mit vielen der über 800 Netzbetreiber:innen und eine schleppende Bearbeitung von Netzanschlussbegehren.

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, kommentiert: „Eine oft schlechte Kommunikation der Netzbetreiber wird immer mehr zum Bremsklotz für die Energiewende. Die Politik muss sie künftig stärker in die Pflicht nehmen, ihre Prozesse zu standardisieren, zu digitalisieren und Fristen verbindlich einzuhalten.“

Vor diesem Hintergrund appelliert der BSW-Solar an die Mitglieder des Deutschen Bundestages, die heute ins Parlament eingebrachte Energierechtsnovelle für überfällige Nachbesserungen zu nutzen. Andernfalls werde der Netzzugang zunehmend zum „Bremsklotz der Energiewende“.

Was Projektieren:innen kritisieren

Besonders frustrierend ist aus Sicht vieler Photovoltaik-Projektierer:innen die schleppende Bearbeitung von Netzanschlussanfragen für Großbatteriespeicher. Speicher werden jedoch dringend für eine bessere Integration von Erneuerbaren Energien ins Stromnetz benötigt.

Bei der Mehrzahl geplanter Großbatteriespeicher (63 Prozent der geplanten Projekte im Durchschnitt der Befragten), die in Kombination mit einer Photovoltaikanlage (Co-Located) errichtet werden sollen, erhalten die befragten Unternehmen auf die Netzanschlussanfrage entweder keine Antwort, eine Absage oder die Mitteilung, dass bis Ende 2028 kein Netzanschluss möglich sei. Bei Netzanschlussanfragen für Stand-alone-Großbatteriespeicher sind es im Durchschnitt der Befragten sogar acht von zehn (79 Prozent) der geplanten Großbatteriespeicherprojekte.

Hindernisse sorgen für schlechte Schulnoten

Vor diesem Hintergrund wundere die schlechte Bewertung nicht, so BSW-Solar. Fast drei von vier Befragten (72 Prozent) der 75 an der Umfrage teilnehmenden Planer:innen, Projektierer:innen und Installateur:innen bewerten die Kommunikation beim Netzanschlussbegehren mit den Schulnoten 5 oder 6.

Bei der Planung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen sehen die Umfrage-Teilnehmer:innen als größte Hindernisse in der Zusammenarbeit mit den Netzbetreiber:innen eine fehlende Transparenz über Netzkapazitäten. Danach folgen die Nicht-Einhaltung zeitlicher Fristen für Auskünfte seitens der Netzbetreiber:innen. An dritter Stelle stehen unzureichende Personalkapazitäten bei den Netzbetreiber:innen. Das Ergebnis seien langwierige Verzögerungen. Im Schnitt dauere es knapp vier Monate von der Stellung des Netzanschlussbegehrens bis zur Zuweisung eines Netzanschlusspunkts. In Extremfällen könne dies auch mehrere Jahre dauern.

Was der BSW-Solar für seine Mitglieder fordert

Der BSW-Solar appelliert vor diesem Hintergrund an die Mitglieder des Bundestages, im Rahmen der aktuellen Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes:

  • die Netztransparenz durch Einführung unverbindlicher Netzanschlussauskünfte zu erhöhen.
    Dies würde es Projektierer:innen ermöglichen, sich vor dem Stellen eines Netzanschlussbegehrens zu informieren und somit gezieltere Anschlussbegehren stellen zu können.
  • verbindliche Reservierungsmöglichkeiten für Netzkapazitäten zu schaffen.
    Diese sollten in angemessener Form den Projektfortschritt berücksichtigen, um die Planungs- und Investitionssicherheit für Projektierer:innen zu verbessern. Und eine Blockade durch ungenutzte Zusagen zu vermeiden.
  • die Digitalisierung von Netzanschlussbegehren vorzuschreiben.
  • die Fristen im Netzanschlussprozess universell zu gestalten und bei Nicht-Einhaltung zu sanktionieren.
  • ein Recht auf „Überbauung“ von Netzanschlusspunkten für den Anschlussbegehrenden gegenüber dem Netzbetreiber:innen einzuführen. Ziel: limitierte Netze mit Hilfe von Speichern effizienter nutzen zu können. Hintergrund: 90 Prozent der befragten Unternehmen planen in Zukunft Anträge für PV-Freiflächenanlagen in Kombination mit Speichern zu stellen, bei denen die installierte Erzeugungsleistung größer ist als die vereinbarte Einspeiseleistung.

Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft e. V. | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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