Husum Wind unter dem Eindruck des Energiewendemonitorings

Ministerpräsident Daniel Günther bei der Eröffnungsansprache der Messe Husum Wind 2025Foto: Guido Bröer
Ministerpräsident Daniel Günther macht auf der Husum Wind klar, dass er mit den Signalen seiner Parteifreunde aus der Hauptstadt zur Energiewende gewisse Probleme hat.
Heute beginnt die traditionsreiche Messe Husum Wind. Der Branchentreff steht unter dem Eindruck des gestern vorgestellten Monitoringberichts der Bundesregierung und der politischen Diskussion um das weitere Ausbautempo der erneuerbaren Energien. Der bekanntermaßen Windenergie-affine schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nutzte die Bühne in Husum für eindeutige Botschaften an seine Parteifreundin, Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Auf der Eröffnungsveranstaltung sagte der Ministerpräsident bezogen auf den vom Bundeswirtschafsministerium in Auftrag gegebenen Monitoringbericht der Institute EWI und BET: “Ich sehe diese vorgelegten Empfehlungen als eine vernünftige Grundlage, über die wir miteinander sprechen sollten. Aber”, so Günther, der dabei Stefan Rouenhoff anschaut, den anwesenden parlamentarischen Staatsekretär (CDU) aus dem Bundeswirtschaftministerium, “ehrgeizige Ziele heißt auch, ehrgeiziges Handeln, heißt auch Rückenwind!”

BMWE-Staatssekretär bekennt sich zur Windenergie

Rouenhoff, der sein Ministerium in der Rolle des Messeschirmherren vertritt, versuchte, so gut es ging, Befürchtungen der Branche zu zerstreuen, die durch diverse Äußerungen von Ministerin Reiche und auch vom Bundeskanzler über eine mögliche Verlangsamung des Erneuerbaren-Ausbaus getriggert worden waren. Er betonte: “Wir stehen zur Windenergie in Deutschland.”

Aus seiner Position als direktgewählter Bundestagsabgeordner aus Kleve am Niederrhein, versucht es Rouenhoff mit einem persönlichen Bekenntnis zur Windkraft: “Wir haben in meiner Region die Windkraft wirklich deutlich ausgebaut. Und das hat zur lokalen Wertschöpfung in meiner Region beigetragen. Dies sorgt am Ende auch für die notwendige Akzeptanz des Windenergieausbaus bei der Bevölkerung.”

Gegensatz zwischen Monitoringbericht und Schlussfolgerungen

Tobias Goldschmidt, grüner Energieminister aus dem schwarz-grünen Kabinett von Daniel Günther, lässt das dem Vertreter des BMWE aber nicht so durchgehen. Bei der anschließenden Pressekonferenz bezieht er sich auf den Monitoringbericht und den gestern vorgestellten 10-Punkte Plan von Katherina Reiche.

Den Bericht der Institute EWI und BET bewertet er “mit Blick auf die erneuerbaren Energien erstmal ein gutes Dokument, das die Grundlage für so etwas wie einen Energiewendekonsens in unserem Land bilden könnte. Problematisch ist das Narrativ und auch die zehn Punkte der Bundeswirtschaftsministerin, die aus meiner Sicht von dem Willen geprägt sind, zu polarisieren und die verschiedenen Akteure der Energiewende auseinanderzutreiben.”

Goldschmidt sagte weiter: “Hier stehen also zwei Dokumente nebeneinander und ich glaube, dass es unsere Aufgabe ist, aus dem wirklich sehr, sehr guten Energiewendemonitoring eine gute Nachjustierung für die Energiewende zu machen. Was wir nicht brauchen, ist Miesepetrigkeit bei der Energiewende, sondern wir brauchen Zuversicht und klare Planungskorridore.”

VDMA widerspricht Reiche

Auch Dennis Rendschmidt, als Geschäftsführer von VDMA Power Systems Vertreter der deutschen Windkraftindustrie, zeigt sich entsetzt über über die aktuellen Signale, die gestern aus der Bundeshauptstadt kamen: “Die Ambitionslosigkeit dieses Gutachtens, besser gesagt der Deutung dieses Gutachtens durch die Ministerin, ist frappierend. Ausbaupfade, die verlässlich sind, sorgen dafür, dass Wertschöpfung in Deutschland stattfindet. Und ein Rückgang der Ausbaupfade hat den gegenteiligen Effekt.”

Keine Sorgen macht sich der Industrievertreter hingegen wegen des absehbar steigenden Konkurrenzdrucks in den EEG-Ausschreibungen. Rendschmidt teilt die Einschätzung, dass der stark gewachsene Bestand an genehmigten Windparks in Verbindung mit den 2026 planmäßig sinkenden Ausschreibungsmengen voraussichtlich zu einem verstärkten Wettbewerb in den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur führen werde. Und er sagt: “Die Ausschreibungen sind ein gutes Instrument, das dazu führt, Kosten runterzubringen.”

EEG bleibt wichtig

Die Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie, Bärbel Heidebroek, stimmt dieser Aussage zu. Sie bekräftigt auch, dass die EEG-Ausschreibungen für die Windenergie an Land weiterhin ein wichtiges Instrument seien, zumal PPA hier noch eine weitaus geringere Rolle spielen als etwa bei Solarparks.

Vor dem Hintergrund des steigenden Konkurrenzdrucks müsse man allerdings die regionale Verteilung des Windenergieausbaus im Auge behalten, so Heidebroek, damit man “nicht nur an den wettbewerbsfähigsten Standorten, sondern auch in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg Projekte wettbewerbsfähig realisieren kann.” Dies lasse sich aber durch andere Instrumente zusätzlich zu den Ausschreibungen gewährleisten, meint die BWE-Chefin.

Chinesische Aussteller auf der Husum Wind

Den deutschen Windmarkt haben mittlerweile auch Anbieter aus Fernost entdeckt, die auf der Husum Wind in diesem Jahr eine starke Präsenz zeigen. Messe-Chefin Meike Kern bestätigt auf Nachfrage eines Pressevertreters, dass die beiden größten Standflächen von zwei chinesischen Unternehmen gebucht worden seien. Insgesamt seien 20 Aussteller aus China auf der Messe vertreten.

Autor: Guido Bröer | Solarthemen Media GmbH

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