Flugwindkraft: Hawk-System von Kitepower absolviert 170 Testflüge

Ein Drachen fliegt vor Windenergieanlagen, Kitepower testet sein Flugwindkraft-System in Irland.Foto: Kitepower
Die durchschnittliche Dauerleistung des Hawk-Systems liegt bei rund 30 Kilowatt.
Der Energiekonzern RWE testet gemeinsam mit dem Hersteller Kitepower die Flugwindkraft-Technologie, die mit Drachenkraft Höhenwinde für die Stromerzeugung nutzbar macht. Für die nächsten Entwicklungsschritte hat Kitepower eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.

Mit dem 170. Flug ihres Hawk-Systems haben das niederländische Unternehmen Kitepower und der Energieversorger RWE einen Meilenstein in der Entwicklung der Höhenwindenergie erreicht. Der Testbetrieb in Bangor Erris, in der irischen Grafschaft Mayo, zeigt: Die Flugwindkraft-Technologie von Kitepower ist einsatzreif und eröffnet neue Perspektiven für die Stromversorgung an Land wie auf See.

Energieversorger wie RWE prüfen zunehmend innovative Technologien, um ihre Portfolios an erneuerbaren Energien zu diversifizieren. Daher das Interesse an Höhenwind-Technologie, die bestehende Investitionen in Offshore- und Onshore-Wind, Photovoltaik und Batteriespeicher ergänzen könnte. Die Ergebnisse in Irland zeigen laut dem Hersteller Kitepower, dass diese Technologie das Potenzial hat, eine neue Säule der Erneuerbaren zu werden.

Kitepower nutzt einen Drachen, um Windenergie aus größeren Höhen zu gewinnen. Das System operiert dabei in Höhen von 250 bis 500 Metern. Der Kite hat eine Fläche von 60 Quadratmetern, ist 80 Kilogramm leicht und besteht aus einer Mischung aus aufblasbaren und starren Glasfaserbauteilen. Über eine ultrareißfeste Dyneema-Leine ist er mit einer Bodenstation verbunden, die in einem 20-Fuß-Container untergebracht ist.

Im Flug zieht der Drachen an der Leine. Diese Zugkraft treibt einen Generator an, der mechanische Energie in Strom umwandelt. Gesteuert wird das System über die Kite Control Unit (KCU), die den Kite automatisiert fliegt. So entsteht kontinuierlich Energie, selbst bei schwankendem Wind. Der Materialaufwand ist dabei minimal. So werden keine tonnenschweren Türme und keine riesigen Fundamente benötigt. Das macht Kitepower-Systeme mobil, kosteneffizient und flexibel. Flugwindkraft-Systeme können dort arbeiten, wo klassische Windräder an ihre Grenzen stoßen wie etwa im netzfernen Einsatz oder auf Offshore-Plattformen.

Flugwindkraft-Systeme können Dieselgeneratoren in netzfernen Regionen ersetzen

Seit September 2023 testet Kitepower sein Hawk-System in Irland. Dabei konnten die Ingenieurinnen und Ingenieure 170 Starts und Landungen erfolgreich absolvieren. Die durchschnittliche Dauerleistung liegt bei rund 30 Kilowatt. Mit einem größeren Falcon genannten Flugwindkraft-System sind sogar bis zu 100 Kilowatt möglich. „Unser Ziel war, die Technologie unter möglichst realistischen Bedingungen zu erproben“, erklärt Pieter Willems, CEO von Kitepower. „Wir haben gezeigt, dass wir den Drachen sicher starten, landen und steuern können und das Tag für Tag, bei unterschiedlichsten Windlagen. Jetzt geht es darum, die Leistung weiter zu steigern und konkrete Anwendungen zu entwickeln.“

Über klassische Netzanbindungen hinaus erschließt Kitepower neue Märkte. Ein Beispiel sind Ladepunkte für Elektrofahrzeuge entlang von Autobahnen. Airborne Wind Energy kann Schnellladestationen bereits mit Strom versorgen, bevor der Rastplatz überhaupt ans Netz angeschlossen ist. Und sobald der Anschluss erfolgt ist, speist das Kite-System weiterhin eine stationäre Batterie, die bei Spitzenlast zusätzliche Energie bereitstellt. Kitepower-Systeme können zudem Dieselgeneratoren in netzfernen Regionen ersetzen – etwa auf abgelegenen Baustellen, in Katastrophengebieten oder bei Forschungsstationen. Dieses Jahr setzte Kitepower ein System für das Bauunternehmen Dura Vermeer in den Niederlanden ein, das damit seine elektrischen Bagger und Lkw auflud. Die Kite-Systeme lassen sich in Containern transportieren, sind schnell aufgebaut und liefern sofort erneuerbaren Strom.

Irland ideales Testfeld für Flugwindkraft von Kitepower

Bangor Erris, an der windreichen Westküste Irlands, bietet ideale Bedingungen, um Kitepower ausgiebig zu testen. Der Standort zeichnet sich konstante und oft wechselnde Windgeschwindigkeiten aus. Zwei festangestellte Mitarbeiter und zwei Ingenieurpraktikanten betreiben dort die Teststation mit mehreren Flügen pro Tag, abhängig vom Testprogramm.

Kitepower plant, die Testreihen auszuweiten und auch ihr Falcon-System zu erproben. RWE begleitet die Entwicklung mit Blick auf künftige Integration ins eigene Portfolio, wobei Offshore-Windparks und hybride Lösungen aus Windenergie, Photovoltaik und Batteriespeichern einen vielversprechenden Ansatz bieten.

Um den nächsten Entwicklungsschritt zu finanzieren und die Flugwindkraft-Technologie schneller in den Markt zu bringen, hat Kitepower eine Crowdfunding-Kampagne auf dem Portal FunderNation gestartet. Interessierte Investorinnen und Investoren können sich direkt an der weiteren Entwicklung des Unternehmens beteiligen und von seinem kommerziellen Wachstum im Jahr 2026 profitieren.

In Deutschland entwickelt das Unternehmen Enerkite Flugwindkraft-Anlagen. Seit dem Solarpaket I ist Flugwindenergie Teil der EEG-Förderung.

Quelle: Kitepower | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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