Grüne Energieforschung für Wirtschaftsstandort Deutschland

Unverkennbar ist schon im Konferenztitel, mit welchem neuen Zungenschlag die führenden außeruniversitären Energieforschungseinrichtungen der Bundesregierung im Wettstreit um finanzielle Ressourcen die Wichtigkeit einer weiteren Förderung ihrer Energie(wende)forschung verdeutlichen wollen. Bei der Konferenz des FVEE geht es neben der wissenschaftlichen Diskussion schließlich auch um einen alljährlichen Status- und Rechenschaftsbericht gegenüber den Bundesministerien, die die Forschungsetats des Energieforschungsprogramms verwalten.
Energieforschung als Wettbewerbsvorteil
Gastredner Dennis Rendschmidt Geschäftsführer von VDMA Power Systems betonte. Die Industrie brauche Energieforschung,. Er sagte, „dass es nicht nur darum geht, die Forschung im Energiebereich zu verstehen als einen Beitrag zur Klimapolitik, sondern sie ist eben auch ein Beitrag zur Industriepolitik und auch ein Beitrag zum Standort Deutschland und zur Sicherung der Wertschöpfung.
Mehr Geld für Energieforschung
Als Vertreterin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das den Löwenanteil der Projektmittel für die angewandte Energieforschung verwaltet, machte Abteilungsleiterin Stephanie von Ahlefeld den anwesenden Forscher:innen Hoffnung auf steigende Etats.
Habe 2024 das Ministerium im letzten Ampeljahr 2024 mit über 620 Millionen Euro etwa 5.300 laufende Projekte der angewandten Energieforschung gefördert, so sei perspektivisch für 2026, nach dem Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt mit weiter wachsenden Mitteln für die Energieforschung zu rechnen, so von Ahlefeld: „Wenn das Parlament den Regierungsentwurf des Bundeshaushalts bestätigt, werden wir im nächsten Jahr deutlich mehr Mittel für die Energieforschung bereitstellen können.”
Auf der zweitägigen Tagung des FVEE präsentieren die Forschenden und ihre Partner in Industrie, Stadtwerken und Verbänden ihre aktuellen Projekte, mit denen sie zur Wertschöpfung am Wirtschaftsstandort Deutschland beitragen und zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen wollen.
Internationaler Wettbewerb um Energieforschung
„Die deutschen Unternehmen für grüne Technologien und Dienstleistungen befinden sich in einem harten, internationalen Wettbewerb. Die Innovationen aus unseren Energieforschungsinstituten bieten ihnen hier klare Wettbewerbsvorteile und stärken so den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt Tagungsleiter Hans-Peter Ebert vom Center for Applied Energy Research.
Der zweite Tagungsleiter, Mario Ragwitz vom Fraunhofer IEG, bestätigt: „Die Energieforschung spielt eine entscheidende Rolle für das Erschließen der global wachsenden Märkte für Green-Tech. Forschung ist der Innovationstreiber bei der Produktion zentraler Energiewende-Technologien wie Solarzellen, Windenergieanlagen, Power-to-X-Anlagen oder Energiespeichern und bringt die Digitalisierung der Energieversorgung voran.“
Energieforschung für den Weltmarkt
Keynote-Sprecherin Britta Buchholz, bei der Hitachi Energy Germany AG als Vizepräsidentin für aktive Verteilnetze zuständig, zugleich Vorsitzende im Beirat des 8. Energieforschungsprogramms des Bundeswirtschaftsministeriums und Vorsitzende der Energietechnischen Gesellschaft im VDE beschrieb konkrete Herausforderungen beim Umbau des Energiesystems. Um diese zu bewältigen sei angewandte Forschung wichtig: „Neue Betriebsmittel und Betriebskonzepte müssen mit Partnerschaften gemeinsam so entwickelt werden, dass sie erfolgreich implementiert und über Deutschland hinaus skaliert werden können.“
Als Beispiel dafür zeigte Stefan Mecke von der Salzgitter AG die Aktivitäten seines Konzerns zum Umbau des niedersächsischen Werks auf eine wasserstoff-basierte Stahlerzeugung. Die beeindruckenden Baumaßnahmen sind in vollem Gange. Und Mecke machte deutlich, dass der Umbau sich in der Erwartung des Unternehmens mithilfe eines europaweit verlässlichen CO2-Preises rentieren werde. Ohne CO2-Bepreisung sei die Umstellung auf eine wasserstoffbasierte Reduktion der Eisenerze sei freilich nicht möglich. Die grüne Stromversorgung für die neuen Verfahren versucht der Salzgitterkonzern derzeit über umfangreiche PPAs sicherzustellen. Wobei sich mehrere Windenergieanlagen bereits auf dem eigenen Werksgelände drehen.
BioEnergie bleibt aktueller Forschungsgegenstand
Quasi als Gegenstück zur Perspektive der wasserstofforientierten Großindustrie präsentierte Bernhard Wern vom Forschungsinstituit IZES, wie kleine und mittlere Unternehmen mithilfe von Biomasse ihren Prozessenergiebedarf klimaneutral decken können. Und Maximilian Zingelmann, Bereichsleiter der Stadtwerke Prenzlau, erklärte gestern, wie sein Unternehmen die Transformation der Wärmeversorgung schafft, indem es eine mit der deutschen Wiedervereinigung aufgegebene Tiefengeothermiebohrung nach 35 Jahren Erdagsabhängiogkeit quasi reaktiviert und damit die Transformation schafft. Unterstützt wird das Stadtwerk dabei vom Fraunhofer-Institut für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien (IEG).
Spin-offs aus der Energieforschung
Auch Start-Ups und Spin-offs warben vor der Forschungsgemeinde für ihre innovativen Lösungen. Denn immer wieder entstehen marktfähige Ideen aus der Forschung heraus, mit denen dann junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Unternehmen gründen. Da werden Biogasanlagen mit KI flexibilisiert, Abwärme wird hocheffizient genutzt und für Batterien entstehen in Ultraleicht-Bauweise, um sie in LKW und Flugzeugen zu verbauen.
Ohnehin ist Batterieforschung entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Deutschland von strategischer Bedeutung. Das betrifft alle Schritte von der Materialentwicklung über Prozessoptimierung und industrielle Hochskalierung bis hin zu nachhaltigen Recyclingstrategien. Isabelle Südmeyer vom KIT stellt auf der FVEE-Tagung den aktuellen Stand der Forschung vor.
Auch die Windenergie-Forschung arbeitet eng mit der Industrie zusammen. Jan Teßmer vom DLR berichtet über Industriekooperationen wie den Forschungswindpark WiValdi mit Enercon, das Forschungstestfeld WINSENT im bergig-komplexen Gelände und die wissenschaftliche Begleitung industriell ausgerichteter Projekte im Oldenburger Zentrum für Windenergieforschung ForWind.
Bei der Planung und Installation von Offshore-Windparks bestehen sehr hohe technische Risiken. Gino Frielinghaus vom Fraunhofer IWES zeigt deshalb, was die Forschung zur Baugrunderkundung für die Risikominimierung leistet. Der marine Untergrund wird mit innovativen, hochauflösenden Verfahren untersucht und kritische Strukturen wie Gasschichten, Findlinge und Sedimentgrenzen werden erfasst. So finden Wissenschaftler etwaige Installationshindernisse frühzeitig und Installationsabbrüche lassen sich vermeiden, was Kosteneinsparungen ermöglicht.
Innovationen für eine effiziente Wärmewende
Fraunhofer ISE und Vaillant wollen am heutigen Mittwoch in einem gemeinsamen Beitrag zeigen, wie Forschung die deutsche und europäische Wärmepumpen-Industrie unterstützt. Demnach können Innovationen für Materialien, Komponenten, Systemintegration und Digitalisierung dazu beitragen, Wertschöpfung und auch Fertigung in Europa weiter zu ermöglichen.
Für die Wärmewende im Quartier untersucht Bastian Büttner vom CAE wie die Innovationen aus der Forschung mit industrieller Wertschöpfung ineinandergreifen und wie auch die Immobilienwirtschaft und die lokale Politik zur Umstellung auf eine dekarbonisierte Quartierswärmeversorgung beitragen und somit regional wirtschaftliche Impulse setzen können.
Forschung für klimaneutrale stoffliche Energieträger
Unter dem Motto „Elektrolyse made in Baden-Württemberg“ ist ein Transfer der Elektrolysestack-Technologie aus der Forschung des ZSW in Stuttgart bis zur Anwendung beim Automobilzulieferer EBZ SysTec gelungen.
Jens Artz vom Forschungszentrum Jülich zeigt, wie das rheinische Braunkohlerevier zu einer Demonstrationsregion werden kann für die Speicherung, den Transport und die Nutzung von Wasserstoff.
Quelle: FVEE | © Solarthemen Media GmbH | www.solarserver.de