Atomkraft-Betreibergesellschaft pleite: Neue Milliarden-Kosten für Steuerzahler

Ein Sicherheitshelm, Photovoltaik und Windenergieanlagen, preiswerter Atomstrom ist laut LEE NRW nur ein Märchen.Foto: www.freund-foto.de / stock.adobe.com
Nur die erneuerbaren Energien verursachen keine Ewigkeitskosten.
Politiker wie Bundeskanzler Merz wollen zurück zur Atomkraft. Die Pleite der Betreibergesellschaft des Thorium-Hochtemperaturreaktors (THTR) zeigt laut dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW aber, dass preiswerter Atomstrom nur ein Märchen ist.

Vor wenigen Tagen hat die Betreibergesellschaft des Thorium-Hochtemperaturreaktors (THTR) in Hamm-Uentrop Insolvenz angemeldet. Der THTR, der in den 1970er und 1980er wegen seines angeblich innovativen Reaktorkonzeptes mit kugelförmigen Brennelementen als großer Hoffnungsträger der deutschen Atomwirtschaft galt, war wegen zahlreicher Störungen nur 423 Tage in Betrieb. Im Jahr 1989 hat man ihn endgültig vom Netz genommen. Seit dieser Stilllegung sind unter anderem für eine aufwändige Kühlung Kosten von weit mehr als 400 Millionen Euro angefallen.

Dabei wird es nicht bleiben. Nur für den ab 2030 geplanten Rückbau des Nuklearmeilers rechnen Expert:innen mit Kosten von über einer Milliarde Euro gerechnet. Das Betreiberkonsortium, dem unter anderem ein Tochterunternehmen des RWE-Konzerns sowie mehrere Kommunalversorger aus Bielefeld, Hagen, Wuppertal und Aachen angehören, kann diese Summe nicht stemmen und hat Insolvenz angemeldet. Absehbar ist, dass die Steuerzahler das Geld aufbringen müssen.

Ewigkeitslast des Atomstroms nicht eingerechnet

„Dabei reden wir nur über die Rückbauarbeiten, von den Kosten für die jahrzehntelange Endlagerung ist bislang mit keiner Silbe gesprochen worden“, sagt Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). Wer heute noch auf politischem Terrain sich mit dem Hinweis auf den angeblich preiswerten Atomstrom für eine Renaissance der Atomenergietechnologie hierzulande stark mache, „belügt Bürgerinnen und Bürger ganz unverfroren.“ Denn, so Vogel, „die angeblichen ökonomische Vorteile für Atomkraft brechen in sich zusammen, sobald man die tatsächlichen Kosten einrechnet. Nicht nur den Bau, sondern auch den Rückbau, den Abfall, die Sicherheit und die Zeit, wie jüngst das Beispiel THTR in Hamm zeigt – ein Berg aufgeschobener Rechnungen als Ewigkeitslast.“

Die künftige Stromversorgung könne nur komplett auf erneuerbare Energien beruhen. „Bei Wind, Sonne und Biomasse fallen später keine Ewigkeitslasten an“, bestätigte jüngst auch die NRW-Landesregierung bei der Beantwortung einer Großen Anfrage (Drucksache 18/15835).

Anders sieht es nach Einschätzung des LEE NRW bei der von der schwarz-roten Bundesregierung verstärkten Erdgasnutzung aus. Denn das dabei freigesetzte Kohlendioxid belastet noch nach hundert Jahren die Atmosphäre und heizt die Klimakrise weiter an. Und es wird nicht besser, wenn man dabei auf die Carbon Capture and Storage-Technologie (CCS) setzt. „Niemand kann heute seriös sagen, ob dieser unterirdische Einschluss wirklich hundertprozentig sicher ist und welche Kosten damit verbunden sind und wer das bezahlen soll“, so Vogel.

Kommunale Versorger betroffen

Dass eine Reihe kommunaler Versorger von der Insolvenz der THTR-Betreibergesellschaft betroffen sind, sollte nach Vogels Worten „die Politiker in den jeweiligen Städten sehr nachdenklich machen.“ So rechnen beispielsweise die Stadtwerke Bielefeld mit möglichen Zusatzbelastungen von bis zu 80 Millionen Euro. Auch Mark-E in Hagen und die Wuppertaler Stadtwerke haben dem Vernehmen nach bereits zweistellige Millionenrückstellungen gebildet. „Dieses Geld fehlt diesen Unternehmen demnächst, um in erneuerbare Energien zu investieren und die kommunale Wärmewende voranzutreiben“, so Vogel. „Der gescheiterte Reaktor in Hamm muss für die Energiewirtschaft ein dauerhaftes Mahnmal sein, dass sie nicht noch einmal dem Märchen vom preiswerten Atomstrom verfällt.“

Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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