Heizen mit Wasserstoff: knapp, teuer und ineffizient


WasserstoffFoto: Shawn Hempel / stock.adobe.com
Fünf erfahrene Institutionen haben zum Thema Heizen mit Wasserstoff ein Positionspapier vorlegt. Darin kommen sie zu dem eindeutigen Ergebnis, dass Wasserstoff hier allenfalls eine untergeordnete Rolle spielen kann.

Die fünf Institutionen, die sich jetzt zum Thema Heizen mit Wasserstoff positioniert haben, befassen sich jeweils schon sehr lange aus unterschiedlichen Perspektiven mit Energie. Es die Autor:innen Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW), Sebastian Herkel, Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Prof. Martin Pehnt, Geschäftsführer des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu), Matthias Reuter vom Verband der regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen Baden-Württemberg (rEA BW) und Maike Schmidt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW).

Das ausführliche Positionspapier „Wasserstoff zur Wärmeversorgung – Chancen und Limitierungen“ ist auf der Internetseite der KEA-BW verfügbar.

Wasserstoff erforderlich, aber nicht fürs Heizen

Sie knüpfen an der Annahme an, grüner Wasserstoff gelte als unverzichtbarer Baustein für ein klimafreundliches Energiesystem. Sie stützen die Aussage, dass vor allem energieintensive Branchen wie Stahl und Chemie ihn brauchen, um treibhausgasneutral zu werden. Doch Für die Beheizung von Gebäuden werde der chemische Energieträger allenfalls eine untergeordnete Rolle spielen, so die Expert:innen. Ihre Hauptgründe für die Skepsis: Grüner Wasserstoff bleibe auf absehbare Zeit knapp und teuer. Zudem sei der Einsatz zur Erzeugung von Raumwärme ineffizient. Hier böten sich eher Wärmepumpen und Wärmenetze an. 



Die Expert:innengruppe konstatiert, ein treibhausgasneutrales Energie- und Wirtschaftssystem sei zwingend auf CO2-frei produzierten Wasserstoff angewiesen. Ohne ihn sei der erforderliche vollständige Verzicht auf fossile Energieträger und Rohstoffe nicht möglich. Dabei könne der chemische Energieträger in großem Maßstab dort erzeugt werden, wo ausreichend erneuerbarer Strom und Wasser zur Verfügung stehen. Er lasse sich flexibel herstellen und nutzen und ermögliche, erneuerbare Energien in die Sektoren Industrie und Mobilität zu bringen.

Große Hoffnungen lägen auch auf dem Einsatz von Wasserstoff in der Wärmeversorgung von Gebäuden, erklärt das Team. Denn der Einbau neuer mit Erdgas betriebener Heizungen werde künftig eingeschränkt. Erlaubt bleibe der Einsatz von neuer Gasheizungen künftig – je nach Gemeindegröße ab Mitte 2026 oder Mitte 2028 – nur für Anlagen, die sich mit klimaneutralem Wasserstoff oder Biomethan betreiben lassen.

Hohe Kosten, Verfügbarkeit unsicher, energetisch nicht sinnvoll



Das Problem an dem Plan, so argumentieren die Autor:innen rund um den Initiator Volker Kienzlen, sei die geringe Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff. Er werde künftig vor allem in der Industrie benötigt. Für den Gebäudesektor blieben daher, wenn überhaupt, nur geringe und teure Restmengen. Hinzu kämen hohe Kosten für die Umrüstung sogenannter H₂-ready-Heizungen auf den Betrieb mit reinem Wasserstoff. Technisch sei das bislang noch nicht in großem Maße möglich. 



Zudem sei für den Wechsel auch eine Umstellung des deutschen Gasnetzes auf Wasserstoff erforderlich. Das sei zwar technisch machbar, doch die Hürden seien enorm, so die Expert:innen. Parallel stiegen außerdem die Kosten für Erdgas infolge höherer CO₂-Bepreisung und sinkender Nutzerzahlen im Netz. Damit werde der Betrieb gasbasierter Heizsysteme langfristig immer teurer. Auch energetisch überzeugt Wasserstoff in der Gebäudeheizung nach Aussage der Verfasser:innen nicht. Für die gleiche Wärmemenge werde für die Herstellung von Wasserstoff vier- bis sechsmal mehr Strom benötigt als beim Einsatz einer Wärmepumpe.

Quelle: KEA-BW | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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