Studie: Wie Biogas fossiles Erdgas in Deutschland ersetzt

Grafik zeigt erhebliche Potenziale zum Ausbau von Biomethan.Grafik: IZES
Biomethan hat erhebliches Potenzial, insbesondere, wenn man BNiogasanlagen umrüstet und künftig das dabei anfallende CO2 mit grünem Wasserstoff zu weiterem Methan synthetisiert.
Biogas statt fossiles Erdgas: eine Studie zeigt, dass bei konsequenter Unterstützung in wenigen Jahren Biomethan aus Biogasanlagen den Bedarf an Erdgas signifikant senken kann.

Biogas kann Erdgas deutlich schneller und umfassender ersetzen als bisher von der Bundesregierung angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES gGmbH), über die der Fachverband Biogas e. V. berichtet. Die Ergebnisse stellten die aktuelle Planung der Kraftwerksstrategie infrage und zeigen, dass teure fossile Lock-in-Effekte vermieden werden können.

Potenziale in Leitszenarien systematisch unterschätzt 

Die IZES-Forschenden verglichen die realen Möglichkeiten der Biogasbranche mit den Annahmen gängiger Energiesystemstudien, die der Politik als Entscheidungsgrundlage dienen. Das Fazit: Das Potenzial von Biogas wurde systematisch unterschätzt.

Laut der neuen Studie kann Biogas bereits Mitte der 2030er-Jahre signifikante Erdgasanteile im Strom- und Wärmesektor sowie Wasserstoff in zahlreichen Anwendungen ersetzen – sei es durch flexible Vor-Ort-Verstromung oder die Aufbereitung zu Biomethan. Dies widerspricht der These, dass Deutschland zwingend im großen Stil neue H2-ready-Gaskraftwerke bauen muss, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

„Es ist ökonomischer und ökologischer Irrsinn, jetzt Milliarden in neue fossile Gaskraftwerke zu investieren, die frühestens in den 30er-Jahren ans Netz gehen. Unsere Bestandsanlagen sind bereits da. Wenn Biogas schon Mitte des nächsten Jahrzehnts massiv Erdgas substituieren kann, brauchen wir eine Strategie für den Bestand und keine teuren Neubauten für fossiles Gas.“ Das sagt Horst Seide, scheidender Präsident des Fachverbandes Biogas.

Der Verband hatte schon mehrfach darauf hingewiesen, dass der Ausbau von Biogas günstiger sei als neue Gas-Kraftwerke zu bauen.

Die Studie betont, dass eine Stärkung der Biogasnutzung nicht nur die Resilienz des Energiesystems erhöht, sondern auch volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Durch die Nutzung vorhandener Infrastrukturen ließen sich teure Importabhängigkeiten reduzieren. Zudem leiste Biogas durch die Verwertung von Reststoffen und die Substitution von mineralischem Dünger einen essenziellen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Landnutzung.

Potenzial systematisch unterschätzt

Dr. Patrick Matschoss, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsfeld Stoffströme des IZES, erklärt die Diskrepanz zu früheren Daten: „Sowohl bei der Verstromung als auch bei der Aufbereitung zu Biomethan und in der stofflichen Nutzung hat Biogas viel mehr Potenzial als offiziell angenommen. Viele bisherige Studien haben die Bandbreite von Biogas nicht in Gänze betrachtet.“

Der Fachverband fordert von der Politik, die Erkenntnisse der IZES-Studie in die laufenden Debatten um das Biomassepaket, die Kraftwerksstrategie, das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) und die Gasnetzzugangsverordnung einfließen zu lassen.

“Die IZES-Studie liefert die wissenschaftliche Basis für eine Kurskorrektur: Biogas statt Erdgas”, so Seide. “Die Bundesregierung muss dazu eine klare Biogas- und Biomethanstrategie auf den Weg bringen, wie andere Länder in Europa auch.“

Quelle: Fachverband Biogas | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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